Im Ruecken steckt das Messer - Geschichten aus der Gerichtsmedizin
zugesetzt haben müssen. Archäologische Funde haben ergeben, dass etwa 400 Jahre nach Erfinden der Bronzewaffen das Arsen wieder aus der Produktion verschwunden ist. Der wahrscheinlichste Grund hierfür könnte die Gesundheitsgefährdung der Metallarbeiter gewesen sein.
Auch ist die Lösung eines mythologischen Rätsels möglich. Bei lange andauernder, chronischer Arsenvergiftung ist das häufigste Symptom eine Nervenerkrankung mit nachfolgender Muskelschwäche und Lähmungen, beginnend meist an den Beinen. Es ist daher kaum ein Zufall, dass die Götter der Metallverarbeitung als Gelähmte galten bzw. hinkten. So wird es in der Mythologie ja von Hephaistos bei den Griechen, Vulcanus bei den Römern und Wieland bei den Germanen erzählt. Da es bei den Geschichten um die diversen Sagengestalten immer etwas durcheinander geht, so hatte nach einer anderen Variante Hephaistos angeborene Klumpfüße, da ihn Zeus im Rausch zeugte, und dem nordländischen Wieland waren erst im Gefolge einer kriegerischen Auseinandersetzung die Sehnen an den Füßen durchschnitten worden. Wie auch immer, sie haben gehinkt.
Der Hund lebt, das Herrl ist tot
Vergiftungen durch Kohlenmonoxid gehören zu den häufigsten Vergiftungsfällen, Unfälle und Selbstmorde dominieren. Das geruchlose Gas entsteht bei jeder Verbrennung mit unzureichender Luftzufuhr, im Haushaltsbereich meist durch schadhafte Heizungsanlagen mit ungenügendem Abzug. Andere Möglichkeiten
sind defekte Durchlauferhitzer, Auspuffgase von Autos und defekte Propangasheizungen in Wohnwagen, Zelten und Ferienhäusern. Kohlenmonoxid ist leichter als Luft, sammelt sich deshalb nicht auf dem Boden, sondern steigt in die Höhe, wobei es sich mit der Raumluft gut mischt. Es handelt sich um ein Blutgift, welches die Sauerstoffaufnahme in die roten Blutkörperchen blockiert. Die Folge ist eine innere Erstickung.
Der weltberühmte französische Dichter Emile Zola (1840- 1902) wurde am 29. September 1902 gemeinsam mit seiner Frau bewusstlos im Schlafzimmer aufgefunden. Er war bereits tot, während Frau Zola wieder zu sich kam. Aufgrund ihrer Aussage konnte der Unglücksfall rekonstruiert werden.
Paris, 29. September. Zola und seine Frau waren drei Monate lang auf dem Lande gewesen und nun in ihr Haus in Paris zurückgekehrt. Da es in der Wohnung kalt war, ließ Zola im Kamin des Schlafzimmers heizen, der Diener konnte das Feuer aber nicht richtig zum Brennen bringen. Gegen 10 Uhr abends ging das Ehepaar zu Bett. In der Nacht hörte man nichts Besonderes. Am nächsten Vormittag um 9 Uhr 30 wurden sie aufgefunden. Ein scharfer Kohlendunst lag in der Luft. Zola lag mit Kopf und Schultern auf der Bettvorlage und mit den Füßen auf der Bettkante; wahrscheinlich hatte er versucht aufzustehen und ein Fenster zu öffnen. Frau Zola lag bewusstlos im Bett. Mehrere Ärzte stellten Wiederbelebungsversuche an; es gelang aber nur, Frau Zola ins Leben zurückzurufen.
Zwei kleine Hunde, die auf dem Boden im Schlafzimmer gelegen hatten, hatten keinen Schaden genommen.
Durch das Verhör des Dienstpersonals und der Mieter erfuhr man, dass der Kamin in der oberen Etage kürzlich repariert worden war, ohne dass man dafür gesorgt hatte, die Verbindung mit dem Kamin der unteren Etage abzuschneiden.
Paris, 30. September. Die Ärzte nahmen an diesem Morgen
die Autopsie von Zolas Leiche vor. Im Bericht erklärten sie, dass der Tod unzweifelhaft durch Einatmung von Kohlenoxidgas verursacht wurde.
Ein Polizeikommissar wurde von Frau Zola empfangen, wobei sie erklärte: »Am Abend wurde mit Briketts Feuer im Kamin gemacht. Mein Mann sagte zu mir: Da es nun angezündet ist, lasse es brennen, bis es von selbst ausgeht.«
Für den Gerichtsmediziner ist bei einer Obduktion das erste und entscheidende Indiz für eine Kohlenmonoxidvergiftung die hellrote Farbe der Totenflecken. Dies entsteht durch die Verbindung des CO mit dem Blutfarbstoff Hämoglobin. Da auch der Muskelfarbstoff Myoglobin auf diese Weise reagiert, schneidet man in die Oberschenkelmuskulatur hinein, und wenn sich dieselbe Verfärbung zeigt, so ist die Diagnose klar. In der blumenreichen Sprache der Pathologie sprechen wir von »kirschrot«.
Der Weg ins Jenseits
Jene Wahrsager, die uns ein Leben im Jenseits prophezeien, erklären auch den Weg dorthin und was dabei so alles passiert. Für einen halbwegs klar denkenden Menschen ist es etwas schwierig zu folgen, denn zunächst muss man wohl sterben, um im »Jenseits« etwas zu
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