Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Wärme.«
»Noch eine oder zwei Stunden Schlaf würden mir genügen, Barbar.«
»Hoh, hört!«, rief ein Dritter von hinten, der nun auch herankam. Es war der, dem Lorbas Schläge angedroht hatte. »Zwei Stunden Schlaf wünscht sie. Ich bin sicher, dass können wir ihr schenken.«
»Sie weiß, dass wir Barbaren sind und hat uns belauscht«, sagte der mit der Fackel, der sich nicht von der Stelle bewegt hatte.
»Soll sie doch«, knurrte der Anführer und Katraana hörte den nächsten Satz, ohne, dass er gesagt wurde. Sie wird uns sowieso nicht verraten können!
»Ich warne euch ein letztes Mal«, sagte Katraana. Sie wusste, es war sinnlos, aber sie hatte gelernt, eine Situation genau abzuschätzen. Sinnlose Gewalt war ihr zuwider. »Lasst mich alleine. Geht weiter. Sucht, was ihr suchen wollt. Es interessiert mich nicht. Ich habe meine eigenen Ziele!«
Lorbas verharrte und hob den Hammer. Sein Kamerad zückte ein Schwert. Der Fackelmann beleuchtete die Szene. Er schien nicht im Traum daran zu denken, einzugreifen.
Katraana sprang wie von einer Feder geschnellt hinter dem Felsen hervor. Mit einem grellen Schrei wirbelte sie um ihre Achse und ihr Schwert durchschnitt die Nacht. Mit dem, was nun geschah, hatte sie nicht gerechnet. Trotz seiner Größe und vermeintlichen Behäbigkeit, duckte sich der Barbar unter dem Schwerthieb weg und sein Hammer sauste nur eine Handbreit über Katraanas Rücken durch die Luft.
Barbaren sind perfekte Krieger!, erinnerte sich die Elfe. Grausame Hünen, die ohne Erbarmen töten.
Sie schnellte zur Seite, machte einen, dann noch einen weiteren Ausfallschritt, denn der andere Barbar kam auf sie zu, das riesige Schwert führte er mit beiden Händen. »Lass es sein, Mädchen. Warum sollen wir dich töten? Wir könnten unsere Zeit viel interessanter miteinander verbringen.«
»Sie versteht zu kämpfen, Narr!«, schimpfte Lorbas. »Schweig und wehre dich!« Er ließ den Hammer stehen und zog sein Schwert.
Die Barbaren umkreisten Katraana.
Der mit der Fackel grinste breit. Für ihn schien der Kampf entschieden. Katraana überlegte, ob es ausreichte, den Kerlen einen Denkzettel zu verpassen, damit sie flüchteten. Diese Barbaren würden es ihr nicht vergessen. Sie würden ihr irgendwo auflauern und sie im Schlaf töten. Die bittere Konsequenz war: Sie musste die Männer töten!
Sie hatte die Möglichkeit, sich auf einen harten und langen Kampf einzulassen, doch dieser barg zu viele Unwägbarkeiten. Also galt es schnell zu handeln. Sie konzentrierte sich auf das vor ihr liegende, atmete langsam, sammelte ihre Kraft - und explodierte!
Geschmeidig huschte sie nach vorne. Der Anführer lachte auf, denn er sah seine Gegnerin schon aufgespießt. Er stieß zu, doch sie wich zur Seite, kam hinter ihm zu stehen und ihr Schwert beschrieb einen eleganten Kreis. Der Hüne stand auf der Stelle, das Schwert rutschte ihm aus der Hand. Katraana hatte keine Zeit, sich weiterhin auf ihn zu konzentrierte, denn sie wusste, was geschehen würde. Während sie mit einem unglaublich weiten Sprung den Schlag des zweiten Angreifers unterlief, fand ihre Klinge ihr Ziel. Es hatte den Körper des Angreifers noch nicht durchbohrt, da war sie schon auf dem Weg zum Fackelträger, der das Licht fallen ließ und nach seinem Hammer nestelte. Bevor er soweit war, drehte er sich um und rannte davon.
Im selben Moment klappte Lorbas’ abgetrenntes Haupt von den Schultern, polterte dumpf ins Gras und der Körper sank in sich zusammen. Er schlug neben seinem toten Kameraden hin.
Katraana blickte dem Flüchtenden hinterher.
Wie ein Geist stellte sich diesem ein weißer Schatten in den Weg. Sternläufer schwebte regelrecht heran und stieg. Seine Vorderhufe zerschmetterten dem Flüchtenden den Körper.
Das alles hatte keine zwanzig Sekunden gedauert.
Zwanzig unendlich lange Sekunden!
Was auch immer diese Barbaren ihrem – hieß er Korgath? – mitteilen wollten ... dafür war es zu spät.
Katraana schüttelte sich. Sie war noch keine 24 Stunden unterwegs und hatte ihre Kampfeskunst unter Beweis stellen müssen. Sie hatte drei Männer getötet! Das war etwas anders, als lediglich zu trainieren. Sie hatte noch nie getötet und der Schock ergriff sie mit Eishänden. Sie würgte und erbrach sich. Überall Blut und der bleierne Geruch des Todes.
Die Götter hatten ihr diese Prüfung geschickt, damit sie abhärtete, damit sie bereit war für den Kampf gegen Murgon. Sie versuchte es positiv zu sehen. War Murgon die
Weitere Kostenlose Bücher