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Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Titel: Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Hochmuth
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Ernstes, dass ich dich allein gehen lasse?“, wollte er
vorwurfsvoll von mir wissen.
    „Ich hatte es eigentlich gehofft, ja“, gab ich bissig
zurück. Der Kerl schien sich wohl einzubilden, so eine Art Babysitter zu sein.
Das war ja wohl die Höhe! Als ob ich das nötig hätte ...
    „Nun, dann war dein Hoffen leider vergebens“,
erwiderte Ayden galant und deutete eine Verbeugung an. Ich hatte das eigentlich
nur getan, um meine Ruhe zu haben. Ich wollte das Naturschauspiel in Einsamkeit
bewundern und würdigen, doch nun würde sich mir eher die Frage stellen, was ich bewunderte: die Natur oder Ayden. Ich beschloss, mich mit all meiner
Selbstbeherrschung, die beachtlich war, auf die Natur zu konzentrieren, was
nicht annähernd so schwierig war, wie ich befürchtete. Der Farewell Spit war
wirklich ein einzigartiges Naturschauspiel, das seinesgleichen erst noch suchen
musste.
    Wie ein Halbmond verlief er von Westen nach Osten,
wobei er sich nach Norden hin wölbte. Dort, also im nördlichen Teil des Spits,
häufte sich fast schon weißer Sand. Durch die Sonnenstrahlen wirkte er mehr
denn je wie Schnee und doch konnte man erkennen, dass es sich immer noch um
Sand handelte, und zwar an der Art und Weise, wie die Dünen aussahen. Sie
bargen das typische Muster, das in der Wüste entstand, sodass man sich allen
Ernstes fragte, ob man wirklich noch am Meer war. Diese Frage erübrigte sich jedoch,
da die Wellen sich ständig am weißen Sandstrand brachen, schäumend und laut,
auch wenn sie sich nicht sonderlich hoch türmten. Im südlichen Teil der
Landzunge wuchsen kleinere Farngewächse und stellenweise auch Gras. Man konnte,
wenn man, so wie Ayden und ich, direkt mittig auf dem Grad des Spits ging und
sich an die höchsten Stellen hielt, meilenweit in alle Himmelsrichtungen sehen,
was natürlich besonders imposant war, wenn man nach Norden oder Süden sah, da
man das Gefühl hatte, auf dem offenen, azur- bis türkisblauen Meer zu laufen.
    Meine Schritte wurden schneller, eine Angewohnheit von
mir, die teilweise meine Ausdauer stark in Mitleidenschaft zog. Wenn mich eine
Disziplin im Sport besonders fesselte oder wenn ich durch eine besonders schöne
Landschaft lief oder wanderte, dann ging es mit mir durch und ich wurde
instinktiv immer schneller, da ich mehr sehen wollte. Ayden hielt problemlos
Schritt, ohne sich zu beschweren, was ihn gleich in einem besseren Licht
dastehen ließ. Ich konnte es nicht leiden, wenn sich jemand über meine
Geschwindigkeit beschwerte, wo er doch freiwillig mitgekommen war.
    „Schöne Landschaft“, sagte ich nach einer längeren
Zeit der Stille, in der wir schätzungsweise zehn Meilen zurückgelegt hatten – also
über die Hälfte des Weges. Ayden grinste über meinen missratenen Versuch,
Konversation zu betreiben. Wenigstens hatte ich nichts über das Wetter gesagt,
so wie er.
    „Ja, durchaus. Auch wenn sie nur durch deine
Anwesenheit schön wird“, kommentierte er scheinbar ungerührt. Sofort warf ich
ihm einen schnellen Blick zu. War das sein Ernst?!? Aydens Gesicht wurde von
einem einnehmenden Lächeln verzerrt und der Winkel, in dem die Sonne sein
schönes Gesicht anstrahlte, ließ ihn noch attraktiver wirken. Ich musste
unwillkürlich schlucken und wandte mich mit geröteten Wangen ab, was ihn noch
breiter lächeln ließ. „Mach dich nicht lächerlich“, murmelte ich und achtete
darauf, dass ich nicht stolperte.
    „Wieso lächerlich?“, hakte Ayden skeptisch nach.
    „Die Natur ist schon schön genug, ohne, dass ich
unangenehm ins Bild springe“, erwiderte ich und lief wieder ein wenig
schneller. Wieso hatte ich so viel von meinen Gefühlen preisgegeben? Es mag
sich ja nach nichts anhören, aber für meine Verhältnisse hatte ich zu viel
gesagt.
    „Du kannst dich selbst wohl nicht so gut einschätzen“,
meinte Ayden daraufhin wieder mit einem Grinsen. Ich schwieg. Woher hätte ich
es auch lernen können? Die östlichste Spitze kam immer näher, ebenso eine
Baumgruppe, hinter der sich ein Leuchtturm verbarg. Ein Blick auf den Stand der
Sonne und ich wusste, dass ich heute nicht zu mehr kommen würde. Wir konnten
froh sein, wenn wir bei Sonnenuntergang – die Zeit, wenn wir uns bei den Bussen
treffen sollten – wieder zurück waren. Ich machte auf dem Absatz kehrt und lief
wieder zurück. „Du schummelst“, meinte Ayden nur, hielt jedoch seine Position
an meiner Seite.
    „Ich möchte nicht hetzen, wenn wir zurückgehen. Es
gibt nichts Schöneres, als einen

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