Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
hat gegen einen ... Golem gekämpft!«
»Gegen einen Golem?«, krächzte Frethmar und seine Augen funkelten, als würde er gleich den Verstand verlieren.
»Habt ihr ein Manntau an Bord?«
»Was ist das?«, rief Bluma verzweifelt.
»Ein Tau mit dicken Knoten, an denen man sich festhalten kann«, gab Lysa zurück.
»Ich weiß nicht …«
»Kann uns dein merkwürdiger Freund helfen?«, hakte Lysa nach. Sie hatte es eilig.
»Habt ihr auch keine Angst vor ihm?«
»Ach was!«, rief Bob. »Ach was, Kleines! Ist doch nur ein Dämon, meine Süße!« Er lachte und weinte gleichzeitig.
Blitze zuckten über die Schiffe hinweg.
Bama war sprachlos, doch ihre Lippen bebten.
»Oh Bobba! Momma!« Bluma streckte ihre Arme aus.
Hinter ihr erschien die grausige Gestalt. Schwarz und mächtig, aus dem Maul triefend und stinkend bis rüber zur Wing.
»Ein bezaubernder Kerl«, murmelte Frethmar.
»Es kommt nicht auf das Aussehen an«, gab eine der Amazonen zurück.
»Sag ich doch immer.« Frethmar grinste und die Amazone funkelte ihn an.
»Und wenn das eine Falle ist?«, fuhr Connor dazwischen. »Wenn der Dämon uns täuscht? Was ist, wenn er zu uns auf das Schiff kommt? Wird Bluma dann entschwinden? Ist sie nur ein Trugbild? Ist das eine Falle? Bitte denkt nach. Was hier geschieht, ist eigentlich unmöglich. Das Meer ist groß und weit. Warum begegnen wir ausgerechnet jetzt und hier ...«
Lysa unterbrach ihn mit strengem Blick. »Meinst du, das kalkuliere ich nicht ein?« Sie nickte über Connors Schulter. Er sah sich um.
Sechs straff gespannte Bogen wiesen auf den Dämon. Eine der Amazonen blinzelte Connor sehr amazonenunüblich zu.
Lysa rief zu Bluma hoch: »Versteht die Bestie unsere Sprache?«
»Er ist keine Bestie und er versteht die Hohe Sprache!«, rief Bluma zurück.
»Er soll dich herunterreichen«, befahl Lysa. »Wenn du fällst, fangen wir dich auf.«
Die Steuerbordseite kratzte gegen das schwarze Holz des seltsamen Schiffes.
Der Dämon grunzte. Seine Augen glühten wie Kohle und seine Krallen hoben Bluma hoch.
Bama duckte sich, den Blick ängstlich zu ihrer Tochter gerichtet. »Und wenn er ihr doch etwas antut?«, flüsterte sie. »Was ist, wenn Connor recht hat?«
Ein grellweißer Blitz zischelte über die Wasseroberfläche und schlängelte sich den Schiffen entgegen. Es krachte, als der Blitz in die Lotus fuhr. Sofort war der schwarze Rumpf hell erleuchtet. Wie ein hungriges Tier sprang der Blitz auf die Wing über, rannte über Deck, umkurvte die Mannschaft und Gefährten und legte sich wie ein glühender Teppich über Holz und Stahl.
Bevor Bob oder einer der anderen schreien konnten, hatte sie ein weiterer Blitz ergriffen. Diesmal schlug er zuerst in die Wing ein, sodass das Schiff dröhnte, als habe es ein gigantischer Vorschlaghammer getroffen. Das Beben fuhr Bob durch alle Glieder. Erschüttert blickte er zu seiner Tochter hoch, deren Augen weit aufgerissen waren. Der Dämon hatte sie wieder abgesetzt, trommelte auf seine Brust und lärmte.
»Die See kabbelt auf!«, rief Lysa.
Mit einem Mal wurde alles schrill, Wellen schoben sich heran und donnerten gegen den Rumpf des Schoners.
»Wir müssen weg, wenn nicht beide Schiffe zerschellen sollen!«, schrie Lysa.
»Und Bluma?«, rief Bob.
»Die holen wir später!«
»Nein, jetzt!«, fauchte Bob.
Lysa funkelte ihn an. Die Farbe ihres Gesichts ähnelte ihrer Haarfarbe. Sie war zornig. »Noch bin ich der Kapitän auf diesem Schiff, Barbhäuptling! Was nützt uns deine Tochter, wenn beide Schiffe absaufen?«
Bob riss den Mund zu einer Erwiderung auf, als Bama ihn schmerzhaft in den Arm kniff. »Sie hat Recht, Bob.«
»Und was ist, wenn etwas geschieht? Wenn wir sie dann nicht zu uns holen können? Irgendein Verhängnis? Seit wann schlagen Blitze in den Schiffsrumpf ein? Beim letzten Mal fuhren sie durch den Mast.«
Lysa quälte sich ein Lächeln heraus. »Ich verstehe dich, Bob. Doch schau hin ... die Schiffe schlagen gegeneinander und wenn wir das nicht verhindern ...«
Bob winkte ab. »Mmpf!«
Bama schüttelte den Kopf. Um Verständnis heischend sah sie Lysa an. Doch diese gab Anweisungen. Zwei Amazonen legten eine Plane frei, die neben dem Drachenleder lag. Darunter lagerten lange Reparaturhölzer und Stakstangen.
Segel wurden aufgezogen, mit den Stakstangen versuchte man, sich das schwarze Schiff vom Leibe zu halten. Wieder und wieder schoben unvermutet auftauchende Wellen die Schiffe gegeneinander. Holz splitterte und Stahl verzog sich.
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