Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
Vom Netzwerk:
nicht in den Arm schließen, um ihre Veränderung zu spüren. Er war ihr Bobba. Als solcher wusste er, dass seine Tochter eine schreckliche Zeit hinter sich haben musste. Wie konnte es einer jungen Barb gehen, die gegen einen Golem gekämpft – und offensichtlich gewonnen hatte! Wie viel Liebe würde nötig sein, um sie zu heilen? Um das unbeschwerte Lachen seiner kleinen Bluma zurückzuholen?
    Ja, sie hatte mit einem ... er traute sich kaum, das Wort noch einmal zu denken ... mit einem Golem gekämpft! Bob kannte diese Wesen aus den Liedern, die er abends am Feuer sang. Es waren schlimme Lieder und erst, wenn die Heldin oder der Held Vergeltung einforderten, wurde das Lied schön. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass stets das Gute zu gewinnen hatte. Doch in keiner Geschichte wurde berichtet, wie die Kämpfe und überstandenen Torturen die Helden veränderten. Was und wie viel sie an Schrecken mitnahmen in ihre Träume, Gemüter und Zukunft.
    Die Wing steuerte auf die Lotus zu.
    Wo ist der Dämon? fragte sich Bob.
    »Wo ist der Dämon geblieben?«, rief Bama, als hätte sie die Gedanken ihres Mannes gelesen, was vermutlich auch so war.
    »Er ist weg!«, rief Bluma. »Er hat sich davon gemacht! Bitte, bitte holt mich zu euch, bevor das Meer es sich erneut anders überlegt, und uns mit Wellen quält!«
    Bob schnaufte. QUÄLEN! Ja, so sah sie das. Wellen, die quälten. Wer wusste, was sie sonst noch gequält hatte? Vor Sehnsucht nach seiner Tochter hielt er es kaum noch aus.
    Connor hielt sein Schwert kampfbereit. In seinen Augen funkelte Furcht. An irgendetwas erinnerte er sich. Und wenn es auch nur Ahnungen waren. So kannte Bob seinen Freund nicht – der Barbar wirkte gespannt wie eine Bogensehne.
    Dank Lysas Kunst und die ihrer Mannschaft schob sich die Wing zu einem zweiten Versuch neben die Lotus. Diesmal war das Meer glatt wie ein Spiegel, wohingegen die Wing glühte und glitzerte.
    »Was ist das?«, fragte Bluma. »Warum leuchtet euer Schiff?«
    Bob hätte am liebsten gelacht. So war sie, seine Bluma! Stets wissbegierig. Stets fragend. Zumindest das hatte sich nicht geändert. Machte ihn das zufrieden? Ja, er würde sie gleich in seine Arme schließen – selbstverständlich nach Bama – danach ging es weiter nach Dandoria.
    Die nächsten Atemzüge brachten Bob dazu, an seinem Verstand zu zweifeln. Das schwarze Schiff wurde durchsichtig. Bei den Göttern, was geschah nun?
    »Ich wusste es«, stieß Connor hervor.
    »Abdrehen!«, schrie Lysa, deren Gesicht puren Schrecken ausstrahlte.
    »NEIN!« rief Bob. »Da ist unsere Tochter. Ich will sie haben. Ich will ...!«
    Bama neben ihm jammerte auf. Die Lotus flackerte und bebte. Zuerst löste sich der Rumpf auf, danach die Segel. Auch Bluma und der Fremde. Sie wirkten wie Traumbilder, wie eine magische Illusion.
    »BLUMA!«, schrie Bama. Sie reckte ihre Arme. Es sah aus, als wolle sie sich über Bord stürzen. Bob hielt sie fest. Er jammerte verzweifelt. Das durfte nicht sein. Er hörte, dass Bluma etwas rief. Er sah ihre Augen, die voller Sehnsucht glühten. Der Mann neben ihr drückte sie fest an sich. Sein Gesicht war das eines freundlichen Menschen, jetzt stand Panik darin geschrieben.
    Bluma rief: »Bitte, nehmt mich mit!«
    Bob las die Worte, ohne sie zu hören.
    Im selben Moment löste sich die Lotus vor ihnen auf. Sie verschwand ganz einfach, als hätte sie nie existiert. Sie war schlicht nicht mehr da!
    Bob brüllte sich die Seele aus dem Leib.
    Er wirbelte herum und ging auf Lysa los.
    »Ich habe gesagt, wir holen sie zu uns! Ich habe es gesagt! Aber du, du ...!«
    Frethmar hielt Bob fest. Connor schüttelte verdrossen den Kopf. Mit gesenktem Kopf, die Schwertspitze aufs Deck gestützt, flüsterte er vor sich hin.
    Die Amazonen entspannten ihre Bögen.
    Lysa sprang zurück.
    Bob sah aus, als wolle er sie umbringen.
    Bama, sein Weib, stieß den Zwerg zur Seite und umfasste ihren Mann. Es schüttelte Bob und Tränen rannen über sein rundes freundliches Gesicht.
     
     
    Bama weinte noch, als sie keine Tränen mehr hatte. Ihr Gesicht zuckte und aus ihrem Mund drangen gequälte Laute.
    Bob streichelte sie, wog sie in seinen Armen, küsste sie sanft auf die Wangen, aber nicht nützte, um sein Weib aus der Trauer zu erlösen. Ihm selbst ging es kaum anders. Der neuerliche Verlust seiner Tochter, die Art und Weise, wie sie ihnen entglitten war, schmerzte mehr, als alles andere zuvor. Als wären sie in einem Alptraum gelandet, aus dem es kein Entrinnen gab.

Weitere Kostenlose Bücher