Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Sprache.
Er beherrschte nur wenige Worte, da seine Stimmbänder noch nicht richtig mit dem Körper verwachsen waren. Genauso unvollständig wie seine Sprache war sein Rücken. Aus dem zuckenden bebenden Fleisch ragten Teile einer Wirbelsäule, die Murgons Wissenschaftler einem Dokk entnommen hatten.
Dogdan war unvollständig.
Dennoch war er in die Schlacht geschickt worden, um seine erwachenden Fähigkeiten zu trainieren. Eine kleine Jagd nur, gefahrlos für ihn, der einer jener Führer werden sollte, mit denen Murgon sich Mythenland untertan machen wollte.
Gefahrlos?
Er grollte und schluckte Wasser.
»Groooar!« Seine Beute war im stets entwischt. Sie hatten sich aus seiner Welt entfernt und ihn mitgenommen, ohne es zu wissen.
Dogdan wollte sich beweisen, denn er war sich seiner Verantwortung bewusst. Sein wachsendes Gehirn war durchaus in der Lage, einfache Befehle umzusetzen, sowie simple Strategien zu entwickeln. Er wusste, dass er den Dämon und die Barb fangen musste. Das und nichts anderes zählte. Er musste es tun, weil der Lord es ihm befohlen hatte.
Er hätte sich durch Berggestein gefressen und Meere durchquert, um seinen Auftrag zu erfüllen. Dieser Befehl war sein Lebenssinn, war der Grund für seine Existenz, solange, bis der Befehl von Lord Murgon wiederrufen, erneuert oder verändert würde.
Seitdem schwamm er und suchte.
Das schwarze Schiff hatte sich aufgelöst, doch er ahnte, dass sich seine Beute dort nicht mehr befand. Er hatte das andere Schiff gesehen, ein helles leuchtendes Ding. Sein Instinkt verriet ihm, dass er die Barb und den Dämonenmann dort finden würde.
Leider hatte er seiner Fresslust nachgegeben, hatte Wasserkreaturen gejagt und zwischen seinen mächtigen Zähnen zerrissen und verspeist. Als seine Jagd beendet war, war auch das helle Schiff verschwunden.
Tief in seinem Inneren wusste er, dass sein Herr, Lord Murgon, sein Vater , böse, sehr böse sein würde, wüsste er das. Er würde Vater nie mehr unter die Augen treten dürfen, erfüllte er seinen Auftrag nicht. Dies hieß, dass er nicht an Vaters Seite in den Kampf ziehen durfte, dass er einsam und verlassen in dieser schrecklich hellen Welt bleiben musste. Solange, bis er seine Jagd beendet hatte.
Er machte Schwimmbewegungen und staunte darüber, dass es ihm gelang, sich schnell von der Stelle zu bewegen. Niemand hatte ihm das Schwimmen beigebracht. Er hatte es einfach gekonnt. Soeben hatte er diese Überlegung angestellt, als sie sich auch schon wieder auflöste und verschwand.
Was ihn steuerte, war der Trieb, nicht der Gedanke.
»Groooar! Guuut!«, brüllte er jene zwei von drei Worten, die er kannte, über den Wasserspiegel. In der Ferne erblickte er die Segel eines Schiffes. Es war nicht so hell wie jenes, an das er sich erinnerte, aber konnte es nicht sein, dass ihn sein Gedächtnis trog? Eigentlich sah es aus, wie es aussehen musste. Es hatte Dinger, die sich bauschten. Es trieb auf dem Wasser.
Dort würde er seine Beute finden.
Er paddelte mit seinen drei noch verfügbaren Armen und die Klauen klatschten ins Wasser.
Sie brachten den Inquister zu ihr und Grisolde musste sich zusammenreißen, um sich nicht zu übergeben. Das, was von dem einst so mächtigen Mann übrig geblieben war, spottete jeder Beschreibung.
Loouis Balger lag auf einer Bahre. Er hatte unzählige Schläge eingesteckt und sah entsprechend aus. Zwei Sklaven hatten ihn einigermaßen hergerichtet, dennoch wirkte das Ergebnis alles andere als angenehm.
Balger lebte!
Das war das wichtigste. Verletzungen heilten. Diese Erfahrung, vermutete Lady Grisolde, würde den Inquister ein für alle mal verändern. Niemand, der so etwas durchgemacht hatte, war später noch derselbe Mensch. Er würde sich an seinen Peinigern rächen wollen und alles, wirklich alles dafür tun, Grisolde auf den Thron zu hieven. Mit ihm an ihrer Seite würde sie ein strenges Regiment über Dandoria führen. Was Balger geschehen war, war ein glücklicher Umstand.
Allerdings, fragte sie sich, war noch nicht klar, wie sein Verstand darauf reagierte. Man sagte, er sei als sabbelnder Narr durch die Straßen gekrochen und hatte gebettelt. Das Volk hatte sich gerächt. Nicht sofort, denn zuerst galt es, die Strassen zu reinigen und die Häuser wieder einigermaßen bewohnbar zu machen. Der Riese hatte zwar keine Leben genommen, doch einige Verwüstungen hinterlassen. Als dies geschehen war, konzentrierte man sich auf den dicken Mann, der so manchem Dandorier schlimmes
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