Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)
es einfach in den hintersten Teil meines
Unterbewusstseins schob. Ich musste erst zwei volle Wochen überstehen, ohne die
geringste konkrete Beschäftigung …
Seufzend warf ich mich auf mein Sofa und starrte die
Decke des Wohnzimmers an. Ich hasste es, untätig zu sein, denn dann hatte ich
für gewöhnlich zu viel Zeit zum Nachdenken und das war wiederum nicht gut.
Meine Gedanken kreisten gefährlich oft um unangenehme Ereignisse, die lieber im
Hintergrund meines Lebens blieben. Also sprang ich auf und beschloss, mir im
sogenannten Zentrum einige Sachen zu holen.
Eine Stunde später war ich dummerweise schon wieder zu
Hause und stand wieder vor dem Abgrund, balancierte jedoch weiterhin auf dem
schmalen Grat, da mir einfiel, dass ich mir etwas zu Essen machen könnte, wo
ich schon so viel eingekauft hatte. Ich traute mich schon gar nicht mehr, mir
bei der Bank einen Ausdruck von meinem momentanen Kontostand zu machen, so
wenig gebrauchte ich das Geld meiner Eltern.
Ich wusch nach dem Essen das Geschirr per Hand, obwohl
diese Hightech-Küche natürlich über einen Geschirrspüler verfügte, und warf
mich wieder auf die Couch. Da mir nichts Besseres einfiel, machte ich den
Fernseher an und sah mir irgendeine schwachsinnige Soap an. Als es endlich
einigermaßen Zeit war, sich ins Bett zu legen, badete ich ausgiebig, zog meinen
Satin-Schlafanzug an und wickelte mich in die Bettdecke. So wenig ich gegen das
Alleinsein hatte, die 14 Tage würden eine harte Prüfung für mein geschädigtes
Gefühlsleben sein.
Frag mich einer, wie ich es geschafft hatte, aber ich
lebte noch, als ich mich am Morgen des 27. Aprils auf den Weg zur Golden Bay
High School machte. Bei der Vollversammlung achtete ich nicht wirklich auf das,
was die Lehrer und der Schulleiter erzählten, ich wollte einfach nur in den
Chemieunterricht. Die Zeit zog sich und zog sich und doch kam mein
Lieblingsfach – haha – letztendlich. Ich betrat den Raum und sah sofort, dass
mein Sitznachbar bereits da war, wobei er den Blick überall zu haben schien,
nur nicht bei mir. Ich seufzte. Seit der Geschichte am Farewell Spit war er
befangen in meiner Gegenwart und ich konnte ihm noch nicht einmal böse deswegen
sein. Umso stärker wurde meine Selbstkritik, was wiederum tödlich für meine
Selbstsicherheit war … verdammter Teufelskreis.
„Hallo“, grüßte Ayden mich, ohne mich anzusehen, als
ich mich setzte.
„Hi“, gab ich knapp zurück und schürzte die Lippen.
Ich focht schon einige Tage den inneren Kampf mit mir aus, ob ich mich so weit
aus dem Fenster lehnen sollte und mich richtig bei ihm entschuldigen sollte –
wieder einmal – oder nicht. Wenn ich es nicht tat, würde mir in jeder Sekunde,
wenn ich ihn sah, ein leiser Stich durch mein Innerstes fahren, was auf die
Dauer alles andere als angenehm war. Wenn ich es jedoch tat, dann würde ich das
Risiko eingehen, dass er irgendwann und irgendwie Zugang zu meinem Herzen
finden würde. Hat er das nicht schon? , meldete sich die leise,
unerwünschte Stimme. Eine berechtigte Frage. Den Rest der Stunde verbrachte ich
weniger mit dem Stoff, der mir immer noch von letztem Jahr geläufig war,
sondern mit dem Für und Wider. Letzten Endes hatte die Partei gewonnen, die
sich entschuldigen wollte, jetzt galt es, eine geeignete Art auszumachen. Doch
instinktiv hatte ich die richtige Idee …
Die Mittagspause verlief so wie immer. Ich war am
Tisch mit Vivian und Co gefangen, während er bei seinen Geschwistern saß. Auch
Sport verlief nicht außergewöhnlich. Bei 15° C draußen konnte man gut
körperliche Arbeit verrichten, aber ich musste mich darauf konzentrieren, mein
Vorhaben in die Tat umzusetzen. Da ich ihn nach dem Unterricht nie sah, musste
ich es jetzt tun und ich ergriff die Gelegenheit beim Schopf, als Mr. Warner
sagte, dass wir uns heute im Ausdauerlauf üben sollten. Das war wohl die
einzige Disziplin, die ich wie die Pest hasste. Es war eine Sache, durch die
Wälder zu laufen, aber eine andere, ständig im Kreis und ohne jedes erkennbare
Ziel. Doch dieses ziellose Rennen würde mir die Gelegenheit geben, mit ihm zu
reden.
Wie zu erwarten, war Ayden der Schnellste und das,
obwohl er nicht im Mindesten Probleme mit seinem Atem oder seiner Kondition
hatte – was mich vor das erste Problem stellte: Wie sollte ich ihn erreichen?
Wenn ich zu ihm wollte, müsste ich sprinten und niemand würde mir dann
garantieren können, dass ich mein Anliegen ohne Atemnot würde vorbringen
können, so schnell,
Weitere Kostenlose Bücher