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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Dem Inquister zu folgen, war ein Kinderspiel gewesen.
    Sie hatte ihn verfolgt bis hinauf in den Hain.
    Für einen Moment hatte es so ausgesehen, als wolle er sich auf sie stürzen, als wittere er, dass sie sich seiner bediente. Letztendlich war es nicht so gewesen, doch sie hatte ihm gezeigt, was ihn erwarten würden, falls …
    Katraana war hungrig und durstig. Sie war vier Tage fast ununterbrochen geritten. Sternläufer, ihr Schimmel, graste außerhalb der Burg und ruhte sich aus. So kam ihr die Einladung gerade recht.
    Sie betraten eine Schänke, deren Namensschild so verrottet war, dass sie es nicht lesen konnte. Es stank nach Bier, Tabak und Schweiß. Das war schlimm. Allerdings kristallisierte sich aus diesem Gestank ein Duftfaden hervor, der Katraana fesselte. Frisches Gemüse, vermutlich Erbsen mit süßen Charlotten und weichgekochten Erdäpfeln. Ein feiner Faden nur, der stets vom Gestank krustigfettigen Fleisches durchtrennt wurde und sich neu verwob.
    Als die Gäste Balger erkannten, erlahmten ihre Gespräche und sie steckten die Köpfe zusammen. Zwei finster aussehende Burschen machten ihm geflissentlich Platz und Balger winkte den Wirt, damit er die Tischplatte säubere. Katraana setzte sich. Balger auch, wobei der Stuhl unter seinem Hinterteil verschwand.
    »Ihr verkehrt in solchen Spelunken?«, fragte Katraana verwundert und stützte sich auf ihr Schwert. Den Bogen legte sie nicht ab.
    »Wenn eine Ratte im Stillen nagt, hört sie sogar der Taube«, sagte Balger.
    Katraana begriff.
    Der Inquister lehnte sich etwas vor. »Dennoch sollten wir leise reden.«
    Die Gespräche flammten wieder auf und hin und wieder lachte man. Die Gäste spürten, dass Balger seinem Privatvergnügen nachging. Da mischte man sich nicht ein und hörte gefälligst weg!
    Wenig später stand ein Teller mit dampfenden Erbsen vor Katraana, wohingegen der Inquister sich an einer Hammelkeule labte. Fett lief ihm über die hedonistischen Lippen. Er wischte es mit dem Ärmel seiner verschmutzten Kutte ab. Sie aßen schweigend und Balger rülpste herzhaft. Er spülte mit Bier nach. Katraana genoss Quellwasser. Es wurde abgeräumt und Balger kam zur Sache.
    »Ihr wollt Ihn also töten?«
    »Das will ich.«
    »Warum? Ihr seid eine Elfe. Ihr lebt im Einklang mit der Natur, frei und ungebunden. Man nennt euch Schöngeister. Ihr dichtet und musiziert. Wie kommt jemand wie Ihr darauf, eine solche Gefahr einzugehen?«
    So war das stets. Die Menschen hatten ein festes Bild von den Elfen. Dass sich so etwas ändern konnte oder - was den Gegebenheiten entsprach - nicht in allen Punkten dem Mythos entsprach, konnten sie sich nicht vorstellen. Sie würde ihn in seinem Glauben lassen. Es war unwichtig, ihn über die Kultur ihres Volkes zu belehren. Was sie sagen würde, dürfte genügen.
    »Lord Murgon rächt sich an seinem Volk. Deshalb schwebt Tal Solituúde vor dem Abgrund.«
    Balger stützte zehn Fingerspitzen auf die Tischplatte, eine sonderbar gezierte Geste. »Er rächt sich?«
    »Einst lebte im Tal Solituúde ein Elf, der sich Feiniel nannte.« Sie beschloss, die Geschichte drastisch zu vereinfachen, denn sie hatte nicht vor, diese fleischigen Wesen mehr als nötig preiszugeben. »Er war mit den Dunklen Wächtern im Bunde!«
    Balger fuhr zurück. Er blinzelte und wischte sich mit der rechten Hand über die Augen. »Die dunklen Wächter?«
    »Ihr wisst genau, was ich meine.«
    Balger nickte und schürzte die Lippen.
    »Feiniel wurde von seinem Volk verstoßen. Er versprach Rache und ging nach Unterwelt. Dort wurde er zum Dunkelelf und unterjochte die Dämonen.«
    »Aha!« Balger grinste. »Da geht einer einfach so an einen Ort, den man nur als Toter kennenlernt und schafft es außerdem, sich zum Herrscher aufzuschwingen?«
    »Er ist der mächtigste Magier, den Mythenland je gesehen hat.«
    »Und warum musste er dann nach Unterwelt gehen, um sich zu rächen?«
    »Er stellt eine Armee gegen Mythenland auf. Was er uns Elfen antut, ist erst der Anfang. In nicht allzu weiter Zukunft wird er sich zeigen. Dann werden uns auch die Götter nicht mehr helfen können.«
    »Ich frage mich, woher Ihr das wisst?«, fragte Balger lauernd.
    Katraana wusste im selben Moment, dass Balger bestens informiert war. Sie hatte diese Frage erwartet. Sie würde ihm nichts von Murgons Schwester Gwenael erzählen, die zu ihrem Bruder gegangen war. Nichts davon, dass sie mit Gwenael in mentalem Kontakt stand. Auch nicht, dass elfische Magier dies im Universum gelesen

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