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Im Ruecken steckt das Messer - Geschichten aus der Gerichtsmedizin

Titel: Im Ruecken steckt das Messer - Geschichten aus der Gerichtsmedizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Bankl
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abgespielt hat, ist hinsichtlich der handelnden Personen nicht ganz geklärt. Flynn erzählt in seiner Autobiografie Folgendes:
    Barrymore war bei ihm in Los Angeles einige Wochen zu Gast, bevor er in das Krankenhaus eingeliefert wurde, wo er am 20. Mai 1942 starb. Wie bei Errol Flynn üblich, wurde das Ereignis mit viel Alkohol betrauert. Und da ritt irgendjemanden der Teufel, man holte den Leichnam Barrymores aus dem Bestattungsinstitut und setzte ihn in Flynns Wohnzimmer. Als dieser von der alkoholischen Trauerfeier nach Hause kam, passierte es: »Nachdem ich die Tür zum Wohnzimmer geöffnet hatte, drückte ich auf den Lichtschalter. Das Licht flammte auf und - ich starrte in Barrymores Gesicht! Seine Augen waren geschlossen. Er sah aufgedunsen, bleich und blutleer aus. Sie hatten ihn noch nicht einbalsamiert. Ich stieß einen wahnsinnigen Schrei aus.«
    Errol stürmte aus dem Haus. Seine Freunde fingen ihn auf der
Veranda ab und überzeugten ihn davon, dass alles nur ein Gag war.
    Es ist unwahrscheinlich, dass Errol Flynn eine solche Geschichte einfach erfunden hat. Überdies nannte er namentlich den Regisseur Raoul Walsh als Drahtzieher. Derselbe bestätigte in seinen Memoiren die Sache und gab sie mit nur geringfügigen Abweichungen wieder. Es existieren weitere Varianten dieses Vorfalls, wobei auch Humphrey Bogart und Peter Lorre beteiligt gewesen sein sollen, beide ebenso tüchtige Trinker wie Flynn.
    Ob es sich wirklich so abspielte oder ob alles nur einer vom Alkohol benebelten Fantasie entsprang, lässt sich nicht mehr klären, die »Story« gehört jedenfalls inzwischen zum festen Bestand der Hollywoodlegenden.
    Gesichert ist, dass John Barrymore am 2. Juni 1942 auf dem Calvary Cementary in Los Angeles bestattet wurde. Danach ward er nicht mehr gesehen.

Der Kopf des Mörders Lucheni
    Am 10. September 1898 wurde Kaiserin Elisabeth von Österreich in Genf auf der Uferpromenade vom 25-jährigen italienischen Anarchisten Luigi Lucheni (1873-1910) mit einer spitzen Eisenfeile in das Herz gestochen. Zwanzig Minuten später war sie tot. Der Attentäter wurde verhaftet und von einem Geschworenengericht zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt. Die Todesstrafe war in Genf abgeschafft. Nach der Urteilsverkündung rief Lucheni: »Es lebe die Anarchie! Tod den Aristokraten!«
    Nach 12 Jahren Haft wurde Lucheni am 17. Oktober 1910 erhängt in seiner Zelle aufgefunden. Die offizielle Version eines Selbstmordes wurde angezweifelt, die näheren Umstände blieben ungeklärt. Sicher ist hingegen, dass man den Leichnam seziert
hat und Kopf, Hände sowie Hoden »zu wissenschaftlichen Zwecken« in drei Glasbehältern in Formalin konservierte. Anthropologen sollten sich später damit befassen, denn man glaubte zu jener Zeit, Verbrecher an äußeren Körpermerkmalen erkennen zu können. Viele Jahrzehnte stand der Glastopf mit dem Schädel Luchenis im Gerichtsmedizinischen Institut der Universität Genf. Nach Intervention von Österreich kam das »Präparat« als Dauerleihgabe nach Österreich und wurde seit 1985 im Pathologisch-Anatomischen Bundesmuseum aufbewahrt. Eine Bedingung war dabei, »dass der Kopf weder öffentlich zur Schau gestellt, noch in irgendeiner Form publizistisch verwertet wird«. Das Museumsstück war außerdem recht unansehnlich, ein Kopf in einer trüben Konservierungsflüssigkeit, die Haare ausgefallen, das Gesicht verquollen.
    Nachdem durch Zeitungsberichte dieser Neuzugang des Museums bekannt geworden war, ereignete sich typisch Österreichisches. Die einen, vor allem Journalisten, wollten den Kopf sehen und fotografieren, die anderen, als Stimme des Volkes, protestierten und sprachen von Leichenschändung. Der zuständige Sektionschef erklärte: »Momentan können wir uns damit nicht beschäftigen, weil wir wichtigere Dinge zu erledigen haben.«
    Im Frühjahr 2000 wurde die Sache doch noch erledigt. Nach 75 Jahren in Genf und 15 Jahren in Wien wurde der Schädel aus seinem Behältnis geholt und auf dem Zentralfriedhof in Wien, wo die Leichen aus dem Anatomischen Institut bestattet werden, begraben.
    Ungefähr zur selben Zeit, als in Wien Luchenis Schädel beseitigt wurde, verschwand aus dem Museum für Anatomie in Paris der Kopf von Margaretha Zelle. Die Dame ist besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Mata Hari. 1917 hatte man sie als Spionin erschossen, und ihr Kopf war neben rund 100 weiteren Hingerichteten konserviert und aufbewahrt worden. Der Diebstahl
im Jahr 2000 ereignete sich

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