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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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knickte ein und fiel auf die Knie. Jorgol setzte sofort nach. Er hob die Keule, um damit Ronius‘ Rückgrad zu zerschmettern.
    Die Steiner heulten auf.
    Ronius warf sich zur Seite und landete auf dem Rücken, ächzte laut und schnappte nach Luft. Jorgols Schlag kam, sauste jedoch durch die Luft und traf nicht. Er war überhastet geführt, zu siegessicher. Der Schlag war so mächtig geführt, dass er den Riesen vornüber warf. Wie ein gefällter Baum stürzte Jorgol. Ronius rollte sich zur Seite. Jorgol krachte neben ihm in den Staub und der Boden bebte. Ronius versuchte, sich zu erheben, und seine Kniegelenke protestierten. Doch es gelang ihm.
    Er würde es den Sumpfern zeigen.
    Auch ein Steiner konnte töten!
    Er führte den tödlichen Hieb und die Keule verhielt knapp über Jorgols Hinterkopf.
    Ronius starrte auf die Keule.
    Blickte um sich.
    Sah die Augen seiner Leute.
    Er brüllte verzweifelt, schrie, warf den Kopf in den Nacken und die Zuschauer tobten.
    Warum war es so schwer, einem anderen Riesen das Leben zu nehmen? Was bedeutete es schon, wenn man dadurch fünfhundert Jahre Frieden erwirkte?
    Jorgol regte sich nicht.
    Wartete er auf sein Ende?
    »Dreh dich um!«, fluchte Ronius schnaufend.
    Jorgol blieb still liegen. Er atmete, aber er bewegte sich nicht.
    »Ich will dir ins Gesicht sehen! Es ist unwürdig, mir deinen Hinterschädel darzubieten!«
    Keine Regung.
    Ungeduldig packte Ronius den Liegenden an der Schulter, verdichtete seine Kraft und warf den Riesen auf den Rücken. Jorgol starrte ihn an. Aus seinem Mund floss Blut, seine Augen flackerten. Aus seiner Brust ragte die Keule. Er war darauf gefallen, sie hatte sich verkantet und war tief in seinen Leib eingedrungen.
    Der Kampf war entschieden.
    Die Zuschauer schwiegen. Kein Laut. Nur schweres Atmen.
    Nun begann für Jorgol der lange letzte Kampf. Es konnte Tage dauern, bis das Herz seine Arbeit beendete. Der Sumpfriese versuchte, etwas zu sagen. Sein Gesicht bebte, doch ihm war die Sprache abhanden gekommen.
    Ronius lauschte, aber es hörte nur ein tiefes Brummen und Stöhnen. Er erhob sich und blickte sich um.
    »Der Kampf ist vorbei. Der Sieger steht fest! Wir werden nun gehen und den Frieden feiern!«
    Alle schwiegen, auch die Steiner.
    »Ich weiß, worauf ihr wartet«, sagte Ronius. »Ihr wollt, dass ich ihn töte.«
    Zustimmendes Murren.
    »Das werde ich tun und diesmal wird es mir eine Ehre sein, die Leiden des tapferen Kriegers abzukürzen.«
    Einige Steiner seufzten, die Sumpfer blickten hasserfüllt und klagend gleichermaßen.
    »Wo ist eure Schlucht des letzten Gedanken?«, wollte Ronius wissen.
    »Töte ihn hier und auf der Stelle« grunzte einer der Sumpfer, ein mächtiger Riese, dessen Körperschmuck aus gebleichten Schädeln bestand. »Drei oder vier Schläge auf seinen Schädel und er hat es hinter sich.«
    Jorgol zuckte und keuchte.
    »Ja, töte ihn hier und jetzt!« brüllte ein anderer Sumpfer. Die Steiner schwiegen. Ronius suchte das Gesicht von Gratos, dessen Augen. Der alte Riese nickte langsam. Du hast gesiegt, nun bringe es zu Ende!
    »Wo ist eure Schlucht des letzten Gedanken?«, wiederholte Ronius seine Frage. Er zitterte am ganzen Körper. Zu seinen Füßen breitete sich eine Blutlache aus. Jorgol stöhnte und Tränen liefen über sein Gesicht. »Oder habt ihr keine?«
    Ein Sumpfer, mit gebleichten Schädeln als Halsschmuck, trat vor. »Jedes Riesenvolk hat eine Schlucht«, sagte er, erstaunlich ruhig. Er blickte auf Jorgol hinunter und in seinem Gesicht zuckte es. Trauer? Abscheu?
    »Dann lasst uns Jorgol dort hinbringen«, sagte Ronius.
    Dorthin trugen sie ihn.
    Ronius sah den Sterbenden an. Lächelte er? Lag Dank in seinen Augen? Es war gut möglich. Ronius schob eigenhändig den mächtigen Körper über die Kante. Lautlos stürzte der Riese hinab und zerschmetterte auf den Steinen.
    Einer aus dem Volk der Steiner legte ihm die Hand auf die Schulter. »Das war eine edle Tat, Ronius.«
    Gratos trat zu ihm. »Das war eine weise Tat, Ronius.«
    Erstaunt sah Ronius, dass einige Sumpfriesen weinten. Diese Gefühle hätte er ihnen niemals zugetraut. War es Trauer um den Kämpfer oder betrauerten sie den nun fünfhundert Jahre währenden Frieden?
    Der Häuptling der Sumpfer, es war jener mit dem gruseligen Schmuck, bot den Steinern an, ein Fest zu feiern.
    Sie tranken und aßen und eine stille Art von Kummer lag über dem nebeligen Gebiet. Es wurde nicht viel geredet. Zum einen hatte man kaum gemeinsame Themen, zum anderen

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