Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Armen. Wie er alles gebeichtet hatte. Und sie hatte ihm nicht geglaubt. Sie hatte ihn mit weit aufgerissenen Augen angestarrt, als sei er ein Besucher aus der Schattenwelt.
Diese Erinnerungen überfielen ihn wie ein Feind.
Er befand sich mitten im Kampf. Er musste sich konzentrieren. Warum jetzt diese Erinnerungen?
»Mörder«, flüsterte Elvira, während Tränen aus ihren Augen rannen. »Mörder!«
Darius versuchte, Ruhe zu bewahren, obwohl seine Sinne zu explodieren drohten. Er erklärte ihr erneut, was geschehen war und bettelte um ihr Vertrauen. »Du kennst mich, Liebste. Du kennst mich seit vielen Jahren. Du weißt, wer ich bin und das ich unserer Riousa niemals etwas antun könnte.«
Zuerst kicherte sie, dann lachte sie grell und schließlich schlug sie mit ihren schmalen Fäusten auf ihn ein, im Kummer so kraftvoll, dass ihm versehentlich seine Tochter aus den Armen rutschte und auf den Boden fiel, was ein knirschend klatschendes Geräusch verursachte.
Später wusste er nicht mehr, was schlimmer gewesen war: Das Misstrauen seiner Frau oder der tote kleine Körper zu seinen Füßen, verrenkt und im Streit entehrt. Elvira lief ins Dorf und holte den Büttel und ein paar Soldaten. Sie setzten Darius gefangen und verurteilten ihn zum Tode.
Darius riss sich aus seinen Erinnerungen. Nun galt es erneut, auf ein junges Wesen aufzupassen. Auf Bluma, die ihm vertraute. Noch einmal würde er nicht versagen!
Das hatte ihm klar werden müssen.
Somit hatten die Erinnerungen ihren Sinn erfüllt.
Der Dämonenkrieger vollführte einen ungelenken Hieb, Darius sah ihn kommen und schmetterte die Klinge beiseite, während er weiter nach vorne drängte und schlug was das Zeug hielt. Der erstaunlich bewegliche Kampfdämon versuchte ihn verzweifelt abzublocken und stolperte nach hinten gegen die Felswand. Jetzt hatte Darius ihn endlich. Er machte mit dem Schwert einen neuen Ausfall und sein Gegner wurde unerwartet lebendig und wehrte den Ausfall mit enttäuschender Festigkeit ab. Erschüttert sah Darius, dass sich seine Schwertspitze zwischen zwei Steinen verhakte. Sein Körper bebte nach der Wucht des mächtigen Schlages, er zuckte vor Schmerz und Schreck zusammen. Er riss das Schwert aus dem Stein und sprang zurück.
Der Dämonenkrieger griff an und Darius wich aus, wo er konnte, parierte, wich aus und bald schmerzten seine Handgelenke. Es krachte, als sich Stahl in Stahl verkantete, Griff an Griff. Die Zähne des Dämons klackten aufeinander, aus seinem Maul stank es nach Aas. Ihre Gesichter waren nur eine handbreit voneinander entfernt.
Darius warf sich mit ganzer Stärke in diese Begegnung, jeden seiner Muskeln im Einsatz, stemmte sich gegen den Dämon, drückte seine Beine durch und duckte sich blitzschnell zur Seite weg, rollte über die Schulter, sprang auf die Füße und hieb den Dämon mit einer Drehbewegung in der Mitte entzwei.
Es spritzte nach allen Seiten und der Golem regte sich. Er brüllte markerschütternd und stapfte auf Darius zu.
»Schnell, Darius!«, schrie Bluma. »Er ist langsam. Lass uns weglaufen!«
»Nein!«, rief Darius. »Er wird uns jagen, immer weiter jagen.«
»Groooark!«
Langsam? Im Gegenteil! Darius traute seinen Augen nicht, als der Golem unversehens nach vorne preschte. Seine Beine stampften auf den Stein, die Kreatur war flink wie ein Nagetier. Die vier Arme ausgebreitet, jeder Arm eine eigene Waffe, kam er auf Darius zu. Mit schreckgeweiteten Augen sah er das Unheil geschehen. Dieses Wesen war mit einem Schwerthieb nicht zu besiegen.
Der Golem schwang sein fürchterlich großes Schwert und die unvorstellbare Streitaxt. Die Waffen surrten durch die Luft.
Darius drehte sich um und rannte im Zickzack durch die Höhle, sprang an die Felswände und prallte zurück wie ein Ball. Der Golem schien verwirrt, er stand still und glotzte verunsichert. Darius versuchte, seinen Blick zu lesen, was nicht gelang, da die Augenreihe um den ganzen Schädel führte. Wie, um alles in Unterwelt, konnte er dieses Monster besiegen? Die Kreatur war gigantisch und schien übermächtig.
»Komm endlich!«, schrie Bluma. »Wenn er uns folgt, hast du Zeit, um dich auf ihn einzustellen. Möglicherweise begegnest du ihm das nächste Mal als Dämon. Dann machst du ihn fertig!«
Sie hatte recht. Darius lief los und der Golem folgte ihm. Plötzlich wurde es hell und heiß in der Höhle. Einer der Drachen blies eine Feuerschneise zwischen den Golem und den Flüchtenden. Die Kreatur fing Feuer, sprang vor dem
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