Im Ruecken steckt das Messer - Geschichten aus der Gerichtsmedizin
Todesursache das Platzen eines arteriosklerotischen Aneurysmas der Bauchaorta, d. h. eine Ausbuchtung der Hauptschlagader war infolge von Arterienverkalkung eingerissen, was zu einer massiven Blutung an der Rückseite der Bauchhöhle geführt hätte.
Bei der Autopsie wurde das Gehirn entnommen und dem Pathologen Dr. Tom Harvey übergeben.
Die Einäscherung des Körpers fand noch am Todestag um 16 Uhr statt. Zehn Personen waren anwesend, die Asche wurde zerstreut. Das war ein Wunsch Einsteins, er wollte nichts hinterlassen, das später zur Weihe- oder Pilgerstätte werden könnte. Entgegen aller Meldungen in der Laienpresse war Einsteins Gehirn nie verschollen und musste daher auch nicht von Reportern des »New Jersey Monthly« ausgeforscht und aufgestöbert werden. Die Untersuchung des Gehirns erfolgte gründlich und intensiv, allerdings fand man nichts Entscheidendes. Es konnten lediglich vermehrt Nähr- und Stützzellen (sog. Gliazellen) gefunden werden, ob dies aber auf eine erhöhte Hirn-Aktivität schließen lässt, blieb ungeklärt. Insgesamt acht Neuropathologen arbeiteten an der Erforschung von Einsteins Gehirn, daher entstand das Gerücht, Gewebsteile wären über das ganze Land verteilt worden. Lediglich der japanische Einstein-Biograf Kenji
Sugimoto in Osaka bekam drei kleine Gehirnstückchen als Souvenir.
Wie nicht anders zu erwarten, konnte die mikroskopische Analyse von Einsteins Gehirn keinen Hinweis erbringen, wo etwa das physikalische Genie zu lokalisieren wäre. Ähnliches hatte sich ja schon wesentlich früher, bei der Untersuchung des Gehirns von Lenin zugetragen, auch dabei konnte der Sitz des Bolschewismus im Zentralnervensystem nicht aufgefunden werden.
Nur Chopins Herz kehrte heim
Frédérik Chopin (1810-1849) stammte aus einer französischen Familie, die nach Polen ausgewandert war. Er selbst wuchs als musikalisches Wunderkind auf. Aus künstlerischen wie aus politischen Gründen verließ er 1831 Warschau und lebte danach in Paris. Seine körperliche Konstitution war immer schon schwach, darüber hinaus war er extrem untergewichtig, denn bei einer Größe von 1,80 Meter wog er nur 44 Kilogramm. Viele Jahre war er lungenkrank, schließlich starb er an Tuberkulose. In seinem Testament, das an die Schwester Ludowika gerichtet ist, schrieb er: »Ich wünsche mir, dass Du mein Herz nach Polen mitnimmst.« Einige Monate nach Chopins Tod befand sich sein Herz, einbalsamiert und in eine Urne gebettet, im Reisegepäck der Schwester. Über die polnische Grenze musste sie das Behältnis unter ihrem Rock versteckt schmuggeln, denn Warschau war in jenen Tagen von den Russen besetzt, es herrschte Kriegszustand. Daheim, in der Heiligen-Kreuz-Kirche, wurde eine Gedenkstätte errichtet und das Gefäß mit dem Herzen hinter einem Stein eingemauert. Während der Besetzung Warschaus durch Nazi-Deutschland zerstörte man die Kirche, das Herz konnte aber vorher in Sicherheit gebracht werden. Jetzt ist die Kirche
wiederaufgebaut und beherbergt eine Chopin-Gedenkstätte mit der Herzreliquie.
Die Irrfahrten des Kolumbus
Kolumbus starb am 20. Mai 1506 in Valladolid (Nordspanien) an der Gicht. Er wurde 55 Jahre alt. In der Krypta des Franziskanerklosters wurde der Leichnam zur (vorläufig?) letzten Ruhe gebettet. Das Fragezeichen steht zu Recht, denn was dann weiter geschah, ist ziemlich unklar. Angeblich passierte Folgendes:
• Erste Überführung irgendwann zwischen 1509 und 1514 von Valladolid in das Kartäuserkloster von Sevilla.
• Zweite Überführung zwischen 1537 und 1549 über den Atlantik nach Santo Domingo auf der Insel Hispaniola (heute Dominikanische Republik). Nach jahrelanger Weigerung des Klerus schließlich Beisetzung unter dem Hochaltar der Kathedrale Santa Maria la Menor. Dort wurden auch sein Sohn Diego, sein Enkel Don Luis und sein Bruder Bartolomeo bestattet.
• Dritte Überführung im Jahre 1795 nach Havanna (Kuba). Hispaniola war von den Franzosen erobert worden, die spanische Kolonialverwaltung floh und nahm den Sarg mit.
• Vierte Überführung im Jahre 1899 zurück nach Sevilla, nachdem Kuba die Unabhängigkeit erlangt hatte. Unter einem pompösen Marmor-Denkmal im Dom zu Sevilla kam es erneut zu einer feierlichen Beisetzung.
Was aber geschah wirklich?
Anfang Dezember 1877 stießen Arbeiter bei Ausbesserungsarbeiten in der Kirche Santa Maria la Menor in Santo Domingo auf eine bis dahin unbekannte Grabkammer mit einem Bleisarg, der menschliche Gebeine enthielt. Die sofort
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