Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Fleisch«, befahl Connor. »Es hilft uns nicht, wenn wir hungern.«
Lydia stammelte: »Das Schiff - das schwarze Schiff - es wird verfolgt! Von einer dunklen - Macht!« Sie verdrehte die Augen. Ihre Wangen flatterten.
»Quält sie sich immer so, wenn sie eine Vision hat?«, wollte Frethmar wissen, dessen Bart einem weiß gefrorenen Teppich glich.
Lysa schüttelte den Kopf. »Das habe ich noch nie bei ihr erlebt. Das ist keine Vision. Sie ahnt, sie spürt, wir nennen es lesen.«
»Ich erinnere mich. Du sagtest es…« Der Zwerg nickte bedeutungsvoll.
Lydia presste hervor: »Die Bilder sind so - sind so - stark! Sie schmerzen! Eine Kreatur verfolgt das schwarze Schiff.«
Sie machte eine Pause. Ihre Brust hob und senkte sich. Ihre Worte wurden ruhiger, ihre Sätze verständlicher. »Diese Kreatur hat - hat einen Auftrag. Bei Atiana, zu der ich stets betete, bei Mutter Evany, die ich schätzte, beim Düstergott Chutos, der uns bekämpft, bei allen Göttern von Mythenland ...«
Sie warf sich auf den Rücken und nur Connors schneller Reaktion war zu verdanken, dass sie nicht ins Feuer rollte. Ihr Atem ging schneller und schneller. Ihre Augen fanden Tiefe. Ihre Lippen waren wieder rot. Ihr Gesicht glühte. Sie ergriff Lysas Schultern. »Du weißt, dass ich stets treu betete!«
»Ja, liebste Freundin. Ich weiß es.«
»Du weißt, dass ich alles für unser Volk tun wollte.«
»Du hast getan, was möglich war. Und du wirst es weiterhin tun!«
Lydia seufzte und schloss die Augen. Ihre Stirn entspannte sich. »Nein, Große Lysa. Das werde ich nicht.« Sie verdrehte die Augen und Connor zuckte vor Schreck zurück. »Da ist sie. Sie ist hier. Eine bizarre Kreatur. Gesandt vom Lord der Unterwelt.«
Sie atmete schwer und rang nach Worten.
»Ein Golem. Erschaffen, um zu töten. Zu jagen. Es geht ihm um Bluma, um die kleine Barb geht es ihm. Und um - um noch etwas - jemandem. Um einen Mann mit schwarzen Haaren, der ein Dämon ist!«
»Ein Mann, der ein Dämon ist?«, hauchte Lysa. »Wie kann das sein?«
»Er war bei Bluma, erinnert euch ...«, fuhr Frethmar hoch. »Ein schreckliches Monster. Ist er der Dämon, den sie meint?«
»Ein Ungeheuer aus Unterwelt jagt meine Bluma?«, stieß Bama hervor und starrte Bob erschrocken an. »Sagte sie nicht, sie hätte mit einem Dämon gekämpft?«
»Ja, das sagte sie«, murmelte Bob.
Lydia röchelte. »Das Ungeheuer ist hier. Bei uns. Es ist hier. Er wird uns töten.«
»Wo ist es?«, forderte Lysa eine Antwort.
Lydia verkrampfte sich. »Das Verderben ist bei uns.«
Ihre Lider flatterten und sie verdrehte die Augen, bis man nur noch das Weiße sah. »Hier bei uns!« Aus ihrem Mundwinkel quoll Schaum, der auf der Wange gefror. »Flieht! Flieht, solange noch Zeit dazu ist. Geht nach Dandoria und sucht Meister, sucht Meister ... er wird helfen. Nur er kann es. Sucht den Blinden Magister. Er weiß es.«
»Was weiß er? Wie heißt er?«, drängte Connor.
»Er rettet uns. Nur er kann uns alle retten! Er kennt sie! Sie ist alles! SIE IST ALLES!«
»Wen? Wen kennt er?« stieß Connor hervor.
»Agaldir! Agaldir! AGALDIR!« Sie sackte in sich zusammen. »Blut und Gemetzel. Es ist abscheulich, bei den Göttern! Es ist so schrecklich! Er wird über uns kommen. Schwarz und düster und einer von euch … einer wird es sein, der sich ihm entgegen stellt. Nicht nur ihm, sondern auch den Schatten, solange, bis der Himmel sich öffnet … «
Ihre Brust hob sich, senkte sich und erstarrte.
Dann schlossen sich ihre Lider.
Lysa starrte fassungslos zu Connor, der Lydias Handgelenk abtastete. Sie legte ihr Ohr auf Lydias Brust und vor ihre Lippen. Als sie aufsah, schüttelte sie langsam den Kopf. Sie sah unendlich traurig aus und wirkte erschöpft und trostlos. Connor erwiderte ihren traurigen Blick.
Er sah die Anderen an. »Vor lauter Grauen hat ihr Herz ausgesetzt«, murmelte er und senkte den Kopf.
Lysas Körper bebte. Sie stöhnte. Mysala kniete sich zu ihr und umfasste sie von hinten. Sie schaukelte Lysa hin und her wie ein Baby.
Connor erhob sich. Er drehte sich weg und starrte rastlos in das unwirkliche Himmelslicht. Bob schloss sich ihm an und legte ihm eine Hand auf den Rücken. Der Barb sagte nichts.
Hinter ihnen schluchzte jemand.
Frethmar schlug seine Axt ins Eis und fluchte mit zusammen gebissenen Zähnen.
Über der Scholle lag eine Wolke der Trübsal.
»Ich möchte Lysa trösten«, murmelte Connor. »Sie tut mir so Leid.«
»Später, mein Freund«, gab Bob zurück.
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