Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
dich besser jetzt als gleich«, sagte Talus. »Sei stark und warte nicht.«
Crondus nickte, drehte sich um und ging zu seinem Platz zurück, wo er erneut damit begann, seine Steinsammlung zu sortieren.
»Moment mal!« Alles in Rondrick zog sich zusammen. »Damit ich das auf die Reihe kriege! Ihr wollt mir also sagen, dass die Sumpfer uns überfallen werden. Na und? Mischt den Trank! Trinkt den Zorn der Riesen und besiegt die Sumpfer! Wofür benötigt ihr mich?«
Okor sagte leise: »Warum, denkst du, braucht dich dein Volk in Dandoria?«
»Ich bin ihr König!«
»Du bist auch unser König, obwohl wir dich Häuptling nennen!«
»Ich wurde als Mensch geboren und meine Aufgabe ist es, meinem Volk zu dienen!«
Rondrick sah aus den Augenwinkeln, dass Egg die Augenbrauen zusammenzog.
Okor: »Frage dich, was wichtiger ist: Einem Volk zu dienen, dass in akuter Gefahr schwebt oder einem Volk, welches in Frieden lebt?«
Ron: »Ich bin ein Mensch. Ich bin meiner Rasse verpflichtet!«
»Nein, du bist ein Riese!«
»Bei den Göttern! Schaut mich an, ich bin winzig klein.«
»Weil du es willst! Jeder kann über sich hinauswachsen!«
»Im Kampf würde ich zertreten werden wie Ungeziefer!«
»Nein, Ron! Wenn du ein Riese sein willst, wirst du einer sein. Mutter Xentilos ist eine mächtige Magierin!«
»Heißt das, sie verwandelt mich?«
»Sie macht dich zu dem, was du sein willst. Dann wirst du es sein. Auf alle Ewigkeiten. Dann bist du einer von uns. Du wirst Ronius‘ Gestalt annehmen und endlich als Wiedergeborener bei uns weilen. Nur du kannst uns retten.«
»Wer sagt das?«
Okor grunzte und wies mit dem Kinn in Richtung Crondus.
»Ich werde nie wieder ein Mensch sein?«
»Nie wieder! Wenn dieser Zauber einmal gewebt wurde, ist es für ewig!«
»Das will ich nicht!«
»Stelle dir folgendes vor, Häuptling Ron« Es wurde still. Jeder schwieg. Alle Riesen sahen zu ihnen. Sogar der Steinmagier erstarrte in seinen Bewegungen.
Okor fuhr fort. »Stelle dir vor, du weißt, dass Dämonen deine geliebte Stadt Dandoria vernichten werden. In deiner Burg lebt ein Mann, der dies verhindern kann. Dafür müsste er dir etwas opfern, ohne sein Leben zu verlieren. Im Gegenteil würde er seine Lebensspanne vervielfachen. Wie weit würdest du gehen? Würdest du akzeptieren, wenn er dir seine Hilfe abschlägt? Würdest du zuschauen, wie dein Volk vernichtet wird? Ein Einzelner ist wichtiger als alle? Denkst du so? Und falls du so denkst, sage mir: Wie würdest du später schlafen und träumen, nachdem du den Tod der Kinder und Frauen erlebt hast? Was würdest du empfinden, wenn dieser Mann, der euch hätte retten können, vor dir steht? Wäre er dein Freund oder dein Feind?«
Wind fuhr durch das Tal. Der Herbst näherte sich genauso schnell wie die Sumpfer. Rondrick zog fröstelnd die Schultern hoch.
Jamus und Egg starrten ihren König an. Der suchte den Blick seiner Freunde. Er flüsterte: »Ich werde Grisolde niemals wiedersehen.«
Egg grinste schräg und zuckte die Achseln. »Na und? Sie wollte dich töten lassen.«
»Das ist eine bloße Vermutung.«
Egg schüttelte langsam und intensiv den Kopf.
»Ich werde Dandoria für immer verlieren.«
Egg räusperte sich. »Ist nur eine Stadt wie viele andere, mein Freund und König.«
Jamus sagte: »Mein König, du wirst noch leben, wenn Egg und ich schon längst vergessen sind. Schau nicht, was du verlierst, sondern was du gewinnst.«
Egg nickte. »Endlich kannst du in der Natur leben, die du sehr liebst, mein König. Du wirst ein mächtiger Häuptling sein.«
Rondrick schüttelte den Kopf. In seinem Schädel überschlugen sich die Gedanken. »Verdammt, was wollt ihr mir verkaufen, he?«
Jamus und Egg traten zu ihm. Jeder legte ihm eine Hand auf die Schulter. Beide blickten traurig.
»Wir werden dich vermissen, König Rondrick«, sagte Jamus.
Egg lächelte schief. »Man wird dich in guter Erinnerung behalten als jenen König, der den Riesen aus der Stadt jagte. Man wird Lieder darüber singen und Bücher schreiben. Eine Geschichte für die Ewigkeit, wie die des Mannes, der den Drachen Fafnir erschlug!«
Rondrick sah Talus an, welcher der Unterhaltung lächelnd und aufmerksam folgte. »Du wusstest das alles die ganze Zeit, nicht wahr? Alles war geplant.«
Der Riese nickte.
Rondrick seufzte. »Und wenn ich es nicht tue? Wird man mich mit Gewalt der Magie unterziehen?«
Sofort antwortete Egg: »Denkt nicht an so etwas! Es gibt nichts, das Ihr aufgebt. Jeder andere
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