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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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anders denken, wollte er seinen Verstand behalten. Brannte ihm die Sonne das Gehirn weg? Köchelte es in seinem Schädel? Er hörte sich kichern, was ihn amüsierte und gleichermaßen erschrak. Ihm war nicht zum Lachen zumute, dennoch tat er es.
    Ja, das war der Wahnsinn!
    Wenn er dies zuließ, dauerte es nicht mehr lange, bis er sich satt trank, um nur eine Minute später erneut zu trinken und wieder zu trinken, bis sein Darm sich im Wasser entleerte, um erneut mit Salzwasser gefüllt zu werden. Ein Genuss, der erst endete, wenn sein Herz aussetzte.
    Dem Wahnsinn war dies gleich.
    So weit, bei den Göttern, war Connor nicht.
    Er war ein starker Mann. Er hatte große Muskeln und konnte Dinge anheben, schleudern, bewegen, bei denen andere Männer aufgaben. Erinnerungen! Er betrachtete nachdenklich seine Unterarme, die dunkelbraun gebrannt und sehnig auf dem Holz lagen. Vom Wasser geschrumpelte Finger und rissige weiße Haut.
    Spürte er Schmerzen?
    Nein – darüber war er hinweg. Spürte er seine Beine? Nein, nicht mehr wirklich. Zwar hatten sie soeben seinem Befehl gehorcht, um den Dienst kurz darauf wieder aufzugeben. Nun waren es nur noch kalte, im Wasser schwebende Anhängsel.
    »Ich bin Connor!«, schrie er und jedes Wort brannte wie Feuer in seiner Kehle. Es war ihm egal. »ICH BIN CONNOR! UND ICH WERDE ÜBERLEBEN!«
    Er öffnete die Augen und stellte erstaunt fest, dass die Insel ein gutes Stück nähergekommen war. Wie ging das?
    Liebe Güte, er war wieder eingeschlafen! Sollte er jetzt, kurz vor seiner Rettung, ertrinken, weil ihn die Kraft verließ, einfach von der Holzbohle abrutschen, als Futter für die Bestien dienen?
    Die Bestien.
    Wo seid ihr?
    Es gab nur ihn, Connor, das Meer und in der Ferne eine Hoffnung, dies hier zu überleben. Connor wurde mutig. Er musste nur ein paar Stunden, bis heute Abend vielleicht, durchhalten, dann war es geschafft. Wer hätte das gedacht?
    Hatte nur er den Piratenüberfall überlebt?
    Haben die Götter auf ihn aufgepasst?
    Warum gelang es ausgerechnet ihm, dem Tod stets zu entwischen? Wiesen die Götter ihm eine Aufgabe zu? Musste er in diesem Leben etwas Sinnvolles tun? War sein Weg deshalb noch nicht zu Ende, weil das Leben ihn benötigte? Und wenn ja, wofür?
    Er zwang sich, an etwas anderes zu denken, denn es kam ihm wie ein böses Omen vor, zu optimistisch zu sein. Es konnte viel geschehen. Noch war er nicht gerettet. Es würde viele Stunden dauern, Stunden, in denen manches ...
    Nein, daran wollte er nicht denken. Er summte ein Lied. Er nahm seinen schlechten Atem wahr, als er gegen die Holzbohle sang. Seine Augen brannten und einige wenige Tränen stiegen auf, um sie von Salz und Müdigkeit zu reinigen.
    Wer ist er?
    Wo ist seine Vergangenheit geblieben?
    Hat er eine Familie, eine Frau oder Kinder?
    Wo hat er gelebt und geliebt, gefeiert und getrauert, und warum hat es ihn an Bord der Amalia verschlagen?
    Wird er einschlafen?
    Einschlafen und abrutschen?
    Ein –
    schla –
    fen????
    Connor ruckte hoch. Über ihm rauschte die Luft. Schatten fielen auf ihn und er stieß einen Schreckensschrei auszustoßen, als er sah, was dafür verantwortlich war.
    Drei gigantische rote Vögel kreisten über ihm, verdeckten die Sonne, gaben sie wieder frei, verdeckten sie erneut, stiegen höher, ließen sich wieder fallen und beobachteten ihn.
    Drachen!
    Bei den Göttern, das sind Drachen!
    Weit hinten in seinem Kopf öffnete sich eine winzige Tür, aus der Worte quollen, die er früher gehört hatte, Geschichten, die schön sein konnten oder garstig, was ganz schön war, die ihn erfreuten oder gruselten. Und manchmal ging es in diesen Geschichten um Drachen. Um weise große Wesen, die Feuer spuckten und das Gold liebten.
    Drei rote Drachen!
    Connor blinzelte, hob einen Arm, wischte sich Schweiß aus den Augen, tauchte die Handfläche ins Wasser, wusch sich das brennende Gesicht, prustete Wasserreste von den glühenden Lippen und starrte nach oben. Es bestand kein Zweifel. Sie waren groß wie Häuser, schmal und schlank und ihre Köpfe ähnelten, denen von Pferden, wengleich sie konturenreicher waren. Die Flügel schimmerten fast durchsichtig und verdrängten die wenige Luft mit magischer Kraft. Diese Drachen schwebten über ihm, als schienen sie zu beraten.
    Überlegten sie, ihn zu töten?
    Oder überlegten sie, ihn zu retten?
    Aggressiv wirkten sie nicht, fand Connor, aber man konnte schließlich nie wissen. Ein Feuerstoß und sein Oberkörper wäre Brutzelfleisch, während der

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