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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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»Lass sie vorerst in Ruhe. Sie hat die Verantwortung für ihre Amazonen. Das macht es für sie umso schwerer.«
    »Sie hat nichts falsch gemacht«, stöhnte Connor. Er wandte den Kopf in Bobs Richtung. »Arme Lysa, arme Lydia.« Er rang mit sich.
    »Ja, Blondling«, nickte Bob. »Sie hat nichts falsch gemacht.«
    »Ich habe einen Schatten auf meinem Herz.«
    »Das geht uns allen so.«
    »Was soll ich tun, Häuptling?«
    »Warte noch eine kleine Weile. Wir müssen unsere Schmerzen vorerst verdrängen. Was Lydia uns sagte, scheint wichtig zu sein. Wir müssen es ernst nehmen. Das sind wir ihr schuldig.«
    Connor hob unbehaglich die Schultern. Die Kälte fraß sich in seine nackten Arme, doch er spürte es nicht wirklich. »Im Grunde ist alles, was wir tun, unsinnig. Wir sollten uns mit unserem Ende abfinden.«
    »He, he, Barbar«, sagte Bob. »Wie lange hast du im Wasser um dein Leben gekämpft, bevor du dich auf Fuure retten konntest?«
    »Lange.«
    »Hast du jemals aufgegeben?«
    Connor schüttelte den Kopf.
    »Dann gewöhne es dir jetzt nicht an.«
    Bob fasste sich ein Herz und wandte sich zu den Gefährten. Lysa hatte sich erhoben und wischte sich über die Augen.
    »Wir werden trauern«, sagte der Barb. »Das werden wir gewiss. Aber zuvor müssen wir Lydias Worte überdenken. Was geschah, hatte einen Grund. Sie warnte uns vor etwas Schrecklichem. Das soll nicht vergeblich gewesen sein.«
    Frethmar spuckte angewidert aus. »Ich hasse diese Eishölle. Ich hasse das alles!«
    Niemand widersprach ihm.
    Lysa und Mysala zogen Connors Robe vorsichtig unter der Verstorbenen hervor. Lysa reichte dem Hünen das Segeltuch. Ihre Augen begegneten sich. Connor nickte dankbar und zog den Stoff über seine eisige Haut.
    »Wer oder was ist Agaldir?«, fragte Frethmar leise, fast schüchtern.
    Alle starrten ihn an.
    Frethmar zuckte mit den Achseln. »Hab ich was Falsches gesagt?«
    »Nein«, stellte Bob fest. »Wer, um alles in Mythenland, ist das?«
    »Wir werden«, sagte Connor »Wir werden das rausfinden.«
    Lysa nickte traurig. »Falls wir vorher nicht erfrieren!«
    Connor betrachtete die schneckenförmig aufgereihten Eisblöcke. »Was auch geschieht, wir sollten gewappnet sein. Wir kommen von dieser Insel im Eis nicht weg, also müssen wir abwarten. Doch ab jetzt sind wir gewarnt.« Bob nickte ihm zu und blinzelte.
    Connor rang sich ein Lächeln ab, drehte sich weg und blickte über die weiße Ebene, über der sich die Nacht abzeichnete.
     
     
    Connor erstarrte.
    Er blinzelte und traute seinen Augen nicht. Nicht weit entfernt materialisierte sich eine Gestalt aus dem Unlicht. Eine Gestalt, die ihm bekannt vorkam.
    Er war ihr schon einmal begegnet.
    Auf der Amalia , die von Piraten aufgerieben wurde. Von der er sich retten konnte, um nach vielen Tagen im Meer auf Fuure zu stranden.
    Während des Kampfes gegen die Piraten und eines vielarmigen Margolous hatte sich die Zeit verlangsamt und Connor war in einen Traum geschleudert worden, der vielleicht nur wenige Sekunden dauerte, jedoch so realistisch war, dass er ihn nicht vergessen konnte. Die Kombüsentür hatte sich geöffnet und die Gestalt war auf Connor zugetreten. Obwohl die Amalia von Wasser und Wind gepeitscht wurde, waren Haare und Gewand der Gestalt trocken gewesen.
    Der tausendfache Tod ist das tausendfache Leben!, hatte der Mann aus seiner Vision gesagt. Er hatte weiße Reißzähne gehabt und trug eine Peitsche.
    Nun war er zurückgekehrt – mitten im Eis - und kam mit großen Schritten auf Connor zu. Seine Haare wehten im Wind, obwohl es windstill war. Die Peitsche schleifte durch die pulverige Schneeschicht. Mit einem fließenden Sprung war er bei Connor auf der Scholle, auf welcher der Hüne nun alleine war.
    Wo waren die Anderen?
    »Warum interessierst du dich für die Anderen?«, fragte der Mann.
    »Sie sind meine Freunde ...«, stieß Connor hervor. Erstaunlicherweise fror er nicht mehr, im Gegenteil strömte eine Hitzewelle über die Scholle, deren Zentrum die Gestalt war.
    »Deine Freunde sind sie? Ein Freund ist jemand, bei dem du laut denken kannst.« Der Mann grinste hämisch und seine Reißzähne funkelten. »Sei ehrlich, bei wem kannst du das? Die meisten wollen die Wahrheit nicht hören, du musst sie belügen. Ein Freund sollte dein zweites Ich sein. Wo, mein Lieber, findest du das? Vielleicht in der Liebe – vielleicht ...«
    »Wir lieben uns. Wir sind gemeinsam auf der Scholle gefangen und werden immer zueinander stehen. Das haben wir beweisen.

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