Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
abhauen. Vermutlich hat der Soldat recht und unser lebender Wald braucht ein wenig zu lange, um seine Axt zu platzieren.«
Talus grunzte und sagte: »Triomos, mein Freund, wird nach Dandoria gehen und die Stadt zu Staub machen. Nach einem Schlag seiner Axt wird Dandoria aufhören zu existieren.«
Balger keuchte mit puterrotem Gesicht: »Das wird er nicht, Riese.«
Talus knurrte: »Du bist dir zu sicher, Menschlein. Es geschieht nur selten, aber wenn uns der Zorn überfällt, sind alle Regeln außer Kraft gesetzt.«
»Der Zorn der Riesen«, flüsterte Egg. »Davon habe ich gelesen.«
Rondrick traute seinen Augen nicht. Auf ein minimales Zeichen des Generals hin hoben die Hälfte der Soldaten ihrer Bögen und spannten sie.
Syndar sagte mit ruhiger Stimme: »Der Zorn der Riesen ist ein Mythos, dem wir nicht aufsitzen. Entweder, Ihr folgt uns, mein König, oder wir werden auf Eure neuen Freunde schießen.«
Wie lange schaffte es ein ausgebildeter Soldat, einen Bogen auf Spannung zu halten?, fragte sich Rondrick, dem nun alles klar war. Hier ging es nicht mehr darum, den Befehlen des Königs zu gehorchen. Hier handelte es sich um einen Aufstand.
»Wer hat euch beauftragt, mich zurück zu holen?«, fragte Rondrick. »Warum dieser Aufwand?«
Syndar verzog keine Miene und schwieg. Einige Soldaten entspannten ihre Bogen etwas. Sie wirkten verunsichert.
Talus seufzte und erhob sich. Wind wehte durch Rondricks Haar und fast wäre er gestürzt. Sofort war eine riesige Hand da, um ihn zu schützen. Talus fragte: »Willst du zurück nach Dandoria, Ron?«
Auf Syndars Geste hin senkten die Soldaten die Bögen.
Gespannt schwiegen alle.
Rondrick lachte: »Schön, dass mich mal jemand ganz normal und höflich fragt.«
Jamus über ihm kicherte.
Rondrick blickte auf. »Was ist mit euch? Möchtet ihr Syndar und seinen Männern folgen?«
Egg zog seinen Bart in die Breite und schüttelte den Kopf. Jamus zuckte die Achseln. »Meine Erzählung ist noch nicht beendet, Ron!«
»RON?«, wettere Balger los. »Wie spricht ein verlauster Barde mit meinem König?«
Rondrick machte eine Handbewegung und stützte sich auf Talus‘ Zeigefinger. »Ihr habt meine Freunde gehört, nicht wahr? Wir bleiben noch ein Weilchen. Danach sieht man weiter. Also macht euch davon und richtet meiner Gemahlin aus, sie möge mein Bett wärmen.«
Einige Soldaten grinsten breit.
Syndar wirkte durcheinander.
Balger schüttelte den Kopf.
Es rumpelte leicht, als der Bewachsene, Triomos, einen Schritt machte. Balgers Pferd scheute so sehr, dass er es nur mit Mühe bändigen konnte. Syndars Gaul stieg und alle anderen Pferde ließen sich davon anstecken.
Über ihnen rauschte es, als stürzte ein gigantischer Baum zu Boden.
Alle rissen den Kopf hoch.
Zwischen Talus und den Reitern fiel eine Stahlwand zu Boden, die den Fels spaltete wie ein Erdbeben. Die Schneide nahm Rondrick die Sicht. Er sah sich, Talus und seine Freunde verzerrt im Spiegelbild des Stahls.
Hinter der Axt war die Hölle los. Pferde wieherten und scheuten, Pfeile plinkten gegen den Stahl, Staub stieg hoch. Reiter formierten sich, Syndar brüllte Befehle und die Gruppe machte sich davon.
Talus lachte dröhnend. Er blickte hoch. »Triomos, alter Knabe. Nun haben wir wieder das alte Problem. Wie kriegen wir die Schneide aus dem Fels?«
Über ihnen vibrierte die Luft, als der Bewachsene verhalten kicherte.
»Es stinkt«, sagte Jamus. »Ist das dieser Trios … was weiß ich? Oder was ist es?«
Talus, der an der Axt wackelte, die sich nicht einen Deut bewegte, schlug eine Hand vor den Mund. »Da seht ihr, was passiert, wenn man sich mit Lappalien herumärgern muss. Man vergisst glatt sein Essen. Hoffentlich ist es nicht zerkocht. Mmh! Das riecht wirklich gut!«
3. Kapitel
Katraana verließ das Elfental Solituúde in der Gewissheit, ihren Leuten und dem gesamten Mythenland bei ihrer Rückkehr Frieden zu bringen.
Sternläufer, ihr Schimmel schnaubte und tänzelte. Er war nervös. Er spürte, dass eine Reise vor ihnen lag. Katraana klopfte ihm auf den Hals und streichelte seine Nüstern. »Du wirst auf Wolken fliegen, mein Guter«, flüsterte sie und Sternläufer nickte, als hätte er sie verstanden. Und vielleicht war das ja so. Katraana sattelte ihn und überprüfte ihre Habseligkeiten. Sie hatte alles bei sich, was sie benötigte. Einen Wasserschlauch, Schwert, Lanze, Pfeil und Bogen, Elfenbrot und andere Kleinigkeiten, die eine Reise angenehmer machten.
Sie
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