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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Katraana und wünschte sich, der Blitz spräche zu ihr.
    »Das Sein ist dein Gebieter, Elfe. Und der Tod ist die wahrste Form des Seins«, sagte der Blitz und züngelte über sie, während sie fiel und fiel.
    Mit einem Mal – übergangslos – fiel sie nicht mehr.
    Sie kauerte im Regen, um sie herum steinige Landschaft. Grauer Himmel und kühler Wind, es roch nach Moos und Herbst.
    Hinter sich hörte sie es kichern. Sie drehte sich um und sah drei Weiber, kahl, hager und hässlich. Es musste sich um Hexen handeln. Sie wackelten auf sie zu und umkreisten sie. Sie blickten zu ihr herab und eine von ihnen sagte mit zittriger Stimme: »Was sollen wir dir weissagen?«
    Katraana, die das Staunen verlernt hatte, sagte: »Was könnt ihr mir weissagen?«
    »Ha«, kreischte die andere Hexe. Katraana konnte sie nicht auseinander halten. Sie sahen gleich aus, doch ihre Stimmen waren unterschiedlich. »Ha, da kommen zwei Reiter und wir sagen ihnen voraus, sie würden Herrscher sein. Da kommen zwei Wanderer und feiern mit uns eine ganze Nacht. Da kommt eine Elfe und will wissen.«
    »Ja, ich will wissen«, sagte Katraana und rappelte sich auf. Sie blickte an sich hinab und erstarrte. Sie sah ebenso aus wie die Hexen. Und fühlte sich alt, wissend, doch voller Kraft. Sie ahnte unzählige Sprüche der Magie und viele Rezepte für Tränke schossen durch ihren Kopf. »Bin ich ihr?«
    Die dritte Hexe sagte: »Ist das nicht jeder irgendwie?« Alle drei kicherten, doch die Fröhlichkeit erreichte ihre Augen nicht. Es war ein Kichern des Hohns, abgespaltete Seelen der Nacht.
    »Gehe«, sagte die erste Hexe. »Wandere und suche.«
    »Bei den Göttern …«, sagte Katraana hilflos. »Ich bin wie ihr und ich weiß nicht, was ich suchen soll.«
    »Du hast schon gefunden«, sagte die zweite Hexe und Katraana war über diesen Widerspruch in sich erstaunt. Sie drehte sich um und ging weg, während Regen in ihr Gesicht schlug. Je mehr sie sich entfernte, desto mehr wurde sie wieder zu der, die sie war. Eine schwingende Metamorphose.
    »Sie wird sehen!«, rief eine der Hexen hinter ihr her.
    »Ja, sie wird sehen und das ist gut so!«
    Katraana stürzte, erhob sich und stellte fest, dass sie ihr Knie aufgeschlagen hatte. Es interessierte sie nicht. Vor ihr öffnete sich eine Wand im Regen und sie schritt hindurch, hinein oder heraus?
     
     
    Jetzt war sie unter blauem Himmel. Es duftete nach Moos und Blüten. Und sie war nicht länger allein.
    Sie blickte durch die Augen eines Kindes auf einen jungen Elf, der Tränen in den Augen hatte. Er hatte ein wunderschönes Gesicht, schmal und edel, sogar für elfische Verhältnisse. Seine weißen Haare waren voll und glatt. Seine Kleidung edel und gepflegt, durchwoben mit feinensilbernen Fäden. Sie wollte zu ihm laufen, ihn umarmen. Wollte ihn umarmen, weil eine tiefgehende Empfindung ihr sagte, das sei richtig, sei gut. Eine harte Hand hielt sie fest, ein Elf, der mit klarer Stimme sprach. Sie begriff seine Worte nicht, doch sie klangen wütend und aufgebracht.
    Der junge Elf wischte seine Augen trocken und ein feurig roter Blick heftete sich auf Katraana. Er war nicht traurig, wie sie gedacht hatte, er war zornig. Er hob seine Hände und aus seinen Fingerspitzen schossen Blitze. Sie krachten über Katraana in den Elf, der sie nun losließ. Es stank verbrannt.
    Schreiend rannte Katraana weg, um hinter dem nächsten Busch zu verhalten. Neugierig schob sie ihren Kopf durch die Blätter und sah fassungslos, was geschah.
    Mehr und mehr Entladungen donnerten in den Elf, von dem sie nur den Rücken sah. Er brach zusammen, von einer lodernden Korona umgeben. Der junge Elf wartete, ging zu ihm, beugte sich vor, schüttelte den Kopf und suchte.
    »Katraana!«, rief er. Seine Stimme klang sorgenvoll. »Katraana! Lauf nicht weg!«
    Katraana rannte.
    Sie rannte und rannte.
    Tränen liefen über ihre Wangen und trockneten im Luftzug. Sie hatte einen Mord beobachtet. Ein schreckliches Vergehen. So etwas kannte man bei den Elfen von Solituúde nicht. Elfen besaßen Klugheit und Kultur. Niemand tötete einen anderen. Doch dieser junge Elf hatte es getan. Er musste ein mächtiger Wissender sein, denn seine Magie hatte spielerisch gewirkt.
    Sie hatte Angst.
    Sie vermutete, dass er sie töten würde, bekäme er sie zu fassen. Sie kroch in eine Höhle, von der sie seit Jahren wusste. Sie hatte die Höhle durch Zufall gefunden, als sie einem weißen Kaninchen gefolgt war. Sie lag hinter zwei Felsen und außer ihr kannte sie

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