Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
gigantischen Bau, der von den verschwundenen Wächtern unter der Leitung von Dornotul dem Schwarzen errichtet worden war. Dort spielten sich grauenhafte Sachen ab und man sprach von einem Foltermeister, den sie den Sanften Jack nannten. Die beiden Drachen hatten gehört, dass Murgon mit Hilfe des Sanften Jacks den Willen der Barb brechen wolle, um ihr Demut zu lehren. Er war der Meinung, wahre Intelligenz könne ohne Demut nicht funktionieren. Wie also kam die Gefangene in diesen Bereich von Unterwelt?
»Bist du es, kleine Barb?«, flüsterte Rordril in Worten. Obwohl er versuchte, leise zu sprechen, rollte seine Stimme wie Donner über die Felsen.
»Habe keine Furcht, kleine Barb. Wir wittern dich ...«, setzte Cybilene, ebenfalls in Worten, hinzu.
Die Drachen lauschten.
»Ihr werdet mich verraten«, drangen Blumas Worte in ihren Geist. Sie war begabt und verfügte über die natürliche Fähigkeit, mittel ihres Verstandes mit Drachen zu kommunizieren, was normalerweise das Vorrecht großer Magier war oder jenen Zustand, die nach dem Schlüpfen die Elternrolle ausübten.
Ebenso antwortete Rordril: »Warum sollten wir dich verraten?«
»Wie bitte? Warum? Ihr habt mich schließlich entführt! Weil ihr zu ihm gehört, weil ihr seine Lakaien seid!«
»Seine? Meinst du Murgon?«
»Ja. Und seine teuflische Schwester.«
»Gwenael?«
»Ja!«
»Zeige dich, kleine Barb.«
»Ich bin nicht mehr klein und ich heiße Bluma.«
Cybilene hustete und spie einen kleinen Feuerstrahl. Sie knurrte amüsiert. Bluma war ein ganz besonderes Wesen. Sie war tapfer und klug. Deshalb hatte Murgon sie entführen lassen. Er benötigte ihre Fähigkeiten. »Zeige dich, Bluma.«
»Ihr versperrt uns den Weg, Drachen. Wir müssen an euch vorbei. Es gibt für uns keine andere Möglichkeit ...«, wisperte Bluma. »Ihr könntet uns aufhalten. Ihr könntet versuchen, uns zu töten.«
»Warum sollten wir das tun?«, fragte Rordril.
»Werdet ihr es tun?«, gab Bluma die Frage zurück.
»Zeige dich, Bluma«, wiederholte Cybilene. »Dir wird nichts geschehen.«
»Ich bin nicht alleine ...«
Nun witterten sie es. Zuerst hatten sie es nicht wahrgenommen, da es ihrem eigenen Geruch zu sehr glich. Eine Mischung aus Schwefel, Dung und Tod, andererseits auch kristalline Vitalität und frische Energie. Cybilene kribbelte es in den Nüstern. Sie nieste. Bluma wurde von einem Wesen von monströser Präsenz begleitet. Zuerst warfen die Fackeln lange Schatten, dann schoben sich zwei Gestalten um die Felswand.
Ein Dämon, schwarz und bebend wie ein Fels, nahezu so hoch wie das Gewölbe. Daneben, klein und verloren wirkend Bluma, rundlich, mit weichen Formen und filzigen Haaren. Ihre Gestalt wurde vom Schatten des Dämons beinahe verschluckt.
Der Dämon veränderte seine Gestalt, er zerfloss, doch nie so viel, dass er sich endgültig umformte. Aus seinem Schädel ragten Hörner, seine Augen glühten rot wie Lava. Aus den Nüstern quoll Rauch und die armlangen Zähne blitzten. Seine schwarze Haut pulsierte.
Bluma blickte vertrauensvoll zu ihm hoch.
»Das ist Darius, er ist mein Freund!«
Cybilene keuchte und hustete. Rordril konnte nicht verhindern, dass sich ein dumpfes Lachen durch seinen Körper schob, welches donnernd aus seinem Maul brodelte.
»Ich habe ja einiges erlebt ... jedoch so etwas noch nie.« Sein schuppiger Schädel wippte auf und ab. »Und du machst dir Sorgen, wir könnten uns gegen diesen Dämon auflehnen? Das ist spaßig, sehr spaßig. Dieser schwarze Bursche ist stark genug, Murgon einen Besuch abzustatten und die Festung in Einzelteile zu schlagen. Ich frage mich, warum er das nicht tut.« Rordril kriegte sich vor Lachen nicht mehr ein und der Fels bebte so sehr, dass sich Steinchen aus dem Gewölbe lockerten und zu Boden rieselten.
»Hört auf, ihr Narren!«, brüllte Bluma in Gedanken. »Dann könnt ihr den Lord, seine Schwester oder seine Armee ja gleich herbeirufen! Das hat man jetzt davon! Darius hat ein ... Problem. Deshalb ist er mit mir auf der Flucht.«
Der Dämon dampfte und fuhr seine Klauen aus.
»Lass das!«, fuhr Bluma den Dämon an, der wie ein braves Kind gehorchte und die Krallen knirschend einzog.
»Aha, ein Problem hat er ...«, kicherte Cybilene. »Kein Wunder, wenn man so aussieht.«
»Ein Problem! Ein dämonisches Problem!«, lachte Rordril donnernd los und ein kleiner Feuerhauch sprang zwischen seinen Zähnen hervor.
»Seit wann reden Drachen so viel Schwachsinn?«, fauchte Bluma. Sie stemmte ihre
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