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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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nicht wahr?«
    »Nein, die haben wir nicht.«
    Ronius schüttelte den Kopf. »Ich bin noch jung und habe ein langes Leben vor mir …«
    »Nicht, wenn die Sumpfer uns angreifen und niedermetzeln. Wir sollten froh sein, dass uns diese Narren den Vorschlag gemacht haben. Nur du, mein Freund, kannst diesen Kampf gewinnen!«
    Es gab keinen Ausweg. Ronius würde kämpfen müssen. Er würde seine Überzeugungen dem Frieden opfern müssen.
    »Einverstanden. Fangen wir an, Gratos.«
     
     
    Ronius vertilgte Unmengen Fleisch und stemmte Bäume und Felsen, bis seine Muskeln zu platzen drohten. Er stemmte so lange, bis er zusehen konnte, wie sich sein Körper veränderte. Riesen neigten zur Fettleibigkeit, was an ihrer Ruhe und Behäbigkeit lag. Ronius lief durch das Tal, erklomm die Berge, immer wieder rauf und runter, wie Menschen eine Treppe benutzen würden. Er verdrehte seinen Körper, beugte sich, streckte sich und wurde geschmeidig wie eine Birke. Er riss mit bloßen Händen Steinbrocken aus dem Fels und schuf Höhlen, in denen Kinder spielen konnten. Was Schwierigkeiten machte, waren die Kampfübungen.
    Die besten Holzer schnitzten für Ronius aus Wareikenholz eine Keule, wie man sie noch nie gesehen hatte. Glatt und gut ausgewogen, mit einem Kern aus Stein. Wareikenholz war hart wie Stahl. Am Rande des Tales gab es einige dieser Bäume, die normalerweise nur weiter im Westen auf einer kleinen Insel wuchsen. Hatten die Götter die Samen in das Tal der Riesen geweht?
    Keiner der Steiner wusste wirklich, wie man kämpfte, dennoch hatte Gratos eine ungefähre Ahnung davon. Sie beide rangen, bis das Tal bebte.
    Ronius’ Reaktionen wurden schneller. Bald erkannte er einen Angriff seines Lehrers im Blitzen seiner Augen. Er wich aus, huschte davon, drehte sich um die eigene Achse und der Baumstamm, den er als Waffe benutzte, traf den Alten in den Magen.
    Keuchend sank dieser in die Knie und Tränen des Schmerzes rannen über seine breiten Wangen. »Gut gemacht …«, stöhnte er. »Aus dir wird ein Kämpfer!«
    Ronius wirbelte wie ein Tänzer und seine Keule durchschnitt surrend die Luft.
    Das schlimmste und schmerzhafteste am Training waren die Fallübungen. Auf Grund des hohen Gewichtes eines Riesen war ein Sturz nicht ganz ungefährlich. Es konnte zu Knochenbrüchen kommen oder die Innereien wurden gequetscht. Also galt es fallen zu lernen. Ronius begann, während er hockte. Er ließ sich zur Seite fallen und rollte sich ab, um wieder auf die Beine zu kommen. Langsam erhöhte er das Risiko, bis er zwar blaue Flecken hatte, aber einen oder mehrere Stürze gefahrlos bewältigte.
    Er wurde behandelt wie ein König. Um nichts musste er sich kümmern. Weiber machten ihm schöne Augen, Kinder bewunderten ihn und ahmten ihn nach.
    Die Alten nickten zustimmend und Gratos schritt mit geschwollener Brust durch das Tal. »Er ist mein Schüler! Er wird uns retten!«
    Hin und wieder, wenn Ronius nicht schlafen konnte, dachte er über die Verantwortung nach, die auf seinen Schultern lag. Er hatte diese Verantwortung weder gewollt noch gesucht. Manchmal blitzte der Gedanke auf, er könne den Kampf verlieren. Es wäre seine Schuld, wenn die Steiner versklavt wurden. Aber auch, wenn es so sein sollte, würden nur wenige sterben, da sie sich ergeben würden. Ein Gemetzel hingegen würde zu einem Massaker führen.
    Vielleicht waren die Sumpfer doch nicht so dumm, wie man annahm. Wussten sie, dass ihnen die Steiner wertvoller waren, wenn sie ihnen dienten? Was nützte es ihnen, ein Volk auszurotten?
    Das alles waren Annahmen. Es führte kein Weg an seiner Verantwortung vorbei. Er musste sich darauf konzentrieren. Nur so konnte er seinem Volk für fünfhundert Jahre den Frieden sichern.
    Mit diesen Gedanken schlief er ein und ein bitteres Lächeln lag auf seinen Lippen.
     
     
    Das Wohl eines ganzen Volkes lag auf seinen Schultern. Denn auch Steinriesen hielten sich an Kontrakte! Sie würden sich, verlor Ronius den Kampf, ergeben.
    Mit diesem Wissen ging Ronius in diesen Kampf.
    Und der Traum setzte dort fort, wo er abgerissen war.
    Ronius ahnte nicht, was ihn erwartete und war erstaunt, wie schnell er die Oberhand gewann.
    Er war in den Kampf zurückgeschleudert worden.
    War wieder im nebeligen Gebiet der Sumpfer, wo es nach Aas und Verderben stank, nicht nach Blüten, Wasser und Frische wie im Tal der Riesen. Eine üble düstere Atmosphäre. Steiner und Sumpfer bildeten eine undurchdringliche Mauer rund um den Kampfplatz. Sie zischten und

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