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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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des ägyptischen Oberbefehlshabers die Stirn des Libyers durchbohrte.
    Wie erstarrt hielt sich Malfi zunächst noch auf den Beinen, dann wankte er und sackte zusammen.
    384

    Für Serramanna war es ein prächtiger Tag. Mit bemerkenswerter Geschicklichkeit schwang er sein zweischneidiges Schwert und zählte die Libyer nicht mehr, die er in Stücke gehauen hatte. Nun entmutigte Malfis Tod seine letzten Anhänger, und der sardische Riese konnte innehalten.
    Als er sich zu Ramses umwandte, jagte ihm das, was er sah, blankes Entsetzen ein.
    Uriteschup war es gelungen, in die Reihen der Ägypter einzudringen und sich dem königlichen Streitwagen von hinten zu nähern.
    Der Hethiter war im Begriff, Ramses zu ermorden.
    Wie von Sinnen rannte Serramanna los, stieß mehrere »Söhne des Königs« um und schaffte es gerade noch, sich zwischen den Wagen und Uriteschup zu werfen, konnte aber dem heftigen Stoß, zu dem der Hethiter ausholte, nicht mehr ausweichen. Der eiserne Dolch drang in die Brust des sardischen Riesen.
    Tödlich verletzt, brachte Serramanna noch die Kraft auf, seinen geschworenen Feind am Hals zu packen und ihn mit seinen riesigen Händen zu erwürgen.
    »Es ist aus, Uriteschup, du hast verloren!«
    Der Sarde lockerte seinen Griff erst, als der Hethiter zu atmen aufgehört hatte. Dann legte er sich wie ein Raubtier, das den Tod nahen fühlt, auf die Seite.
    Ramses stützte den Kopf des Mannes, der ihn soeben gerettet hatte.
    »Du hast einen großen Sieg errungen, Majestät … Und welch schönes Leben habe ich dank deiner gehabt …«
    Voller Stolz auf seine letzte Heldentat trat der Sarde die Reise ins Jenseits an, indem er in Ramses’ Armen seine Seele aushauchte.
    385

    FÜNFUNDFÜNFZIG
    ASEN UND KANNEN AUS purem Silber mit
    V vergoldetem Rand, zentnerschwere Opfertische aus Gold und Silber, eine hundertdreißig Ellen lange und mit Gold beschlagene Barke aus Zedernholz, Goldplatten zum Verzieren der Säulen, vier große Säcke voller Lapislazuli und acht voller Türkise, das und vieles mehr waren die Schätze, die Ramses den Tempeln von Theben und Pi-Ramses zum Geschenk machte, um den Göttern zu danken, daß sie ihm den Sieg über die Libyer beschert und Ägypten vor ihrem Überfall bewahrt hatten.
    Und in diesem, dem fünfundvierzigsten Jahr seiner Herrschaft entstand auch ein neuer Tempel des Ptah in Nubien, in Gerf Hussein, wo Setaou eine alte heilige Grotte in eine Wohnstatt des Gottes hatte umwandeln lassen. Der König hatte dieses gleichfalls aus einem Sandsteingebirge herausgehauene kleine Abu Simbel eingeweiht, vor dem wie an zahlreichen anderen Stätten Kolossalstatuen des Herrschers in Gestalt des Osiris errichtet worden waren.
    Nach Abschluß der Feierlichkeiten betrachteten Ramses und Setaou gemeinsam den Sonnenuntergang über dem Nil.
    »Wirst du ein unermüdlicher Tempelbauer, Setaou?«
    »Das Vorbild kommt von oben, Majestät: Das Feuer Nubiens ist so heiß, daß es in Tempelsteine gelenkt werden muß. Sind sie nicht deine Stimme für die Nachwelt? Und schließlich haben wir in der Ewigkeit noch genug Zeit, uns auszuruhen.
    Während unseres kurzen Daseins auf Erden müssen wir uns anstrengen, denn nur das gewährt uns die Langlebigkeit.«
    »Stößt du bei deinen neuen Aufgaben auf Schwierigkeiten?«
    »Nichts Ernsthaftes. Während deiner Herrschaft, Ramses, 386

    hast du den Krieg abgeschafft. Der Frieden mit Hatti, der Frieden in Nubien und jetzt der den Libyern auferlegte Frieden
    … Das ist ein Bauwerk von erhabener Schönheit und wird zu deinen großten schöpferischen Taten zählen. Wie glücklich muß Acha dort sein, wo er sich jetzt befindet!«
    »Ich denke oft an Serramanna. Er hat sein Leben geopfert, um meines zu retten.«
    »Alle, die dir nahestehen, hätten gehandelt wie er, Majestät.
    Wie könnte es auch anders sein, zumal du unser Fürsprech im Jenseits sein wirst!«

    Im Jahre eins der Regierungszeit von Ramses im Palastgarten zu Theben gepflanzt, war die Sykomore ein prächtiger Baum geworden, der wohltuenden Schatten spendete. Unter seinem Laubdach hatte Ramses dem von Meisengezwitscher begleiteten Lautenspiel seiner Tochter gelauscht.
    Wie jeden Tag in allen Tempeln Ägyptens hatten sich die Priester mit dem Wasser aus den heiligen Seen gereinigt und im Namen des Pharaos die Riten vollzogen. Wie jeden Tag waren Nahrungsmittel in große und kleine Heiligtümer getragen worden, um sie den Göttern als Opfergaben darzubringen, ehe sie an die Menschen verteilt wurden. Wie

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