Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
eine Vision war. Ich hätte gewettet, dies trage sich wirklich so zu. Sie landeten auf unserem Dorfplatz. Ich war alleine. Sie bedrohten mich.«
»Sagt man nicht, Drachen sind weise Wesen?«
»Ja, Weib. So sagt man.«
»Du selbst hast viele Lieder gesungen, die von Drachen handeln. Sie sind alt und gutmütig. Sie suchen nach der großen, einen Wahrheit und sie lieben Gold. Sie tun niemandem etwas zuleide, es sei denn, man bedroht sie.«
»Vielleicht kann man den alten Sagen nicht trauen?«
»Bob!«, rief Bama entrüstet.
»Wie es sei – wir müssen eine Lösung finden, Weib! Was, wenn die Vision tatsächlich auf ein Ereignis hinweist? Was, wenn wir tatsächlich ...?«
Ein markerschütternder Schrei unterbrach Bobs Worte, gefolgt von weiteren Rufen und Gebrülle.
»Was ist denn jetzt wieder los?«, fuhr Bob hoch.
Bama starrte ihn ungläubig an. »Ich ... ich sehe es ...«
»Was, bei den Göttern, meinst du?«
»Ich sehe es ... in deinen Augen. Sie sind wie Spiegel. Ich sehe Feuer: Ich sehe ...« Sie sprang hoch und riss die Tür auf. Für einen Moment füllte ihre stämmige Figur den Eingang aus, dann wirbelte sie herum. »Sie sind da, Bob!«
»Wer?«, fragte Bob und schwang sich von seinem Lager.
»Die Drachen!« Bama heulte auf und rannte hinaus.
Allmächtiger Gordur , dort hinten ragt eine Insel aus dem Meer. Ein kleiner Schatten, aber bestimmt keine Fata Morgana, sondern ein urwüchsiges Eiland.
Connor blinzelte über den Wasserspiegel hinweg in Richtung Horizont, wo sich ein Schattenriss aus dem Meer erhob. Es würde eine Weile dauern, dorthin zu gelangen, aber die Aussicht auf Land unter seinen Füßen gab Connor Auftrieb. Er legte seine Wange auf die Holzplanke und bewegte seine Füße, was ihn schneller machte.
Für eine Weile dachte er weder an die Dienerfische des Margoulus noch an die Meeresungeheuer, die tief unten lauerten.
Nur raus aus dem Wasser, nur weg vom Tod. Als er seinen Rücken in das Salzwasser tauchte, brannte seine Haut. Die Sonne glühte auf ihn hinab. Als die Nacht schwarz und ohne ein Licht auf ihm gelastet hatte, hatte er das Sonnenlicht herbei geschworen, hatte nicht erwarten können, deren Aufgang noch einmal zu sehen. Nun verfluchte er diesen heißen Stern. Sein Kopf war ungeschützt, seine Schultern und ein Teil seines Rückens verbrannt. Die Hitze war unbarmherzig.
Durst!
Ich habe Durst!
Bin durstiger als vor einem Tag!
Viel durstiger als vor zwei Tagen.
Er trieb im Wasser, im blauen, klaren Wasser. Alles um ihn herum war nass, nass, nass und kühl, kühl und frisch, frisch! Oh, wie gerne hätte er seinen Kopf eingetaucht, hätte seinen Mund geöffnet. Nur einen Schluck, nur einen einzigen tiefen Schluck, und es würde ihm besser gehen. Er wollte seine brennenden, gerissenen Lippen kühlen und seine geschundene Kehle mit kristalliner Frische benetzen, nur einmal! NUR EINMAL!
Doch er widerstand.
Connor war kein gebildeter Mann, jedenfalls nahm er das an, denn es fielen ihm keine gescheiten Sachen ein, aber er wusste, dass er sehr bald sterben würde, wenn er seinem Durst nachgab.
Irgendwo, tief in seinem Bewusstsein gab es Schubladen, die er aufziehen konnte, existierten grundsätzliche Erinnerungen. Ebenso wie er wusste, was eine Insel ist, wie man schwimmt, und dass die dreieckigen Flossen, die ihn seit gestern umrundeten, zu den Dienerfischen des Margoulus gehörten.
Connor ahnte, dass nur ein bestimmter Teil seines Gedächtnisses getilgt war. Den Göttern sei Dank hatten sich Grundsätzlichkeiten in seinem Schädel verhakt, verankert wie Korallen am Fels.
Nämlich das, was ihn zu einem Menschen machte.
»Kommt her, ihr höllischen Wesen! Greift mich doch endlich an«, knurrte er den Dienern des Margoulus zu, die ihn enger umkreisten.
Er durfte nicht einschlafen – obwohl er vermutete, in der Nacht geschlafen zu haben, schließlich hatte es einen längeren Zeitsprung gegeben und unversehens war die Sonne aufgegangen. Ein zweites Mal würde ihm das nicht passieren. Immer schön wach bleiben.
Wann würden diese Bestien, wann würde der Dämon aus dem Meer nach seinen Beinen schnappen?
Stets, wenn Connor sich darauf konzentrierte, fühlte er die Tiefe unter sich körperlich. Die Vorstellung, über einer unendlichen Tiefe zu schweben, nur gehalten von Wasser, gruselte ihn. Als schwebe man in den Wolken wie ein Vogel mit gestutzten Federn und klammere sich an Wolken fest, während unter einem das Land dahinzog.
Connor musste an etwas
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