Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
in ihrem Kreis geschehen. Und Feiniel war schließlich der Sohn des Elfenlords. Er würde als einziger Erbe irgendwann ein mächtiger Elf sein.
Feiniel zeugte ein Kind. Katraana. Die junge Mutter starb. Sein Vater versuchte, Feiniel die Tochter zu nehmen. Und Feiniel ging nach Unterwelt. Er spaltete sich ab. Wurde ein Dunkelelf. Gwenael folgte ihm kurze Zeit darauf, denn auch in ihr steckte der Hunger nach Macht.
Was sie vorfand, war nicht mehr jener, den sie als Feiniel kannte, sondern ein grausamer Lord. Sie träumte davon, an seiner Seite Mythenland zu beherrschen, doch als Murgon davon sprach, nach diesem Sieg auch gegen die Götter anzutreten, erkannte sie, dass sein Verstand verwirrt war. Seitdem versuchte sie mit sanfter Manipulation, schlimmste Grausamkeiten zu verhindern, was leider nicht immer gelang.
Sie war einst Katraanas Freundin gewesen. Sie hatte versucht, die hübsche Kriegerelfe davon abzuhalten, nach Unterwelt zu gehen. Katraana wusste nicht, dass der Dunkelelf ihr Vater war. Man hatte es ihr verschwiegen. Stattdessen war die junge Elfe von klein auf darauf trainiert worden, irgendwann gegen Murgon anzutreten. Man hatte sie ihre Vernunft besiegt und einen tiefen Hass in sie gepflanzt.
Ja, das war perfide.
Und Murgon erkannte es.
Er stützte sich auf die Tischplatte. Sein weißes dünnes Haar fiel ihm ins Gesicht und seine Augen glühten rot. »Ich spüre sie.«
Gwenael fuhr hoch.
»Eigentlich, Schwester, wäre es deine Azufgabe gewesen, den mentalen Kontakt herzustellen. Du bist diejenige, die auf Geistwanderungen geht.«
Gwenael schloss die Augen und konzentrierte sich.
Tatsächlich!
Etwas störte die Ordnung in Unterwelt. Eine feine Schwingung, wie ein leicht ranziger Geschmack in einer Suppe. Ein milder, alles überlagernder Geruch.
Kraft!
Macht!
Eine neue Aura, stärker, als die des Manndämons, der mit der kleinen Barb geflüchtet war, je gewesen war. Stärker als
Murgon!
Sollte sie es ihm sagen?
»Sie pulsiert«, murmelte er mit seiner rauen Altmännerstimme, die nicht zu seinem attraktiven Äußeren passte. »Sie saugt Unterwelt in sich wie ein Schwamm. Es ist in ihrem Blut. In meinem Blut, in deinem Blut, Gwenael. Wir sind nicht wie die Anderen. Wir sind etwas Besonderes.« Er musterte sie.
»Du hast Recht, Bruderherz. Ich spüre es auch. Bei den Göttern, ich hätte nicht gedacht, dass sie ihren Plan so schnell in die Tat umsetzt.«
»Welchen Weg mag sie genommen haben?«
Gwenael zuckte die Achseln. Konnte es möglich sein, dass Katraana den Blinden Magister Claudel gefunden hatte? Wie war ihr das geklungen?
»Sie ist meine Tochter«, flüsterte Murgon und Stolz schwang in seiner Stimme. »Lassen wir sie. Lassen wir sie durch Unterwelt irren. Sie hat noch eine lange Wegstrecke vor sich. Beobachten wir, was aus ihr wird. Ich bin für sie gewappnet.«
Gwenael bückte sich und hob zwei Karten auf, die vom Tisch geflattert waren. Der Tod und der Gehängte! Zwei dunkle Symbole. Schnell legte sie die Karten mit dem Gesicht nach unten auf den Tisch.
Murgon richtete sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein schwarzer Umhang wehte in einer Brise, obwohl es im Raum windstill war. Feine Blitze huschten um seinen hochgewachsenen Körper. Er sah eindeutig zufrieden aus und Gwenael begriff, was er vorhatte.
Es durchfuhr sie eiskalt.
Als hätte Murgon die Gedanken seiner Schwester gelesen, sagte er mit ruhiger Stimme: »Soll sie kommen. Ich freue mich auf sie. Ich hole sie an meine Seite. Gemeinsam mit ihr werde ich mächtiger sein als alle Wächter zusammen!«
Dogdan der Unselige schwamm.
Er war ein Golem, aus unzähligen Teilen anderer Lebewesen zusammengesetzt. Sein mächtiger Oberkörper bestand aus Leder, welches ihm mittels Magie auf das Fleisch verpflanzt worden war, sein Hals hatte eine festverankerte Beuge, sein kantiger Schädel trug sechs Augen, die rings herum in alle Richtungen glotzten. Vom Scheitel bis zur Schulter hörten mehrere Ohren jedes noch so feine Geräusch. Der Kiefer bestand aus den Zähnen eines kleinen Margolous, die bis links und rechts der klobigen Schnauze aus dem Unterbiss ragten.
Am grauenvollsten sahen seine Arme und Beine aus. Stützstempeln gleich waren die Beine mit Hörnern und Hauern bestückt, während jeder der vier Arme von einem anderen Wesen stammte, sodass Dogdan der Unselige in der Lage war, sich auf jede Situation einzustellen, egal, ob er schlängeln, fassen oder wischen sollte.
Was ihm fehlte, war
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