Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
quollen und pure Energie schoss auf den Dunklen und umhüllte die schreckliche Gestalt mit blauem Licht, welches zischelte und seine Kraft wie ein Mantel um den Dämon legte. Der Dämon richtete sich hoch auf und schrie vor Schmerzen.
Murgon lachte.
»Willst du dich mir entgegen stellen, Dunkler? Willst du das wirklich? Hat man dir nicht berichtet, dass so etwas unmöglich ist? Hat man dir nicht berichtet, dass ich deine Kraft fressen werde, um die meine zu verstärken?«
»Ja!«, grollte der Dämon. »Ja, alle anderen haben mir genau das gesagt. Ich werde nicht zulassen, dass du das mit mir tust.«
Seine Worte hallten zwischen den Wänden wie Donner und Gwenael spürte, dass zwischen den einzelnen Worten so etwas wie Verzweiflung mitschwang. Sie schloss ihre Augen und versuchte, in die Gedanken des Wesens einzudringen. Als ihre telepathischen Finger sich den Emotionen des Dämons näherten, war ihr, als berühre sie ein glühendes Schlangennest. Ihr mentaler Tastsinn brannte und sie zog sich zurück, während ihr ganzer Körper augenblicklich in Schweiß gebadet war.
Bei den Göttern, was war dieses Wesen?
Welche Geschichte trug es in sich?
Warum fühlte sie sich ihm gegenüber so schwach?
Der Schädel des Dämons ruckte zur Seite und sein glühender Blick fiel auf Gwenael.
Er hat es gespürt! Er hat gespürt, dass ich ihn lesen wollte!
Obwohl Murgon den Kampf selbstbewusst und rasant begonnen hatte, schienen ihn die Kräfte zu verlassen. Er hatte seinen ersten Energieströmen kaum etwas hinzuzufügen. Gwenael sah es an seinem Gesicht: es war eine verdutzte Maske, weitaufgerissene, ungläubig starrende Augen.
Was geschah hier?
Das durfte es nicht geben! Ein Dämon, der Murgon, dem Dunkelelf widerstand?
Der Dämon hatte die Energieummantelung abgeschüttelt. Knurrend und aus dem Maul geifernd, kniete er sich vor Murgon hin, keine Geste der Unterwerfung, sondern eine, um dem Dunkelelf auf Augenhöhe zu begegnen.
»Versuche das nie wieder, Dunkelelf«, knurrte der Dämon.
»Ich muss es tun, Kreatur«, schnappte Murgon, der vom Thron rutschte, einen Schritt zur Seite taumelte und sich nur mit Mühe an der Armlehne festhalten konnte.
Der Dämon hob eine Pfote. Seine dolchlange Kralle verharrte vor Murgons Gesicht. Er drehte sie, wendet sie, lugte über sie hinweg in Murgons Augen und Gwenael, die keinen Zugang zum Geist des Dämonen fand, hoffte, das Wesen würde nicht zustoßen. Nur eine kleine Bewegung und es konnte mit seiner Kralle Murgon den Kopf von den Schultern schneiden.
Noch immer kreisten und drehten sich Gedanken in ihr. Was hatte ihren Bruder so geschwächt? Seit wann konnte er einem Dämon kein Paroli bieten? Das Ganze war absurd – und es schien, als habe der Dämon sehr genau gewusst, was geschehen würde.
»Du musst es tun, Dunkelelf? Du musst mich versklaven?«, knurrte der Dämon und legte den Schädel schräg, als mustere er ein Tierchen, mit dem er ein grausames Spiel plante.
»Dies hier ist Unterwelt!«
»Hast du Unterwelt geschaffen, Dunkelelf?«
Murgon zog die Brauen zusammen. »Nein!«
»Warum dann diese Überheblichkeit?«
Murgon lächelte schief. »Ich bin der Lord von Unterwelt! Ein Herrscher!«
»Wie viele Dämonen hast du bisher unterworfen? Wie viele folgen dir?«, fragte der Schwarze.
Murgon sagte ganz leise: »Alle, Dämon. Alle.«
»Und jede dieser Unterwerfungen stärkte dich?«
»So ist es.«
»Dann versuche, mich zu unterwerfen. Versuche es.«
Gwenael spürte Murgons maßlose Verunsicherung. Zu viele seltsame Dinge. Woher kam der Dämon? Warum war er freiwillig in die Herrscherhalle gekommen? Sicherlich nicht, um sich unterwerfen zu lassen. Dahinter steckte etwas anderes.
»Du kannst es, nicht, Dunkelelf.« Der Dämon legte den Kopf in den Nacken und lachte donnernd. »Dann bist du auch nicht Unterwelts Herrscher!« Purer Spott, und eine gottgleiche Überlegenheit troff aus seinen Worten.
Gwenael schloss erneut ihre Augen. Nun galt es zu reagieren. Dies war der Augenblick, in dem sie sich Murgon beweisen konnte. Dies war der Moment, ihren Bruder zu retten.
Sie konzentrierte ihre gesamte Gedankenkraft auf den Dämon. Sie wusste, es würde nur einmal gelingen. War es nicht von Erfolg gekrönt, konnte es ihr Leben kosten. Dieses Risiko war es wert.
Sie feuerte einen mentalen Strahl auf den Dämon. Ihr Kopf wehrte sich dagegen, brüllte auf vor Schmerzen, wollte schier platzen. Alles das war unwichtig, solange ihr Plan aufging. Der Dämon lachte und wer
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