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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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sich in pestilenzigen Schleim auflösten, um gleich darauf wieder aufzuerstehen.
    Eine Welt der Dämonen und der Düsternis.
    Und die Welt der roten Drachen.
    Hier lebten sie, angekettet mit Magie. Sie standen oder lagen nebeneinander wie eingesperrte Hunde und litten. In solchen Momenten der Abgeschiedenheit, wenn sie den wilden Stein anfauchten, wenn sie sich spüren mussten, um den Verstand nicht zu verlieren, kamen die Erinnerungen.
    Ihr Herr war ein junger Mann gewesen, den sie Beschützer nannten. Wohl hatte er einen anderen, einen Namennamen, an den konnten sie sich nicht mehr erinnern. Dafür jedoch an seine Flöte und an die melancholischen Melodien die er spielte. Dann kuschelten sich die Jungdrachen auf seinen Schoß, legten ihre Köpfe an seinen Bauch und lauschten der Melodie.
    Das Unglück ihres Lebens geschah, als der Beschützer eines Tages in die Stadt ging, um dort seinen Stand aufzubauen, an dem er Bilder zeigte, zu denen er Märchen erzählte und Lieder zur Flöte spielte. Damit verdiente der Beschützer, den man nur den Barden nannte, hinlänglich, um seinen Lebensunterhalt zu fristen. Wie die Drachen zu ihm gekommen waren, wussten sie nicht und sie waren zu jung, um danach zu fragen. Nur selten gelang es ihnen, mentalen Kontakt mit dem Menschenmann aufzunehmen. Dann sprachen sie Bruchstücke in ihrer Drachensprache, die nichts mit der Hohen Sprache zu tun hatte.
    Der Beschützer brachte ihnen die Hohe Sprache bei, Wort für Wort. Er öffnete seinen Geist und hieß sie in seinen Gedanken willkommen. Zwar lernten sie schnell, jedoch nicht schnell genug. Es gab zu viele Worte, deren Sinn sich ihnen noch nicht erschlossen hatte.
    »Das wird ... ihr müsst euch ein wenig gedulden«, sagte der Beschützer mit sanfter Stimme und strich über ihre fast durchsichtigen hauchdünnen Flügel. Besonders Rordril hatte Spaß daran, an den Haaren des Beschützers zu knabbern und wenn Sandista sich einmischte, puffte er einen winzigen Rauchball in ihre Richtung. Cybilene betrachtete das aus einiger Entfernung. Sie war wie eine Wildkatze und schenkte ihre Gewogenheit nur dann, wenn ihr danach war.
    Ihr Beschützer war also in der Stadt und hatte sie in der Kate zurückgelassen, wie er es oft tat, da er nicht wollte, dass irgendwer von ihrer Existenz Wind bekam. Das sei ein Geheimnis, sagte er mit einfachen Worten und sehr langsam, damit sie die Hohe Sprache gut lernten. Er wolle sie damit schützen. Noch seien sie zu klein und zu jung, um der Öffentlichkeit vorgestellt zu werden. Man würde sie jagen und sogar töten. Sie müssten sich während seiner Abwesenheit still verhalten. Er würde ihnen Fressen mitbringen. In der Nacht würden sie eine Stunde jagen dürfen, Mäuse und Kaninchen. Jedoch nur eine Stunde.
    Das Drama begann, als Rordril, Sandista und Cybilene die großen Tiere hörten.
    Es waren Pferde.
    Das Getrappel verstummte, Reiter sprangen ab.
    »Ihr bewacht die Hütte!«, rief einer.
    »Du bleibst bei den Pferden!«, befahl ein anderer. Das waren einfache Sätze, die die Drachen begriffen.
    Die Tür wurde aufgestoßen und die Jungdrachen flatterten hoch wie verschreckte Tauben. Sie kauerten sich nebeneinander auf ein Regal und starrten mit vorgereckten Köpfen nach unten. Ihre Schwänze zuckten, ihre weichen Schuppen sträubten sich.
    So etwas war noch nie geschehen. Wer hatte das Recht, das Heim ihres Beschützers zu betreten, wenn dieser nicht anwesend war? Waren sie zu laut gewesen? Hatten sie Jäger auf sich aufmerksam gemacht?
    Ein Mann, den sie an seinen Ohren als Elf erkannten, kam in den Wohnraum, der karg möbliert war. Tisch, Stühle, eine Waschgelegenheit, eine Kommode, Regal und Bett. Der Abtritt befand sich draußen in einem Bretterverschlag.
    »Da seid ihr also«, sagte er lächelnd. Sein Gesicht war dunkelbraun, fast schwarz, und seine Augen glühten rot unter dünnen weißen Haaren. »Dann entsprachen die Gerüchte also der Wahrheit. Einige tuschelten, der Barde beherberge drei Drachen. Nur wenige glaubten es, was die Sache für mich umso interessanter machte. Euer Herr ist ein Narr. Er spielt auf dem Markt seine Flöte und lässt euch alleine. Es war so einfach, euch zu finden. Nun werdet ihr mit mir kommen, meine Kleinen. Mit mir nach Unterwelt. Dort werdet ihr lernen, wie Drachen sein müssen. Ihr werdet Macht lernen und Gehorsam.« Der Elf lachte heiser.
    Hinter ihm schob sich die Tür auf und eine seltsame Gestalt humpelte herein. Die Drachen fiepten vor Schreck. So einen

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