Im Ruecken steckt das Messer - Geschichten aus der Gerichtsmedizin
hinzugezogenen Spezialisten
fanden auf dem Deckel des Sarges Schriftzüge, die als »Descubridor de la America, primero Almirante« - » Der Entdecker Amerikas, der erste Admiral« - gelesen wurden. Auch aus einem zwischen den Knochen gefundenen Silberplättchen ging hervor, dass hier die Überreste des Illustre Cristóbal Colon lagen. Letzte Zweifel beseitigte eine anscheinend auf dem Boden des Sargs liegende Bleikugel. »Meine alte Wunde brach wieder auf«, hatte Kolumbus auf seiner vierten Reise an die Monarchin geschrieben. Die Wunde muss er sich als junger Mann bei einem Seegefecht zugezogen haben, und der Wundarzt hatte es nicht gewagt, die offensichtlich von einer Pistole stammende Kugel herauszuoperieren.
Welchen Sarg hatten aber dann die Spanier 1795 nach Havanna mitgenommen? Den falschen? Denn neben der neu entdeckten Grabkammer lag eine zweite, eine leere, und dort hatte der Sarg des Sohnes von Kolumbus, Don Diego, gelegen. Das jedenfalls meinten die Experten aus der Dominikanischen Republik. Die Autoritäten aus Spanien waren jedoch anderer Meinung und bezeichneten den Fund als eine Fälschung.
Der Streit um » los restos de Colon« , die Überreste des Kolumbus, drehte sich jetzt darum, ob die aufgefundenen Skelettteile die des Vaters Christoph, des Sohnes Diego oder gar des Enkels Luis wären. Dies bekam 1959 Auftrieb, als Charles Goff, Professor für orthopädische Chirurgie an der Yale-Universität, die Skelettteile wochenlang untersuchen durfte. Das Ergebnis: »Knochen zugehörig einem Manne zwischen 55 und 66, kräftiger muskulöser Körperbau, etwa 1,73 m, zog einen Fuß leicht nach, litt an Gelenkrheumatismus, Tod durch Herzschwäche.« Dies waren Erkenntnisse, die eindeutig auf den Entdecker Amerikas hinwiesen. Eines allerdings irritierte den Professor: Das Skelett war nicht vollständig. Lagen die fehlenden Teile vielleicht in Sevilla? Eine genaue Untersuchung der dortigen restos wurde ihm zwar verweigert, doch konnte er immerhin ermitteln, dass in der andalusischen Hauptstadt jene Knochen lagen, die dem Skelett in Santo
Domingo fehlten. Wahrscheinlich hatten die Spanier bei ihrer überstürzten Flucht 1795 Vater und Sohn Kolumbus verwechselt und außerdem die Knochen etwas durcheinander gebracht.
Beide Stätten können demnach für sich beanspruchen, das wahre Kolumbus-Grab zu beherbergen. Darüber sind weder die Spanier noch die Einwohner Santo Domingos besonders glücklich.
Das Verwirrspiel geht indessen weiter. In Spanien wird nämlich neuerdings behauptet, dass man weder in Sevilla noch in Santo Domingo die Überreste des Entdeckers der Neuen Welt betrauern könne. Nie im Leben, so die These, hätten die Mönche in Valladolid den Sarg ihres Mitbruders herausgegeben, und als Mitbruder hätten sie Kolumbus zweifellos betrachtet. Um unnötiges Aufsehen zu vermeiden, hätten sie den Erben anlässlich der Überführung nach Sevilla einen versiegelten Sarg mit einer unbekannten Leiche übergeben. Diese hätte alle die weiteren Reisen, wie beschrieben, absolviert.
Diese These wirkt vor allem deswegen so faszinierend, weil sie das leibliche Verschwinden des Entdeckers der Neuen Welt ins Legendäre entrückt. Ganz so, wie es einem Superstar der Weltgeschichte gebührt.
Ein Finger des Galilei
»Verschmähe nicht die Überreste des Fingers, mit dem die rechte Hand die Himmelsbahnen vermaß. Niemals gesehene Kreise zeigte sie den Sterblichen;
Mit einer kleinen Anstrengung eines zerbrechlichen Glases wagte sie als erste die Tat, zu der nicht die erwachsene Titanentochter einst imstande war, die trotz aufgeschütteter hoher Berge vergeblich versuchte, in die höchsten Regionen des Himmelsgewölbes aufzusteigen.«
Tommaso Perelli.
Dies ist die Inschrift auf dem Sockel eines Glasgefäßes, welches den skelettierten Mittelfinger Galileo Galileis (1564-1642) enthält. Die Reliquie befindet sich im Instituto e Museo di Storia Della Scienza (Museum für Geschichte der Naturwissenschaften) in Florenz.
Den Finger hatte man bei der Umbettung von Galileis sterblichen Überresten im Jahr 1737 zurückbehalten.
John Barrymores letzte Vorstellung
Zu den bekanntesten und beliebtesten Schauspielern des 20. Jahrhunderts gehörte zweifellos der Amerikaner John Barrymore (1882-1942). Er hatte nach seinem Tod einen makabren letzten Auftritt, denn jemand holte seine Leiche aus dem Bestattungsunternehmen und setzte sie in das Wohnzimmer von Errol Flynn. So wird es berichtet. Wie sich die Geschichte im Detail
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