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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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ein harmonisches Ganzes. Es gab den Sternenozean und in ihm die Insel Mythenland.
    Irgendwo dort draußen existierte die Götterwelt, die sakrale Welt im Nebel der Zeitenlichter, im Durcheinander der winzigen Strahlenwolken, dort, wo kein Lebewesen jemals hingelangen würde, gab es Riesen und Giganten, die von Stern zu Stern sprangen, um ihr Ziel zu erreichen, die ihre Transportfahrzeuge mit donnerndem Zorn über Mythenland anhielten, während ihre leuchtenden Augen lobten oder ihre glühenden Finger straften.
    Sie blieben meist, wo sie waren.
    Weit weg!
    Niemand auf Mythenland konnte sich an einen Besuch der Götter erinnern. Es gab Zeichnungen, in Stein geschlagene Aufzeichnungen, die davon berichteten. Bilder, die sogar den Astronomen das Blut in den Adern gefrieren ließen.
    Von grausigen Exekutionen berichteten diese Bilder. Von blutigen Gemetzeln. Auch von wohlwollenden Beschenkungen und unbeschreiblich schönen Zeremonien.
    Die Blinden Magister beteten zu den Göttern und viele von ihnen hörten auf zu sprechen, wenn sie eine Vision geschenkt bekamen, und summten Geräusche, die sie nie erklärten.
    Kurz gesagt: Mythlenland lag zwischen der Oberwelt, von der jeder wusste, dass es sie gab und dass dort die Götter residierten und Unterwelt, von der man zwar wusste, dass sie existierte, die man jedoch fürchtete.
    Unterwelt!
    Die Unterwelt war ein Ort, mit dem dumme Eltern ihre unwilligen Kinder bedrohten, ein Ort, von dem diejenigen träumten, die ein schlechtes Gewissen hatten.
    Denn in Unterwelt, sagte man, hause das Laster, die Dämonen, die Übelgeister, die Visionen grauenhafter Gedanken, Fleisch gewordene Abscheulichkeiten und stinkende Wesen, insektengleiche Rachegötter und Gespenster, traumverzehrende Phantome und moderige Spukgestalten, die sich in pestilenzartigem Schleim auflösten, um gleich darauf wieder aufzuerstehen. Hier wurden Kreaturen geschaffen, die kein gesunder Geist auf Mythenland schadlos ertragen hätte.
    Das stimmte teilweise und wieder nicht.
    Es gab sie, die Schwarzen Reisenden, die durch einen geheimen Übergang gegangen waren und zurückkehrten nach Mythenland. Tapfere Krieger oder Magier, die den letzten großen Sinn, die abschließend ehrenvolle Aufgabe oder den allumfassenden Zauber suchten. Sie alle schienen eine Zeitlang verwirrt und berichteten über eine unterirdische Halle, sicherlich einen Tagesmarsch lang und so breit und hoch, dass sich unter dem Gewölbe Wolken bildeten und es schwefelig dünstendes Wasser regnete.
    Sie berichteten von Hütten und Lehmbauten, die in Felsnischen gebaut, von Kreaturen, die verängstigt und zornig waren. Zerlumpte Gestalten mit knochigen Gliedern und weißen Augen, die in schwarzen Höhlen lagen. Vielgliedrige Wesen, Chimären des Grauens. Bucklige, verwachsene Wesen, halb Mensch, halb Tier, Dämonen, die ihre Urform stetig wechselten, kriecherische Leiber, die darauf warteten, beschworen zu werden. Kinder, die nie erwachsen werden würden, erbärmliche Gestalten, die in Blut und Dreck spielten, mit Zehen, an denen die schwarzen Klauen durch den Staub wischten. Und immer wieder Kreaturen, die weiß waren wie Kalk, Blut tranken und ausschweifende Rituale vollzogen.
    Was davon der Wahrheit entsprach, war nicht überprüfbar, denn alle Schwarzen Reisenden verloren früher oder später den Verstand oder verschwanden spurlos in dunklen Gassen.
    Sie hatten eines gemeinsam:
    Sie sprachen über einen Mann, den sie Murgon nannten.
    Er sei ein Dunkelelf, sagten sie. Ein hochgewachsener Mann mit dunkler, fast schwarzer Haut, weißem Haar und roten Augen. Ein mächtiger Elf sei er, gefürchtet wie ein Gott, sogar von Dämonen, die ungerufen waren.
    Niemand wusste, ob Murgon alleine herrschte oder einer Hierarchie angehörte, einem Haus vielleicht oder einem Geschlecht.
    Er war jener, der schuf und vernichtete.
    Er war das Böse!
    Viele Denker stritten das ab. Es könne so nicht sein. Das mache man sich zu einfach. Niemand sei einfach nur böse. Da male man mit schwarz und weiß. Man solle nie vergessen, dass nur das Gute mit ganzer Seele getan werden konnte, niemals das Böse. Und wer in Unterwelt herrschte, musste dies mit ganzer Seele tun, um nicht dem Wahnsinn zu verfallen. Oder war er das? War er wahnsinnig? Hier eröffnete sich ein Paradoxon und die Blinden Magister taten sich zusammen, um das Problem zu disputieren.
    Wenn Murgon das Böse gut tat, wenn er es vollständig wirkte, dann tat er es mit reinem Gewissen, denn anders sei so etwas nicht

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