Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Bibliothek.« Sie warf ihm den goldbestickten Morgenmantel über und öffnete die Tür.
Rondrick betrat die Bibliothek. Zehn Fuß hohe Regale führten um den Raum. Hier wurden Schriften und Bücher aufbewahrt, eine kleinere Ausgabe der Sammlung, die sich im Kellergeschoss der Burg befand. Der mit grauen Steinen geflieste Boden war mit wertvollen Teppichen ausgelegt, Kunstwerke der Fartak, die dem Raum Wärme verliehen. Mit Kristall geschützte Kerzen sorgten für Atmosphäre, offenes Feuer war in diesem Raum verboten. In der Mitte stand ein massiver Holztisch mit acht Stühlen. Der belehnte Stuhl am Kopf war der des Königs.
Rondrick nickte nach links und rechts und nahm Platz. Er winkte seinem Rat, sich zu setzen. Schweigend nahm man Platz.
Zuvor waren Morgenspeisen aufgetragen worden, warmes dampfendes Brot, Milch und Obst. Jeder der Anwesenden sollte sich nach Wunsch und Laune bedienen. Grisolde hatte an alles gedacht.
»Was werden wir unternehmen?«, fragte Rondrick geradeheraus und strich zwei Falten aus dem Morgenmantel. Er musterte die Personen und hakte sie einen nach dem anderen ab.
Links von ihm saß General Moren Syndar, ihm gegenüber Inquister Loouis Balger, ein fettleibiger Kerl.
Daneben, die Arme vor der Brust gekreuzt, Schatzmeister Redus Dorr, ein bärtiger Mann.
Dem gegenüber der Halbling S’on D’uur, der die Interessen seiner Rasse vertrat.
Weiter hinten beobachtete ein Elf die Tischrunde, Nordon Driúel, ihm gegenüber ein Troll, der wie üblich, erbärmlich stank, Gorr Hardis. Die restlichen zwei waren für Kultur und Bildung zuständig und schwiegen für gewöhnlich. Bibliotheksmeister Egg T’huton, der sowieso nur alle zwei Monate etwas sagte und der stets schweigsame Xol Dipper, ein menschgewordener Bücherwurm, hager, bleich, mit großen handgeschliffenen Augengläsern.
Die Acht sahen sich erstaunt an.
Moren Syndar brummte: »Mein König wollen also sofort zur Sache kommen?«
»Warum sonst sollten wir hier sitzen?«, schnappte Rondrick. Er war wütend. Zum einen begriff er, dass Grisolde mit ihren Worten recht hatte, zum anderen kam er sich jetzt tatsächlich wie ein Versager vor. Ferner bohrten ihn Schuldgefühle, schließlich hatte die Schriftsetzergilde ihren besten Mann verloren.
»Beginnen wir!« General Syndar, ein hagerer Mann mittleren Alters mit kurzen grauen Haaren und einem vernarbten Gesicht, legte theatralisch seine Handflächen auf den Tisch. »Wir müssen den Drahtzieher des Attentats finden. Ich empfehle, das Militär zu aktivieren.«
S’on D’uur, der Halbling verdrehte seine Augen. »Das ist mal wieder typisch für Syndar. Muskelspiel und Tod. Ich frage mich, wen Ihr umbringen wollt, mein Lieber?«
Nordon Driúel, der Elf, sagte mit freundlicher Stimme: »Der Attentäter versuchte, in meinen Verstand einzudringen. Es gelang ihm nicht. Dafür war es mir möglich, ihn zu lesen. Über seine Beweggründe fand ich nichts. Ich erfuhr, dass das Attentat geplant war und es sich nicht um einen gewöhnlichen Dämonenbann handelte. Dieser Dämon wurde für seine Tat ausgesucht, instruiert und alles war geplant.«
Inquister Balger schlug mit der Faust auf den Tisch. »Verzeiht, mein König, doch wenn das stimmt, haben wir es mit Murgon zu tun.«
Driúel nickte. Sein schmales schönes Gesicht leuchtete in einem Sonnenstrahl, der durch das Fenster fiel wie ein staubiger Finger. »Murgon der Dunkelelf.«
Rondrick legte den Kopf schief. »Gerüchte verlauten, er sei der Herr von Unterwelt.«
Driúel erklärte: »Keine Gerüchte, mein König. Das ist Gewissheit. Einst war er einer von uns. Er lebte im Elfental Solituúde, drei Tagesritte nördlich.«
»Das wissen wir. Kommt zur Sache, Elf!«, schnaubte der General.
Ronrick musterte den Hageren mit scharfem Blick.
Driúel fuhr unbeirrt fort: «Loralin Ranéwén ist seine Mutter, der Elfenlord von Ranéwén sein Vater. Murgons Name war Feiniel.«
»War?«, wollte Inquister Balger wissen, obwohl er die Antwort selbstverständlich kannte. Für ihn gab es keine Frage, die man nicht zweimal stellen konnte. Er wusste, dass Antworten durchaus verschieden sein konnten, denn dies war sein Beruf.
Driúel sagte: »Als Junge fand Feiniel ein Artefakt, welches von den Wächtern stammt. Man sagte, wer das Behältnis öffne, hole die Wächter zurück in ihre Festung nach Unterwelt und mit ihnen Dornotul den Schwarzen, der Unterwelt geschaffen habe. Man fürchtete Feiniel, obwohl er ein Halbwüchsiger war. Sogar sein
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