Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Rondrick und zog ein Gesicht.
»Verzeiht, mein König«, beugte der Bibliotheksmeister den Kopf. »Ihr wisst, wie sehr ich Euch liebe.«
»Lass die Höfeleien«, winkte Rondrick ab und wurde rot.
Jamus räusperte sich.
Sein Kopf wies nach Norden.
Zwei Gestalten näherten sich. Talus und Okor. Der Boden bebte leicht, als sie zu den Männern kamen. Okor stemmte seine Keule in den Boden. Die Riesen setzten sich.
Rondrick legte den Kopf in den Nacken und musterte den Sumpfriesen, der Bilder mit Blut an Felswände malte. Ohne es zu wollen, verharrte sein Blick auf den Totenschädeln, mit denen sich der Riese schmückte. Hätte Rondrick es nicht besser gewusst, er hätte vor Angst geschrien. Der Sumpfer wirkte bedrohlich wie ein Heer Dämonen und stank auch so - zumindest wie Rondrick sich stinkende Dämonen vorstellte. Tausend Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Er und seine Freunde hatten eine Bestandsaufnahme gemacht und sich besser kennen gelernt. Dennoch war keine einzige Frage beantwortet.
Er traf eine Entscheidung:
Erst würde man seine Fragen beantworten. Danach würde man sehen. Egg hatte selbstverständlich recht und ihm durch die Blume gesagt, er sei ein Träumer. Hatte er ihn auch an seine Verantwortung als König erinnert? Daran, dass sein Volk nun ohne Führung war? In den Fängen von Syndar, Balger und - Grisolde? Sollte er unter diesen Umständen sein Los als Ron, Häuptling der Steinriesen akzeptieren?
Durfte er sein Volk im Stich lassen?
Galt es nicht zuweilen, über den eigenen Schatten zu springen?
Was zeichnete einen guten Menschen aus? Die Erfüllung seiner Sehnsucht oder die Erfüllung seiner Pflicht?
Würden die Riesen ihn gehen lassen, wenn er es wünschte?
Wurde er von diesen Giganten instrumentalisiert?
Spielten sie mit seinen Träumen?
War er - ihr Gefangener?
Okor grunzte und beugte sich vor. Sein massiger Schädel verdunkelte die Sonne. »Wie mir scheint, Häuptling Ron, gleicht dein Phantast einem Mahlstrom. Das verstehe ich. Mir ginge es nicht anders. Deshalb werden wir dir nun eine Frage stellen, die du beantworten sollst.«
»Einen Augenblick«, sagte Rondrick und stand auf. Er stemmte die Hände in die Hüften und versuchte, sich einen autoritären Anstrich zu geben. »Ihr wollt mir Fragen stellen? Oh nein – erst benötige ich Antworten! Zuerst möchte ich einiges von euch wissen. Danach schauen wir, wie es weitergeht!«
Okor tippte ihn mit der Spitze seines Zeigefingers an und Rondrick fiel auf den Hintern. Der Sumpfer lachte dröhnend und Rondrick rappelte sich auf. Er würde nicht beigeben. Bevor er den Mund öffnen konnte, sagte Okor: »Verzeihe, Ron. Mir entfiel, dass du ein Mensch bist. Ich wollte dich nicht demütigen. In meinen Träumen bist du ein Steinriese, schlank, bärtig, und sehr stark. Hier vermischen sich Traum und Wirklichkeit.«
Rondrick glaubte dem gehörnten Riesen kein Wort.
Okor sagte: »Du glaubst uns kein Wort, nicht wahr? Auch das verstehe ich.«
Rondrick bekam eine Gänsehaut.
»Symbylle!«, rief Jamus. »Was hat es mit dem kleinen Mädchen auf sich?«
Okor drehte den Schädel etwas und sein Zeigefinger fuhr vor dem Barden in den Sand. Jamus sprang auf und wich erschrocken zurück. Auch Egg erhob sich. Er stieg rückwärts über den Baumstamm, auf dem sie gesessen hatten.
»Wir werden euch alle Fragen beantworten. Ihr sollt alles wissen, doch vorher benötigen wir eine einzige Antwort von Ron«, sagte Talus und seine Stimme duldete keinen Widerspruch.
»Was ist, wenn ich nach Dandoria zurückgehen will?«, fragte Rondrick. »Mein Volk ist ohne Führung!«
Die Riesen grinsten und sahen sich an. Talus fragte leise: »Warum solltest du das tun?«
Okor kollerte und seine rechte Hand senkte sich wie ein Falltor. Seine Handkante fiel auf den Boden, die Finger umfassten Rondrick und hoben ihn hoch. Als er auf Okors Augenhöhe war, sagte der Sumpfer: »Betrachte deinen Traum als einen Beweis!«
»Beweis?«, stammelte Rondrick. Seine Beine baumelten zehn Fuß über dem Erdboden.
»Dafür, dass du nicht so fest in deiner Haut eingeschlossen bist, wie du glaubst. Du kannst deine Schale abstreifen und deinen Traum leben. Und wir werden dafür sorgen.«
Rondrick wurde zornig. Er fühlte sich gegängelt. »Und wie soll das funktionieren?«, schnappte er.
Okor ließ ihn runter und die Kuppe eines Fingers fuhr ganz sanft und vorsichtig durch das Haar des Königs von Dandoria.
Talus sagte: »Indem du einer von uns wirst! Ein Riese! Indem
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