Im Ruecken steckt das Messer - Geschichten aus der Gerichtsmedizin
möglichst rasch herauszukommen: Angeblich hat das schon funktioniert.
Die Gefahr kann aber auch woanders lauern. Es gab den Fall von drei Pilgern, die sich auf einer Wallfahrt zu dem wundertätigen Quellwasser einer Waldkapelle in Mittelitalien befanden. Als sie in einem unterirdischen Gewölbe von diesem Wasser trinken wollten, starben sie. Die aufsteigenden Schwefeldämpfe hatten sie erstickt.
Schließlich soll Schwefelwasserstoff auch an einigen antiken Orakelstätten aus dem Boden gekommen sein. Die Hellseherinnen waren, auf ihrem Dreifuß sitzend, den aus einer Erdspalte hervordringenden Gasen ausgesetzt, wurden betäubt, stammelten einige Worte, und die Priester setzten diese dann zu einem zweideutigen Orakelspruch zusammen.
Esst nur junge Pferde!
In den »Mitteilungen der Österreichischen Sanitätsverwaltung« werden regelmäßig Empfehlungen und Entscheidungen der Gesundheitsbehörden publiziert. Wegen der geringen Lesefrequenz dieser Zeitschrift ist es in der Praxis so, dass diese »Mitteilungen« unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Das ist schade, denn so gehen wertvolle Informationen an den Konsumenten
vorbei. Beispiel aus Heft 4, 98. Jahrgang: Erlass der Frau Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und Verbraucherschutz vom 17. März 1997, GZ 32.110/1-VI/B/1b/97:
Das Bundeskanzleramt gibt aufgrund des Beschlusses der Kommission zur Herausgabe des Österreichischen Lebensmittelbuches (Codexkommission) folgende Empfehlung für den Konsum von Niere sowie Leber von Pferden bekannt:
»Wegen des hohen Cadmiumgehalts soll Niere sowie Leber von Pferden, die älter als zwei Jahre sind, nicht konsumiert werden.«
Hoffentlich behält der neue Bundeskanzler die gute Sitte bei, uns über die von Pferden drohende Gefahr zu informieren. Jedenfalls lohnt sich hin und wieder ein Blick in das Lebensmittelbuch.
Tot oder schön - je nach Dosis
Das Botulinus-Toxin ist das wirksamste bekannte biologische Gift. Wird dasselbe durch den Magen-Darm-Trakt aufgenommen, so liegt die tödliche Dosis für den Menschen bei 0,001 Milligramm, d.h. mit einem Gramm der Substanz könnte man 100 Menschen vergiften. Wird das Toxin jedoch injiziert, so wirken bereits 0,003 Mikrogramm tödlich. Mit 3 Gramm Toxin wäre es daher möglich, die unfassbare Zahl von 1 Milliarde Menschen, d. h. ein Sechstel der gesamten Erdbevölkerung umzubringen.
Das Gift ist also derart wirksam, dass man ruhig sagen kann, es sind bereits einige wenige Moleküle eine giftige Dosis. Die Giftsubstanz wird von Bakterien erzeugt und an die Umgebung abgegeben, z. B. in Nahrungsmitteln. Der klassische Fall ist eine Wurst- oder Konservenvergiftung: Etwa die Hälfte der betroffenen Personen stirbt daran. Es handelt sich um ein Nervengift, wobei die Impulse von den peripheren Nerven zu den versorgten Muskelfasern blockiert werden. Eine Lähmung der Atemmuskulatur ist dann die Todesursache. Diese Lähmung der Muskeln
nutzen die Schönheitsmediziner und spritzen das Botulinus-Toxin in die Augenbrauen und die Halshaut, um Falten sowie Krähenfüße zu beseitigen. Wenn sich nämlich störende Hautfalten durch Zusammenziehen der darunter liegenden Muskulatur entwickeln, dann - so lautet die Überlegung der Verschönerungsexperten - lähmen wir einfach durch das Gift diese Muskeln, und die Falten sind weg. Es wird sogar angepriesen, dass sich die Behandlung auch als Vorbeugung gegen Faltenbildung sehr gut bewährt habe. Da weiß dann jedoch niemand, ob die betreffenden Personen auch tatsächlich in absehbarer Zeit Falten bekommen hätten. Die Kosten für diese Behandlung liegen bei ca. 200 bis 450 Euro, und sie kann laut Reklametext beliebig wiederholt werden. Das wird vielleicht auch nötig sein.
Bakterien produzieren Gifte (Toxine), die wesentlich wirkungsvoller sind als Chemikalien. Dazu einige Beispiele für die jeweils tödliche Dosis:
Toxine
pro Kilogramm Körpergewicht
Botulinustoxin
0,00003 Mikrogramm
(Bakteriengift)
Tetanustoxin (Bakteriengift)
0,0001
Diphtherietoxin (Bakteriengift)
0,3
Dioxin (Seveso-Gift)
10
Zyankali
200
Strychnin
300
Phenobarbital (Schlafmittel)
40 000
Warum Hephaistos hinkte
Bronze ist eine Legierung von Kupfer mit anderen Metallen. Legiert man Kupfer mit Arsen und Zinn, so erhält man ein besonders hartes Material, bestens geeignet für Waffen und Werkzeug. Untersuchungen an antiken Geräten haben einen Arsengehalt bis zu 5 Prozent ergeben, was beweist, dass die Kupferschmiede der damaligen Zeit ihren Werkstoffen Arsen
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