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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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waren stets großartiger als die anderer Menschen. Das konnte sie. Das machte sie stark. Bisher hatte sich jeder ihrer Träume erfüllt. Sie rief das Universum an, was sie als ihr ganz persönliches Geheimnis ansah, und erhielt stets die passende Antwort.
    JA!
     
     
    Rondrick, König von Dandoria, stemmte sich hoch.
    »Lass mich runter, Riese!«, schrie er.
    »Mich auch!«, rief Egg.
    Lediglich der Barde lehnte sich an Tarus‘ Schläfe, als glaube er nicht, was er erlebte. Seine roten Haare glühten im Sonnenuntergang. Sein Gesicht strahlte verwegen.
    »Nein!«, donnerte Talus. »Das sind Feinde! Ihr bleibt, wo ihr seid! Auf mir seid ihr sicher!«
    Seine Stimme gewitterte über das Tal und alle Riesen reagierten sofort. Kinder rannten herbei und machten große Augen. Weiber stemmten ihre Arme in die Hüften und reckten ihr Kinn nach vorne.
    Sogar der ruhende Klotz erhob sich sehr langsam.
    Rondrick traute seinen Augen nicht. Es war, als bewege sich ein Berg, als rege sich ein Bauwerk. Größe führte den menschlichen Verstand in undurchsichtige Winkel. Wer sein ganzes Leben nur über seine eigenen Schultern geschaut hatte, empfand die Größe der Riesen unwirklich und phantastisch. Jeder Dämon war eher begreifbar, wie die überdimensionalen Bewegungen eines Riesen. Lag es daran, dass sie - auf einer bedeutungsvolleren Ebene - den Menschen so ähnlich waren? Nach einer Weile gaukelte einem die Wahrnehmung vor, nicht die Riesen seien groß, sondern man selbst sei klein, geschrumpft auf eine Winzigkeit.
    Der bewachsene Riese schnaufte. Er hatte seine volle Größe noch nicht erreicht. Er musste mehr als sechzig Fuß hoch sein. Er warf einen Schatten wie ein Turm.
    Rondrick fiel es schwer, in der Miene des Monstrums Regungen zu lesen. Sie waren zweifellos da, doch sie entwickelten sich so langsam, dass nur der schnellere Ablauf ein Lächeln oder ähnliches gezeigt hätte. Als würde sich ein Fluss ausbreiten oder Erdlöcher öffnen, aus denen Dampf stieg.
    Der Riese erhob sich wie ein Naturereignis.
    Seine Bewegungen verdrängten Luft und es rauschte über das Tal. Durch seine Blätter glitt der Wind. Jeder Knochen, der sich einfügte, krachte wie eine kleine Explosion. Als er den ersten Schritt tat, donnerte es im Tal, als wäre ein Gewitter aufgezogen. Langsam und stetig reckte er seine Gestalt. Umso größer wurde er. Ein Wesen, das gottgleich war.
    Möglicherweise wäre alles das noch viel imposanter gewesen, wäre es nicht durch die Angreifer und deren Geräusche gestört worden.
    Rondrick, der atemlos zugeschaut hatte, ahnte, das dieses große Volk den Göttern nahe stehen musste. Sie waren still und weise. Sie waren herzlich und mitfühlend. Sie waren in der Lage, einem kleinen Mädchen die Haare zu streicheln, ohne es zu verletzen.
    Ihr Leben währte so viele Jahrhunderte wie es Bäume kaum vermochten. Und wenn dies doch so war, wurzelten sie in den Gliedern der Riesen. Sie waren eins mit den Riesen. Die Natur und die Größe verschmolzen miteinander.
    Rondrick empfand Demut.
    Er wusste, dass seine Jagd eine Sünde gewesen war. Dennoch hatte er dadurch diesen Kontakt hergestellt wie zu Wesen von einem anderen Stern.
    Alles das geschah, während die Reiter sich näherten.
    Wie war es ihnen gelungen, so schnell in das Tal zu kommen? Musste man nicht über die hohen zackigen Berge klettern? Das war unmöglich!
    »Wieso sind die so schnell hier? Bisher gelang es niemandem, auf dem berüchtigten Weg in dieses Tal zu kommen. Einige versuchten es und starben im Berg«, fragte Rondrick.
    Talus grollte. »Wir werden sie fragen, Ron!«
    Was wollten sie mit ihren kleinen Schwertern anrichten? Wem wollten sie drohen? Hier handelte es sich um ein Volk, welches mit menschlichen Mitteln nicht zu bedrohen war. Oder ging es ihnen nicht um die Riesen? Verfolgten sie ein anderes Ziel?
    »Sie wollen dich nach Dandoria holen!«, rief Egg.
    »Das werden wir sehen!«, sagte Rondrick, der über den Mut der Männer staunte. Sie wirkten, als könnten sie den Riesen Leid antun. Ritt sie der Wahnsinn oder hatten sie andere Pläne?
    Talus stampfte der Reitergruppe entgegen. »Was wollt ihr?«
    Inquister Balger zügelte sein Pferd. »Wir suchen den König!«
    Rondrick war erstaunt, auch Schatzmeister Dorr zu sehen, neben ihm, General Syndar. Wie kamen gerade diese drei Männer hier her? Wer hatte sie beauftragt? Ausgerechnet zwei von denen, die er nach Unterwelt beordert hatte?
    Es fehlte der Troll, der auch mitgehen sollte.
    Grisolde

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