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Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Titel: Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Hochmuth
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aber im nächsten Moment
konnte wieder kein Ton meine durch ihn versiegelten Lippen verlassen. Er
presste seinen Körper gegen meinen und drückte mich so tief in die Polsterung
des Sofas. Meine Hände drückten auf seine Brust, eigentlich dazu gedacht, ihn
wegzudrücken, praktisch jedoch vollkommen nutzlos.
    Aus heiterem Himmel versteifte sich der Schwarzhaarige
und ließ mit einem Ruck von mir ab. Mit durchgestreckten Armen stützte er sich
links und rechts von meinem Kopf ab und sah ein ganz klein wenig schwerer atmend
auf mich herab. Ich wiederum sah mit geweiteten Augen zu ihm auf. Was war
geschehen?
    Was hatte ich getan, dass er aufgehört hatte? „Ayden?“,
sprach ich ihn vorsichtig an, doch er schüttelte nur den Kopf. Er holte ein-
bis zweimal tief Luft, dann setzte er sich normal hin. Mit Blick nach draußen
sagte er: „Du bist der Tod meiner Selbstbeherrschung.“ Sein Tonfall war seltsam
monoton und wies auf geistige Abwesenheit.
    „Entschuldigung“, gab ich verwirrt zurück, zog meine
Beine an und stand so von der Couch auf, dass ich ihn nicht mehr berühren
konnte. Daraufhin verzog ich mich in die Küche und dieses Mal hielt er mich
nicht auf. War das nun ein gutes oder schlechtes Zeichen?
     
    Ich stützte mich auf der Arbeitsfläche der Küche ab
und unterzog deren Maserung einer eindringlichen Untersuchung. Es passierte zu
viel. Viel zu viel auf einmal. Mit Ayden und seinen Stimmungen hatte ich von
Anfang an zu kämpfen gehabt, aber nun diese seltsamen Träume und Visionen,
einhergehend mit dem Schmerz und der Gewissheit, dass da etwas war, dessen ich
mich eigentlich erinnern musste, es jedoch nicht konnte ; es war
die Hölle. Ich hielt mich im Allgemeinen für einen Menschen, der viel, sogar
sehr viel vertragen konnte – aber ich spürte, dass ich an meiner Grenze
angelangt war. Meine Schläfe pochte wie zur Bestätigung. Strähnen, die sich aus
meinem Pferdeschwanz während der Couchszene verflüchtigt hatten, fielen mir nun
über die Schulter und schirmten mein Gesicht ab, als ich den Kopf noch tiefer
hängen ließ.
    „ Wer bin ich?Was bin ich? “, flüsterte ich leise
zu der Maserung, was ich aus meinen Visionen her kannte. Sollte ich mir diese
Frage stellen? Sicherlich. Immerhin war das, was gerade passierte, nicht
normal. In keiner Weise. Und plötzlich geschah etwas mit mir, wofür ich mich hasste.
Es war schon einmal passiert, obwohl ich mir vor langer Zeit selbst den Auftrag
auferlegt hatte, mich zusammenzureißen und es nicht zu tun. Egal wie sehr ich
dagegen ankämpfte … pitsch … pitsch. Die Arbeitsfläche wies zwei
Tropfen unter mir auf. Pitsch. Drei. Pitsch, pitsch . Fünf. Ich
konnte meine Tränen einfach nicht zum Versiegen bringen. Ich weiß nicht, was
mit mir los ist. Ich weiß nicht, was mit Ayden los ist. Ich weiß gar nichts … ich HASSE diese Hilflosigkeit … Wie soll ich denn gegen etwas
ankämpfen, dessen Ursprung ich nicht kenne?! Wie soll ich etwas mutig
entgegentreten, wenn ich nicht weiß, was und wo es ist? Ich habe Angst … ,
dachte ich völlig fertig und rutschte an der Küche, die Hände immer noch auf
der Arbeitsfläche, zu Boden.
    „Ich habe Angst …“, flüsterte ich zu dem Gott oder den
Göttern, die mir das antaten. Doch statt sie mich erhörten, tat es der
Schwarzhaarige in der Stube und war binnen eines Lidschlags neben mir auf dem
Boden.
    „Leyla!“ Er sagte nur meinen Namen. Er wusste, dass er
keine Worte des Trostes würde finden können. Daher, obwohl er sich
augenscheinlich erst einmal von mir distanzieren wollte, schloss er mich in
seine Arme. Ich rührte mich nicht. Genauso plötzlich, wie dieser Zusammenbruch
kam, ging auch ein Lied einher, das ich meines Wissens noch nie zuvor gehört
hatte – zumindest mit meinen veränderten Erinnerungen. Zuerst nur der Text und
die Melodie, dann langsam eine Klavierbegleitung … und zum Schluss eine
Frauenstimme, die es sang. Ich holte zitternd Luft, dann öffnete ich, ohne dass
ich es explizit wollte, meinen Mund und sang:
     
    „Das sanfte Lied des Windes
    So lang nicht mehr gehört.
    Wie das Herz des Kindes
    Von Bosheit nicht gestört.
     
    In die Tiefe reicht kein Schrei
    Eines Retters auf der Klippe;
    So sei es einerlei
    Kein Ton verließ meine Lippe.
     
    Der Schatten des Grauens,
    Nun ach so nah;
    Man kann nicht trauen;
    Jetzt ist es da.
     
    Tag des Falles von der Welt
    Ungehalten, so wunder-, so furchtbar
    So lang ersehnt das Himmelszelt
    Dessen Geheimnis so unsagbar.
     
    Dort, wo

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