Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Finsternis. Es erwartet Euch ein schwerer Weg.«
»Und warum wurden die Rückkehrer wahnsinnig? Droht auch mir dieses Schicksal?«, wollte Katraana wissen.
Claudel verzog das Gesicht, was ihn noch hässlicher aussehen ließ. »Eine berechtigte Frage, schöne Elfe. Abgesehen von Gwenael, die noch nicht zurückkehrte, handelte es sich stets um Menschen. Wir alle wissen, dass Menschen über eine wesentlich labilere Psyche verfügen als Elfen. Ich mache mir um Euch keine Sorgen. Was geschieht, werdet Ihr verkraften. Doch macht Euch bereit auf ein grausiges Erlebnis. Es ist nicht, als würdet Ihr in eine andere Region von Mythenland wandern. Oh nein – es ist der Eintritt in eine Welt, wie sie schrecklicher nicht sein kann. Letztendlich werdet Ihr Lord Murgon gegenüber stehen. Die Götter mögen Euch schützen, ich weiß nicht, wie Ihr seine Macht brechen wollt. Er ist der einzige Magier, vor dem sogar ich mich fürchte. Wenn Ihr mich fragt, halte ich Euren Plan für Wahnsinn. Jene Schwarzen Wanderer, die sich durch mich nach Unterwelt aufmachten, waren Menschen, deren Geist sowieso leicht verwirrt war, die das Abenteuer suchten – jedoch nicht den Dunkelelf. Es handelte sich um Forscher, deren Drang größer war als ihre Vernunft. Doch bei Euch, Katraana, sehe ich diesen Wahnsinn nicht. Was ich sehe, ist Hass - und Hass verbrennt die Besten. Ihr rächt die Fehler anderer an Euch selbst, Katraana!«
Er sah zu Balger, der atemlos zugehört hatte. »Und Euch geht es um Macht, Inquister und ihr seid froh, jemanden gefunden zu haben, der Euch – wenn alles gut geht – diese Macht verleiht. Um diese zu finden, müsst Ihr erst Euch selbst besiegen. Alles andere wird wertlos sein und Euch ins Unglück stürzen.«
Balger riss die Augen auf. Er schwitzte. Seine Lippen bebten.
Katraana sagte mit hohler Stimme: »Wann können wir beginnen?«
Meister Claudel sah sie bekümmert an, jede Entstellung verschwand aus seinem Gesicht und seine Augen erhellten sich. »Sofort, wenn Ihr wollt.«
15. Kapitel
Ron hob die Keule und schwang sie in einer weichen Bewegung über den Kopf. Er glaubte, nichts verlernt zu haben. Talus warf ihm den Hammer zu, den Ron auffing und geschmeidig gegen einen imaginären Gegner führte.
»Noch immer ein großer Krieger«, war Talus sichtlich zufrieden.
»Es fühlt sich gut an«, gab Ron zurück. »Ich erinnere mich an viele harte Übungen. Zuerst verschwand meine Wampe, dann kamen neue Muskeln hinzu. Ich wurde stärker und stärker, schneller und schneller und bald war es für mich ganz normal, die Keule zu schwingen und mit dem Hammer zu schlagen. Ihr hattet mich auserwählt, damit ich gegen einen unbekannten Sumpfer kämpfte. Wir befürchteten, die Sumpfer würden ihre Vereinbarung nicht einhalten, doch sie taten es. Sie hatten einen dummen Handel geschlossen, der aus Übermut und Arroganz resultierte. Glaubst du, sie lassen sich ein weiteres Mal darauf ein?«
»Nein, gewiss nicht.«
»Warum zögern wir dann, den Trank zu nehmen?«
»Weil es gegen unsere Überzeugung ist.«
»Hörst du die Trommeln, Talus? Die Sumpfer sind bald im Tal. Wir können unserer Verantwortung nicht entfliehen. Wenn man zum Kämpfen gezwungen ist, muss man es tun.«
»Diese Worte aus deinem Mund?«
Ron nickte hart. »Willst du zusehen, wie sie unsere Herdfeuer zerstören? Unsere Weiber schänden? Uns versklaven? Alles für ein Prinzip?«
»Vielleicht ist eben das der Grund, warum du wieder bei uns bist. Um uns dies deutlich zu machen, mein Häuptling. Ich erinnere mich, dass Systmar der Erfüllte einst meinte, die Weiber sollten endlich aufstehen und ihre Meinung kundtun. Stell dir das vor, Weiber! Er meinte, der Krieg sei weniger eine Schmach der Männer, sondern eine der Weiber, die ihn dulden.«
»Typisch Systmar. Einer, der Weibern Intelligenz zusprach ...«, gab Ron zurück.
»Womit er Recht hatte! Auch wenn ich seine Meinung ansonsten nicht teile!« Mutter Xentilos kam zu ihnen. »Es ist soweit. Sammelt jeden, der im Tal ist. Der Zorn der Riesen wartet.«
»W’ontbra von Facht meinte ...« Ron suchte nach Argumenten. Ihm war ganz und gar nicht wohl war bei dem Gedanken, eine große Tradition zu durchbrechen. Kämpfende Riesen – da blickten sogar die Götter weg!
Talus sagte: »W’ontbra interessiert uns nicht, Ron. Wichtig ist, dass wir uns wehren. Das sind wir uns und unserer vieltausendjährigen Geschichte schuldig. Noch nie versklavten Riesen einander. Nie zuvor floss
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