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Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Titel: Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Hochmuth
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kalte Nebel wallen,
    Wo kein Sonnenstrahl zu seh’n,
    Dort werd’ ich fallen
    In die Schwärze geh’n;
    So ist mein Ende vorherbestimmt;
    Der Weltenlauf mich zu sich nimmt …“
     
    Ayden hatte sich versteift, jedoch nicht von mir
abgelassen. Es stimmte, das Lied hatte eine Botschaft und die war alles andere
als fröhlich, allerdings kümmerte mich das eher wenig. Ich wusste, dass ich die
Stimme der Frau, die es sozusagen in meinem Kopf wie ein Schlaflied sang und
immer und immer wiederholte, irgendwoher kannte. Ich wusste, dass ich sie
zuordnen konnte … und dann hatte das Schicksal Erbarmen mit mir und schenkte
mir eine Erleuchtung: die Stimme der Frau, die mir das Klavierspielen
beigebracht hatte! Jene, die mir diese eine Melodie beibrachte, die, obwohl ich
kein aktiver Spieler war, nie aus meinem Gedächtnis wich. Aber von irgendwoher
kannte ich sie noch …
    „Leyla … so geht das nicht weiter“, meinte Ayden dann
aus heiterem Himmel, packte meine Schultern und lehnte sich ein wenig von mir
weg, damit er mir durchdringend in die Augen sehen konnte. „Du gehst innerlich
zu Bruch – und streite es nicht ab! Ich kann es sehen! Obendrein kann ich dich,
wie es aussieht, nicht davor beschützen. Egal wie sehr ich es wollte und wie
sehr es mir missfällt, es laut auszusprechen … vielleicht … vielleicht solltest
du … einen Spezialisten aufsuchen?“ Ich starrte ihn an.
    „Du willst, dass ich zu einem Psychiater gehe?!“ Ich
stieß ihn von mir und wich sofort vor ihm zurück.
    „Ich will doch nur, dass dir geholfen wird, und wenn
ich es nicht kann, dann eben …“
    „NEIN!“, schrie ich ihn an und war blitzschnell auf
den Füßen, so wie er. „Ich gehe bestimmt nicht …“
    „Aber willst du nicht auch endlich Antworten? Warum
sträubst du dich so, wenn es doch die einzige Möglichkeit ist?“
    „Weil ich kein Problem mit meiner Psyche habe, sondern
…“
    Ja, womit? ,
hielt ich innerlich inne.
    „Siehst du es nun?“, wollte der Schwarzhaarige gequält
von mir wissen und machte einen Schritt auf mich zu.
    „Nein, das tu ich nicht. Und … ich denke, es ist
besser, wenn du gehst“, fügte ich mit Blick zur Seite an. Ich konnte es einfach
nicht sagen, während ich ihn direkt ansah. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie
sich seine Augen weiteten und er den Mund zum Protest öffnete, dann ballte er
die Fäuste, wirbelte herum und das Letzte, was ich hörte, war eine zuknallende
Haustür. Ich fühlte mich elend, aber ich konnte niemanden in meiner Nähe
gebrauchen, der mich für verrückt oder dergleichen hielt. Es mag hart klingen,
aber so war es, das wusste alles an mir, mein schmerzendes Herz, mein
Unterbewusstsein und mein Bewusstsein. Um mich abzulenken, setzte ich mich auf
mein Sofa und schaltete den Fernseher ein, doch auch das half relativ wenig. Einfach
jeder Filmstar sah Ayden ähnlich – oder eher umgekehrt? Egal wie herum, es war
unerträglich, weshalb ich recht schnell auf den Ausschalter drückte.
    Irgendwie bekam ich in meiner Melancholie und meinem
mittlerweile verhassten ‚Beinahe-schon-Selbstmitleid’ den Tag herum und legte
mich müde und ein wenig geängstigt ins Bett. Es war zu erwarten, dass ich
wieder schlecht ‚träumen’ würde, und diese Gewissheit machte es noch schlimmer.
Ich war zwar mein Leben lang in einem Teufelskreis gewesen, aber das hier toppte absolut alles.
    Am Donnerstag – der 28. Mai müsste es gewesen sein –
erwachte ich recht spät und musste daher fast rennen, um noch rechtzeitig zum
Unterricht zu erscheinen, wo mich die Lehrer zu allem Überfluss auch noch
besonders hart rannahmen, damit ich ‚den Anschluss wiederfinden’ konnte.
Denkbar war für mich auch, dass ich den Chemieunterricht nicht mögen würde, und
so war es dann auch. Irgendwo in meinen Gedanken spottete ich über die
Zickigkeit des Schwarzhaarigen, aber die restlichen Stimmen tadelten mich und
hätten es genauso getan: Auch ich hätte jemanden ignoriert, der mich aus dem
Haus wirft, nur weil ich etwas Falsches gesagt habe, das jedoch gut gemeint war
– ganz zu schweigen von der vorangegangenen Hilfe. Er würdigte mich nicht eines
Blickes und ich tat auch nicht sonderlich viel, diesen Umstand zu ändern.
    Vor der Sportstunde in der Mädchenumkleide hielt
Vivian mich auf, als ich nach draußen gehen wollte. „Was ist?“, fragte ich
sofort.
    „Du gefällst mir nicht. Du bist noch blasser als sonst
und die sonst eigentlich ungewöhnlich gute Stimmung zwischen dir und Ayden ist
auf

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