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Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Titel: Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Hochmuth
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Sonnenuntergang am Meer ...“, flüsterte ich
und setzte weiter einen Fuß vor den anderen.
    „Hm ... du hast recht“, stimmte mir Ayden unerwarteterweise
zu. Wir übten uns gerade in der ultimativen Gleichgewichtsübung: direkt über
den Grad einer Sanddüne laufen. Unbeirrbar setzte ich einen Fuß vor den
anderen, wenn der Untergrund nachgab, dann verlagerte ich mein Gewicht so, dass
nichts passieren konnte. Hinter mir lief Ayden, dessen Blick ich spüren konnte
und der mich darauf warten ließ, dass er etwas sagte. „Du hast einen guten
Gleichgewichtssinn“, bemerkte er dann tatsächlich in einem leicht
nachdenklichen Ton.
    „Danke“, sagte ich nur und konzentrierte mich weiter
auf den Weg.
    „Wie kommt es, dass du deine Geschwindigkeit halten
kannst und immer noch ohne Fehler einen Fuß vor den anderen setzen kannst?“,
bohrte der Schwarzhaarige weiter. Na klar. Als ob man so etwas erklären könnte.
Doch dann fiel mein Blick auf zwei unserer Jahrgangskameraden etwa eine halbe
Meile voraus – wow, wir waren schon wieder über die Hälfte zurückgegangen – die
sichtlich Mühe zu haben schienen, uns zu imitieren. Man musste kein Genie sein,
um zu wissen, dass sie uns gesehen und gedacht hatten ‚Das können wir auch’.
Offensichtlich ein Irrtum, wie ich mit einem überlegenen Grinsen feststellte
und immer weiterlief. „Ist das derart ungewöhnlich?“, provozierte ich Ayden und
sah kurz über die Schulter, machte aber, dass ich wieder nach vorne sah.
    Er hatte mich durchdringend und mit einem
beängstigenden Glitzern in den Augen angesehen. „Beantworten die da hinten
nicht deine Frage?“, meinte er nur etwas gepresst.
    „Nun … ja“, gab ich zu und wäre beinahe falsch mit
meinem Fuß aufgekommen, so sehr hatte mich dieser eigentümliche Blick aus dem
Gleichgewicht gebracht. Wir überholten die anderen zwei, dann ließ ich es etwas
ruhiger angehen. Nur noch eine Meile und wir würden bei den Bussen sein,
außerdem wurden die Strahlen der Sonne allmählich orange-rot. In Hunderten
Facetten spiegelte das wogende Meer das warme Licht und bot somit den Augen ein
wunderbares Schauspiel. Als ich sah, dass der Rest unseres Jahrgangs sich an
die weißen Strände gesetzt hatte, so wie ich es eigentlich vorgehabt hatte,
verging mir meine Idee und ich steuerte auf Port Puponga zu. „Ich dachte, du
wolltest dir den Sonnenuntergang zu Gemüte führen?“, schaltete sich Ayden
wieder mit normaler Stimme ein.
    „Nein – ich – ich habe ihn ja schon gesehen“, wehrte
ich halbherzig ab und wandte mich demonstrativ von der Klassengemeinschaft ab.
Bevor ich jedoch noch schneller laufen konnte, als ich es ohnehin schon tat,
packte mich eine Hand an meinem rechten Ellenbogen und zog mich so zurück, dass
ich denjenigen sofort ansehen musste. Die blauen, im Licht glitzernden Augen
durchforsteten meine, wobei sie, je mehr Zeit verging, immer mehr diesen
frustrierten Ausdruck annahmen. Außerdem schienen sie dunkler als gewöhnlich zu
sein …
    „Du bist eine Einzelgängerin.“ Das war eine
Feststellung.
    „Ja“, antwortete ich leise, völlig unfähig, mich
abzuwenden.
    „Wieso?“
    „Das ist meine Sache“, erwiderte ich etwas fester und
versuchte, mich loszumachen, doch ich hätte genauso gut versuchen können,
meinen Arm aus einem festgezurrten Schraubstock zu befreien: sinnlos. „Kann
sein, aber meine ist es auch“, gab Ayden zurück, nachdem er meine
Ausbruchsversuche beobachtet hatte.
    „Ach, und wieso das?“, fauchte ich wie eine in die
Enge getriebene Großkatze. Das schien ihn zu belustigen, denn ein leises
Grinsen stahl sich auf sein schönes Gesicht.
    „Weil ich – wie soll ich sagen? – Ich mache mir
Sorgen. Ein Mensch kann nicht ohne andere. Es ist einfach so.“
    „Ich habe schon immer jegliche Regeln gebrochen, warum
dann nicht auch diese?“, knurrte ich zurück. Ich wurde ungehalten, weil ich
mich einfach nicht befreien konnte, was hieß, dass er es womöglich schaffte,
dass ich zu viel von meinen Gefühlen sagte.
    „Mag sein, dass du dir einreden willst, dass du diese
Regel mit Vergnügen brichst, aber das ist nicht so“, erwiderte Ayden mit
ungewohnt samtener und rauer Stimme. Ich schluckte. Er hatte sich leicht zu mir
heruntergebeugt, da er einen Kopf größer war als ich.
    „Woher willst ausgerechnet du das wissen?“, wehrte ich
mich nicht annähernd so vehement, wie ich es vorgehabt hatte.
    „Weil deine Augen dich verraten“, wisperte der
Schwarzhaarige und ließ nur noch

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