Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
dass einige, die man Schwarze Wanderer nennt, diesen Weg gingen. Sie bezahlten Euch gut dafür und Ihr habt ein Vermögen gemacht.«
»He?« Der Magus legte den Kopf schief.
Balger winkte ab. »Lassen wir es dabei. Die Meisten kehrten nicht zurück und jene, denen es gelang, verfielen sehr schnell dem Wahnsinn. Man munkelt, ihr habt so manches Erbe angetreten.«
»Pah!« Meister Claudel winkte ab. »Gerüchte, Inquister. Welcher vernünftige Mann hört auf Gerüchte?«
Balger zog die Lippen zurück. »Gerüchte sind mein Beruf, Meister.«
»Deshalb werde ich Euch diesmal helfen, ohne etwas dafür zu verlangen, Inquister.« Er gluckste vor sich hin. »Wenn wir schon bei Gerüchten sind – man sagt, der König hatte eigentlich Euch dafür vorgesehen, Murgon zu töten? Euch und den General und einige andere?«
»Dinge ändern sich ...«
»Das Glück des Tüchtigen oder das Glück?«
Balger schlug mit der Faust auf den Tisch. Katraana zuckte zusammen und ihre Hand schnellte zum Dolch. Der Magus begriff. »Wir könnten die Karte absuchen, so sehr wir wollen. Der zweite Eingang ist nicht eingezeichnet, weil es ihn nicht gibt.«
Balger und Katraana starrten den kleinen Mann an.
Dieser machte eine beruhigende Geste. »Nicht, dass wir uns falsch verstehen, es gibt ihn schon, aber nicht so, wie man sich das vorstellt.«
Balger zischte. »Strapaziert nicht meine Geduld, Meister!«
Claudels Kopf zuckte hoch. Seine schwarzen Augen schienen den fetten Mann aufzuspießen. Katraana erkannte die Angst die sich auf der Haut des Inquisters ausbreitete. Sie wusste, dass es besser war, sich mit einem Magus nicht anzulegen. Sie hatten große Macht. Es würde diesen Claudel vermutlich nur einen gemurmelten Satz kosten, Balger in einen – wie hießen die noch? – in einen Grotter zu verwandeln. Balger bewegte sich auf einem schmalen Grat.
Der Inquister quälte sich ein Lächeln auf die Lippen. »Wir verstehen uns, Meister Claudel. Eine Hand wäscht die andere, nicht wahr? War es jemals anders?«
Der Magus strahlte. »Nein, Inquister. Ihr habt recht, denn Ihr seid ein kluger Mann. Deshalb will ich nun erklären, wie der Übergang zu machen ist.« Er sah Katraana in die Augen. Sie hielt seinem Blick stand. »Ihr seid ein tapferes Weib. Doch Ihr wisst noch nicht, was auf Euch zukommt.«
»Ich bin bereit«, stieß Katraana hervor.
»Gut, gut. Dann macht Euch bereit zu sterben!«
Katraana hatte das Gefühl, in einen Teich gelaufen zu sein, ohne schwimmen zu können.
Sterben?
Was sollte das?
Meister Claudel winkte ab und ließ sich auf einen wackeligen Schemel fallen. »Selbstverständlich werdet Ihr nicht richtig sterben. Ich werde dafür sorgen, dass ein Scheintod eintritt. Euer Herz hört auf zu schlagen und jeder wird Euch für tot halten. Man wird Euch, wie es Sitte ist, begraben. In einem Sarg. Ihr müsst einige Stunden unter der Erde zubringen. Was dann geschieht, wird Euch nach Unterwelt bringen.« Er grinste.
Katraana traute ihren Ohren nicht.
Balger ächzte. »Gibt es keine andere Möglichkeit?«
»Nein.«
Katraana fand ihre Worte wieder. »Und wie kehre ich zurück?«
»Ihr werdet es wissen, wenn Ihr dort seid. Es gibt einen Ort, der wie ein Portal wirkt.«
Balger fragte: »Woher wisst Ihr das so genau?«
Meister Claudel sagte: »Auf Eurem Weg zu mir seid Ihr einem Grotter begegnet?«
Balger nickte.
»Es gibt viele von denen und man sollte sie in Ruhe lassen. Jener, der die Treppe bewacht, ist ein Dämon. Keine Sorge, kein Dämon, der Euch etwas zuleide tut. Denn er ist mir treu ergeben. Was ich weiß, habe ich von ihm erfahren.« Der Magus stand mit einer Geschmeidigkeit auf, die Katraana ihm nie zugetraut hätte. Er schien mit Energie aufgeladen. »So, genug geredet und zu viel verraten. Weil Ihr es seid, Inquister.«
Er unterzog Katraana einer genauen Musterung.
Sie fühlte sich unwohl dabei. Nur mit Mühe versteckte sie ihre Gefühle. In ihrem Kopf ratterte es. Was, wenn etwas schief ging? Sie würde im Sarg erwachen und elendig sterben. Konnte sie dem Magus vertrauen? Bedeutete dies, dass automatisch jeder Verstorbene nach Unterwelt kam? Hieß es nicht, die Guten würden an die Seite der Götter gelangen? War sie gut? War sie böse? Nein, nicht böse genug für Unterwelt.
Claudel schien ihre Frage zu ahnen, denn er sagte: »Es ist Magie, die Euch bereit macht für Unterwelt. Es sind die Alpträume, die Euch in die Dunkelheit stoßen. Während Ihr sterbt, durchschreitet ihr ein Tor zur
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