Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
zeigt?«
Schweigen hatte sich über den Raum gesenkt wie eine schimmelige Decke. Sogar Nordon Driúel blickte wie vom Donner gerührt und sein Kehlkopf zuckte. Mit seiner eleganten Elfenstimme sagte er: »Wir werden einen Magus finden, mein König.«
»Das freut mich. Ihr, Egg T’huton, begleitet mich?« Rondrick erhob sich und blickte in die Runde.
Der Bibliotheksmeister schreckte hoch. »Begleiten?«
»Ich reite zum Riesen.«
»Selbstverständlich, mein König.« Er sprang auf und verbeugte sich.
»Holt Magus Prox hinzu. Lasst die Pferde richten. Informiert die Leibgarde.« Rondrick drehte eine Sanduhr um. »In dreißig Minuten reiten wir los.« Er erhob sich, nickte seinem Rat zu, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und stapfte mit festen Schritten aus dem Raum.
Hinter ihm schlug die Tür zu.
Er lehnte sich dagegen und atmete schwer. Schweiß brach ihm aus und ein Zittern befiel ihn. Nebenan fiel kein Wort.
Grisolde erwartete ihn mit offenen Armen.
Seufzend ließ er sich neben ihr auf dem Bett nieder, schloss die Augen und haderte mit sich und der Tatsache, König zu sein.
König Rondrick zügelte seinen Rappen und wartete auf Egg T’huton, der ein miserabler Reiter war. Die Leibgarde hielt sich auf Rondricks Wunsch im Hintergrund, die Finger an den Waffen. Nichts hasste Rondrick mehr, als von waffenstarrenden Männern und deren Pferde eingekeilt zu sein. Ein Ausritt diente dem Vergnügen und das ließ er sich nicht nehmen.
Er dachte an Lady Grisolde, die ihn gestreichelt und beruhigt hatte. Sie war eine starke Frau und wusste, was zu tun war. Rondricks Magen ballte sich zusammen. Noch nie war ihr Einfluss so deutlich gewesen wie heute morgen. Das gefiel ihm nicht.
Andererseits konnte er nicht erwarten, sie möge die Furt überqueren, die zwischen ihnen lag und sich aus den politischen Geschehnissen heraushalten. Weiber hatten grundsätzlich zu allem etwas zu sagen. Wenn sie dazu klug waren, konnte man das als Vorteil nutzen.
Ha, wie sein Rat reagiert hatte, als er den Befehl erteilte, sie mögen nach Unterwelt gehen. Das hatten sie nicht erwartet. So wurde Rondrick jene los, denen er nicht vertraute und das Beste war ... dieser Einfall war ihm selbst gekommen!
Egg T’huton kam neben ihn. Er wackelte auf seinem Sattel wie eine Strohpuppe, die man zu Übungszwecken benutzte, um die Schärfe des Schwertes zu prüfen.
Sie trabten den Weg von der Burg hinab Richtung Stadt. Es war ein wunderschöner Morgen. Der Spätsommer bäumte sich noch einmal auf und sandte seine schönsten Boten. Sie Sonne sorgte dafür, dass auch die letzten grauen Wolken verdampften. Wohin das Auge schaute, färbten sich Blätter gelb, rot und braun, alles strahlte wie frisch poliert.
»Ein wunderschöner Morgen, T’huton«, sagte der König.
Der Riesenzwerg, dem man eher Kampfdienste zugetraut hätte, als den Umgang mit Pergament, Papier und Schrift, antwortete mit seiner seltsam hellen Stimme: »Es ist mir eine große Ehre, Euch begleiten zu dürfen.«
Sie kamen in die Stadt. Dandoria war längst erwacht. Wesen aller Rassen wuselten durch die mit Kopfstein gepflasterten Straßen. Überall herrschte reges Treiben, bis man den König erkannte. Die Dandorianer bildeten eine Gasse und verbeugten sich. Rondrick wusste, was man von ihm erwartete. Er nickte huldvoll. Zwei Soldaten seiner Garde ritten an ihm vorbei, um den vorderen Bereich zu sichern. Rondrick knurrte unwillig. So wurde er stets an seine Position erinnert.
Wie sollte er je seine Stadt erkunden und genießen, wenn man ihn stets wie einen wertvollen Edelstein behandelte? Am liebsten hätte er der Garde einen Abzugsbefehl erteilt, ahnte jedoch den Ärger, den er sich dafür mit Grisolde einhandeln würde.
Erneut träumte er für eine Sekunde von einem Haus und einem Weinberg im Süden von Dandoria, von einem Leben im Verbund mit der Natur.
Sonnenstrahlen schoben sich über die Hausdächer und tauchten die weiß verputzten Wände in ein unwirklich helles Licht. Über Dandoria lag Frieden. Was gestern Abend geschehen war, kam Rondrick wie ein böser Traum vor.
Licht und Dunkelheit. Nichts war gegensätzlicher. Licht und Frieden. Dunkelheit und Dämonen.
Sie kamen zum Marktplatz, auf dem ein Springbrunnen mit der Figur eines frühen Gottes fröhliche Fontänen spritzte, Wasser, das mit großem Druck von den Bergen herab lief. Ein Barde hatte seine kleine Bühne aufgebaut, auf der er Geschichten erzählte, sang und musizierte. Daneben glotzte sein
Weitere Kostenlose Bücher