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Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Titel: Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Hochmuth
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wie er lief. Dann fiel mir noch eine andere Möglichkeit
ein: Einfach warten, bis er mich überrundete. Indem ich so tat, als wäre mein
Schuh offen, und als wenn ich Probleme mit meinem Knöchel hätte, schlug ich
genug Zeit tot, dass er gleichauf mit mir war. „Ayden?“, sprach ich ihn vorsichtig
an. Er warf mir einen Seitenblick zu, presste die Lippen zusammen und nickte
zum Zeichen, dass ich sprechen sollte, drosselte jedoch nicht das Tempo, schien
im Gegenteil sogar noch zuzulegen. „Ich wollte dich fragen, ob du heute – ähm –
schon etwas vorhast.“ Es war schwieriger als befürchtet, die Worte laut
auszusprechen, doch sie hatten die gewünschte Wirkung. Der Schwarzhaarige blieb
fast stehen und starrte mich ungläubig an.
    „Wieso?“ Man konnte die Skepsis in seiner Stimme
deutlich heraushören.
    „Nun, ich – ich wollte …“ Verflucht, warum war das so
schwer?! Geduldig wartete Ayden und blieb dann am äußersten Rand unserer
Strecke stehen, damit ich zu Atem kommen konnte. Ich riss mich zusammen. „Ich
wollte dich fragen, ob du heute Nachmittag etwas mit mir unternimmst.“ Aydens
Augenbrauen schossen nur so in die Höhe.
    „Und – was?“, fragte er irritiert. Offenbar hatte er
die Sache vom Farewell Spit noch genauso lebhaft in Erinnerung wie ich.
Verdammt.
    „Ich dachte … na ja … vielleicht an ein Picknick …
oder einfach bei mir zu Hause … ich meine … OH VERFLUCHT!“, brach ich auf
einmal heraus. Es war für mich die reinste Folter, dass ich auf einmal Angst
davor hatte, zu sagen, was ich wollte.
    „Ich will mich für mein bescheuertes Verhalten
entschuldigen und ich will, dass wir Freunde sind.“ Gleich darauf biss ich mir
auf die Zunge. Jetzt hatte ich zu viel gesagt. Dem jungen Mann stand der Mund
leicht offen, als er mich berechnend ansah. Offenbar schien er zu dem Schluss
zu kommen, dass ich mir keinen Scherz erlaubte, sondern es ernst meinte. „Ich –
ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee wäre“, sagte Ayden dann schließlich.
Mir sank irgendwie der Mut.
    „Was?“, fragte ich.
    „Dass wir Freunde sind“, kam die von mir gefürchtete
Antwort.
    „Und warum?“ Ein zaghaftes Lächeln erschien auf seinen
schönen Zügen.
    „Du hast doch gesehen, dass es nicht so gut ist, wenn
ich in deiner Nähe bin …“ Er sagte das mit einer Zweideutigkeit, die ich nicht
verstand.
    „Das ist meine Sache. Es tut mir leid, dass ich mich
so bescheuert verhalten habe, aber die Wunden meiner Seele brauchen Zeit, um zu
verheilen, wenn sie das überhaupt können“, sagte ich, und merkte, wie ich
gleich darauf blass wurde. Ich drehte mich sofort weg und kämpfte mit dem Drang
wegzulaufen.
    „Das stimmt …“, gab Ayden nachdenklich zurück, fasste
mich an der Schulter und drehte mich zu ihm herum, sodass er die Verzweiflung
in meinen Augen sehen konnte. „Ich glaube, langsam verstehe ich, was dein
Problem ist. Du hast Angst, dass irgendjemand zu viel von deinen Gefühlen
erfährt und dieses Wissen dann gegen dich verwenden kann.“ Voll ins Schwarze.
Ich wollte mich wieder abwenden und dieses Mal rennen, doch jetzt packte er
mich auch mit der anderen Hand. „Oh Gott“, sagte er nach einer Weile, in der er
mir durchdringend in die Augen gesehen hatte. „Wer hat dir das angetan?“ Ich
schwieg und sah zur Seite. War es möglich, dass ich ein derart durchschaubarer
Mensch war? Oder war er nur so unglaublich gut darin, andere zu durchschauen?
    Ayden verharrte so, ihm schienen die Blicke der anderen
Schüler völlig egal zu sein und auch ich hatte im Moment dringlichere Probleme.
Der Schwarzhaarige schien nicht recht zu wissen, was er tun sollte. Seine
Muskeln zuckten unter seiner Haut, als wollte er sich bewegen, doch er hielt
sich davon ab.
    „Ich würde es vorziehen, zu dir nach Hause zu kommen“,
sagte er schließlich. Mein überraschter Blick traf auf zwei blaue Augen, die
von widersprüchlichen Gefühlen erfüllt waren. Ich schluckte und nahm mich
zusammen. „Gut, dann bei mir zu Hause. Wann kommst du?“
    „Wenn ich Kira und Cináed nach Hause gefahren habe,
komme ich“, antwortete Ayden ruhig, ließ mich jedoch noch nicht los. Er schien
sich wohl immer noch nicht so recht im Klaren darüber zu sein, was er tun
wollte oder sollte, doch der Pfiff von Mr. Warner unterbrach seine Überlegungen
– ob es nun ein Glück für mich war oder nicht, das würde ich wohl nie erfahren.
     
    Noch während ich die kurze Strecke zu Fuß zurücklegte,
fragte ich mich, ob es richtig

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