Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Brust des zusammen gestückelten Wesens.
»Ich – werde – nicht – zulassen – dass du an Bord kommst!«, schrie Bluma und zog. Ihre Finger schmerzten, ihre Muskeln drohten zu reißen, doch sie gab nicht auf. Es war kaum zu glauben, doch der Golem rang mit ihr. Sie boten sich einen Kampf, den sie gewinnen musste. Sie hatte keine Ahnung, wie gut seine Kletterfähigkeiten waren, hoffte jedoch, ihn eine Weile vom Schiff fernzuhalten, wenn es ihr gelang, die Strickleiter hochzuziehen.
»Ich – bin – stärker – als – du!«
»Grooooar! Frooooh!«, grölte der Golem und setzte drei Arme ein.
Sofort veränderte sich die Kraft. Bluma spürte, dass sie dieser Macht nichts entgegen zu setzen hatte. Nicht auf Dauer. Noch würde sie nicht aufgeben. Noch gab es Hoffnung, wenn auch nur wenig. Wann erwachte Darius? Wann kam er ihr zur Hilfe? Gerne hätte sie zu ihm geschaut, befürchtete jedoch, dabei die Konzentration auf die akute Gefahr zu verlieren.
Du bist eine Wareike!
Deine Wurzel ist gelockert!
Nun müssen wir dich pflücken, sonst wirst du verrotten! Wir müssen es, ob wir wollen oder nicht! Du verneigst dich vor uns und bietest dich uns an.
Es ist unsere Pflicht, dich aus dem Erdreich zu ziehen, damit du deine Samenkapseln freisetzt und neue Stecklinge bildest.
Wenn wir nun aufgeben, bringen wir Schande über den Wareikenwald und die Götter werden uns zürnen.
Du bist die Königin der Bäume!
Dein Holz ist hart wie Stahl!
Du bist unser wichtigstes Gut und wir tragen Verantwortung für dich, für die Natur, für uns!
Ich kann das, denn ich bin eine Barb!
Die Götter haben mir die Kraft geschenkt, die Sache zustande zu bringen!
Sie glaubte, ihre Nackenmuskeln müssten auseinander reißen. Ihre Sehnen streckten sich. In ihren Oberarmen, in ihrem Rücken jaulte es. Ihr wurde klar, dass sie die Leiter niemals loslassen würde. Eher würde sie sich die Finger ausreißen lassen. Nun gab es nur sie und ihren Gegner. Sie war alleine auf sich gestellt. Diese Auseinandersetzung würde darüber entscheiden, wie sie sich zukünftig sah. Alles hing davon ab, ob sie den richtigen Weg beschritt.
Verdammt, es gab einen anderen Weg. Sie erinnerte sich, das Fleischermesser eingesteckt zu haben. Damit würde sie die Taue der Strickleiter durchschneiden und der Golem konnte nicht an Bord kommen.
Hastig tastete sie nach ihrem Gürtel. Liebe Güte, während sie schlief, war das Messer verrutscht. Verzweifelt versuchte sie, es frei zu bekommen.
Unter ihren Füßen bebte das Schiff. Hatte es einen Namen? Hatte sie eine Aufschrift gesehen? Verdammte Gedanken, die ihre Achtsamkeit störten.
Lotus!
Das war der Name, an den sie sich erinnerte. LOTUS!
Was bedeutete das Wort?
Unwichtig. Es galt, die Leiter einzuholen.
Der Golem machte einen hohen Sprung, dabei gab die Leiter nach und Bluma holte einen weiteren Schritt ein. Als der Golem zurückfiel, hing er mit seinem gesamten Gewicht an den Seilen. Der Ruck zog Bama nach vorne. Sie krachte mit dem Leib gegen die Reling. Das Holz barst stellenweise. Fast wäre sie über Bord gerissen worden.
Nun war es geschehen! Würde sie die Leiter einholen, hätte sie den Golem an Bord. Würde sie dem Zug nachgeben, ging das Spiel von vorne los.
Erneut ließ sie mit der Linken los und versuchte, das Messer aus dem Gürtel zu nesteln. Endlich hatte sie den Griff. Mit einem Ruck zog sie es heraus.
Mit Grauen erkannte sie, dass der Golem mit einem seiner mächtigen Beine auf der untersten Stufe stand. Er würde nur drei oder vier davon erklimmen müssen, dann konnte er aufgrund seiner Größe seine Klauen auf die Reling legen und sich hochziehen.
Gut!
Bluma würde ihm ein Auge nach dem anderen ausstechen.
Sie würde seinen Schädel aufschlitzen.
Wenn er so dämlich war, den direkten Weg zu gehen, sollte er sich vor einer Barb aus Fuure in acht nehmen. Vor Blumas Augen färbte sich die Unterwelt rot.
Erneut bäumte sich das Schiff auf. Nicht zum ersten Mal verschoben sich die Bilder, es kam einer Vision gleich, denn das Holz, die Planken, einfach alles, schoben sich übereinander, versetzten sich, pochten und pulsierten, drückten sich auseinander wie ein weiches warmes und lebendiges Wesen.
Eigentlich sollte ich vor Furcht jammern, mich einnässen und mit dem Daumen im Mund in irgendeiner Ecke kauern, wusste Bluma. Das ich es nicht tue, kann ich nur dem Wahnsinn zurechnen. Ein Wahnsinn, der mich überleben lässt, mich und den Dämonenmann!
Blitzschnell berechnete sie ihre
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