Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

die Reling der Lotus und sein Grollen und Knurren drang zu ihnen herüber. Die kleine Frau versuchte mit einer hilflosen Geste, die schwarze Kreatur wegzuschieben.
    »Liebe Güte!«, entfuhr es Bob. »Was ist das? Das Ding ist fünfmal so groß wie die Frau und schwarz. Es hat rote Augen!«
    »Es sieht fast so aus wie der Torwächter am Mahlstrom, nur kleiner«, flüsterte Bama und fing an zu zittern.
    »Ein Dämon«, sagte Connor.
    Frethmars Blick fuhr herum. »Ein was?«
    »Ein Dämon. Schau ihn dir an – er ist riesig. Seine Augen glühen rot und er hat Hörner. Ich wusste es – ich ahnte es – ein Geister ..., nein! Ein Dämonenschiff!« Er umfasste Lysas Oberarm. Die Amazone starrte ihn an und erst jetzt schloss sie ihren Mund.
    »Wir müssen verschwinden«, hauchte Connor. »Sonst werden wir das nicht überleben.«
    »Sie da drüben auf dem Schiff überlebt es auch. Logik ist nicht deine Stärke, oder?«, fauchte Lysa und machte sich los. »Das ist eine Frau. Ganz offensichtlich kein Geist.«
    Connor schnappte nach Luft. »Und wenn ...«
    »BLUMA! DA IST BLUMA!«
     
     
    Zuerst dachte Bob, sein Weib habe den Verstand verloren. Ihr Schrei hallte über das Wasser, während die Wing sich der Lotus bis auf ungefähr zweihundert Fuß genähert hatte.
    Bluma?
    Er reckte den Kopf vor. Was er sah, verschlug ihm den Atem. Die Frau, nein, die Barb auf dem schwarzen Schiff war - Bluma! Seine vermisste Tochter! Da gab es keinen Zweifel. Sie rangelte mit dem Dämon, erkennbar ohne Furcht.
    »Sie haben Angst vor dir – verstecke dich!«, hörten sie Blumas Stimme. Das schwarze Ding grummelte und trollte sich.
    »BLUMA!«. brüllte Bob.
    Lysa fuhr herum. »Das ist eure Tochter?«
    »Ja, ja ...« Bob traten Tränen in die Augen. »Das ist sie, bei den Göttern. Wir haben sie gefunden. Das ist unsere Tochter und sie lebt. Sie ist da drüben. Ich erkenne sie. Ich erkenne ihr Gesicht.«
    »Oh, meine Güte!« Bama schlug ihre Hände vor den Mund und auch sie weinte. »Wir haben sie gefunden. Wir haben Bluma gefunden!« Sie keuchte und stammelte: »Sie ist in der Gewalt des Dämons.«
    »Nein, ist sie nicht!«, rief Frethmar. »Ich glaube, sie maßregelt ihn!«
    »Maßregelt?«, gab Bob zurück. Das wurde immer wirrer.
    »BLUMA!«
    Das Mädchen erstarrte. Sie beugte sich so weit über die Reling, dass zu befürchten stand, sie stürze ins Meer.
    »Momma! Bobba!«, kreischte sie und reckte ihre Arme. »MOMMA!«
    »Mein kleines Mädchen«, schluchzte Bama.
    Die Wing wurde langsamer und schlich sich an das schwarze Schiff.
    »Momma!«
    »Bluma! Bluma, wie geht es dir? Was tut er dir an?«
    Der Dämon brüllte, stapfte über Deck und Funken huschten blau um seinen Körper.
    »Er ist mein Freund! Er ist mein Freund!«, rief Bluma.
    »Dein Freund?«, schrie Bob. »DEIN FREUND?«
    Connor lachte laut und hart. »Ich ahnte, dass ihr eine eigenwillige Tochter habt, aber so etwas ... sie sieht aus wie eine Piratenbraut und nennt einen Dämon ihren Freund. Seht, sie wedelt mit einem Messer!«
    Frethmar sah aus, als sei er aus einem Weinrausch aufgewacht, wobei er schief grinste. »Verdammt, das ist der zweite Dämon, dem ich auf dieser Reise begegne. Und den darf ich nicht zerstückeln, weil er Blumas … FREUND ist?«
    Lysa starrte von einem zum anderen und schwieg. Ihre Miene sprach Bände. Einige der Amazonen winkten zum schwarzen Schiff hinüber und zwei von ihnen warfen den Anker aus. Bluma winkte zurück. Nun konnte man ihr Gesicht deutlich erkennen, allerdings auch die Schreckensgestalt, die sich etwas im Hintergrund hielt und dort bebend verharrte wie ein zahmes Haustier.
    Gab es sonst noch Matrosen? Soldaten? Dämonen? Augenscheinlich waren die beiden alleine an Bord.
    Die Wing zog neben die Lotus. Der Höhenunterschied zwischen beiden Decks war nicht gravierend, trotzdem würde Bluma das Fallreep auswerfen müssen.
    Die junge Barb sprang hin und her. Ihr Körper glühte im Licht der Blitze. »Bobba – Momma! Was tut ihr hier? Wie habt ihr mich gefunden? Wie geht es Bamba? Und den anderen?« Sie starrte zu ihren Eltern und beugte sich tief über die Reling, welche aussah als habe jemand sie mit einer Axt zerschlagen.
    »Wirf uns die Fallreep runter«, rief Lysa, während der weiße Schoner neben das schwarze Schiff dümpelte. »Klettere runter. Komm zu uns.«
    »Fallreep?«
    »Die Strickleiter!«
    »Die Strickleiter musste ich zerschneiden, als ich gegen den Golem kämpfte!«
    »Hörst du das?«, krächzte Bob bestürzt. »Sie