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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Männern im Krieg anschlossen und grausamer wüteten als ihre männlichen Artgenossen. Das stimmte zum Teil und unterstrich die Härte, mit der Frauen vorgehen konnten, wenn sie etwas unbedingt wollten.
    Insgesamt, meinten die Erzieherinnen, handele es sich bei den Amazonen um eine verlorene Kultur, woran sie selbst Schuld waren, denn sie forcierten nichts und hielten sich im Hintergrund. Nur sie kannten die Wahrheit und das genügte ihnen. Niemand war daran interessiert, diese hinauszuposaunen. Sollte man sie doch fürchten – desto sicherer waren sie.
    Lysa winkte den Mädchen zu, niedliche Dinger, die noch nie gejagt hatten. Einige von ihnen trugen stolz die Zeichnungen des ersten Zehnten. Sie hatten den Schmerz der Zufügung vergessen. Lysa strich sich über den Oberarm, der das Zeichen des fünfblättrigen Wingoblattes zeigte. Die Stiche hatten wehgetan. Das war lange her, neun Jahre.
    Rodetto saß vor seinem Haus und schnitzte einen Bogen. Ein schöner Mann mit dunkler Haut, der bald in den Unterrat gewählt werden würde, denn er verstand sich gut mit Mutter Evany. Er nickte freundlich.
    »Es ist ein schöner Tag«, stellte er fest. Seine Stimme war dunkel und melodisch.
    Lysa lächelte zaghaft zurück. »Ja, ein schöner Tag.«
    »Ich weiß, ich sollte nicht fragen ... würdest du mir die Freude machen, mit mir heute Abend ...«
    »Wie du sagtest, Rodetto – du solltest nicht fragen!« Sie hob das Kinn und schritt an ihm vorbei.
    Rodetto seufzte und schleuderte den unfertigen Bogen in den Sand.
    Wie kindisch!, dachte Lysa und ging unbeirrt weiter. Sie hatte keinen Mann, noch nicht, obwohl manche darauf warteten, von ihr erwählt zu werden. Es war Zeit, obwohl sie gestehen musste, dass ihr Rodetto sehr gut gefiel. Sie würde ihn eine Weile leiden lassen, solange, bis er vor ihr auf den Knien lag und um ihre Aufmerksamkeit bettelte.
    Viele Amazonen hatten Männer, denen sie treu waren, doch nicht ergeben. Wer sich an die Seite einer Amazone begab, wusste, dass sie ihren eigenen Willen lebte und tat, was sie wollte. Eine Amazone war jedem Mann gleichgestellt und dort, wo es nicht so war, herrschte das Matriarchat.
    Es war nicht so, dass Amazonen sich schwache Männer suchten, vielmehr waren es Männer mit Selbstbewusstsein, innerer Reife und Stärke, Männer, die es nicht nötig hatten, sich gegen Frauen zu behaupten. Es waren charaktervolle Männer, denn sie akzeptierten ihre Partnerinnen als vollwertig in jeder Hinsicht. Deshalb liebten sich die meisten Paare ein Leben lang, denn sie hatten nur wenig Anlass für Streits.
    Nicht jede Frau hatte einen Mann, viele von ihnen liebten sich untereinander, was genauso akzeptiert wurde.
    Lysa stieg auf die Anhöhe. Hier war sie besonders gerne. Von hier aus hatte sie einen schönen Blick auf einen Teil von Amazonien. Bei klarem Wetter konnte sie in der Ferne das Meer sehen, zumindest einen Ausschnitt, der zwischen der Felskette hindurch glitzerte. Nördlich erstreckte sich die Steppe, die man das Hinterland nannte. Jagdgründe und ein Ort für jene, die sich zum Sterben verabschiedeten, so wie Urmutter Mahira vor zwei Jahren.
    Sie hatten um einen guten Gang nach Götterwelt gebetet.
    Amazonen beteten zu ihrer Göttin Antiana, wie die Männer. Antiana war eine gute Göttin. Sie spiegelte sich in der Natur wieder, im Sonnenschein und im Regen, im Wasser und in der Luft, in Baum und Pflanze, in Tier und Mensch. Für die Dunkelheit stand Chutos, ein geschlechtsloser Gott, der alles umfasste und den man fürchtete, wenn das schlechte Gewissen überwog. Chutos angestammter Platz war Unterwelt, denn wo sonst sollte der Düstergott weilen?
    Lysa wischte eine Träne aus dem Augenwinkel. Sie hatte die Urmutter sehr geliebt und die Erinnerung an sie machte die Amazone traurig. Sie zog die Nase hoch und straffte sich.
    Sie musste sich beeilen.
    Heute Vormittag stand Kampftraining an.
    Lysa wusste, dass viele von Männern beherrschte Kulturen schräg guckten, wenn sie erfuhren, dass Amazonen kämpften. Dabei war das eine logische Konsequenz. Frauen waren geschmeidiger und gelenkiger als Männer. Also waren sie schneller und unberechenbarer. Bei richtigem Training konnten Frauen ähnliche Kräfte wie Männer entwickeln. Die Kampfkunst der Großen Xydmar besagte, es gehöre nicht Kraft zum Sieg, sondern Klugheit. Mit ihrer Kampftechnik waren die meisten Amazonen Männern weit überlegen. Bevor diese ihre Fäuste ballen konnten, lagen sie auf dem Rücken, einen Dolch am Hals.
    In

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