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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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vorsichtig heiße Luft. Immer wieder rannen ihm Sandkörner in den Schlund. Er hatte das quälende Bedürfnis, den Kopf zu heben, aufzustehen.
    Soldaten stapften nahe an ihm vorbei und Sand rieselte auf Connor. Hin und wieder schloss sich das Loch über seinem Mund und er blies es frei. Er wollte die Augen öffnen, denn er bekam Platzangst. Unter Sand kann man die Augen nicht öffnen, also hielt er sie geschlossen.
    Stundenlang.
    Das stürzte ihn in tiefste Verunsicherung. Nie wusste er, ob sich eine Schlange näherte oder ein Soldat. Außerdem wurde es von Stunde zu Stunde heißer. Da die Sonne wanderte, wanderte auch der Schatten und irgendwann schien es Connor, als glühe der Fels neben ihm.
    Durst!
    Er hatte unglaublichen Durst.
    Nach kurzer Zeit wurde es ihm unmöglich zu schlucken. Seine Kehle brannte wie Feuer. Seine Muskeln verkrampften sich. Seine halbgeöffneten Lippen, die er kaum bewegen durfte, um nicht Sand zu fressen, glühten.
    Er kam sich vor wie unter einer dreifachen Wolldecke, die in der prallen Sonne lag. Er schwitzte und fror gleichzeitig. Vielleicht würde er diesen Tag überleben – einen weiteren jedoch nicht. Sein Körper dörrte aus und bald floss kein Schweiß mehr. Connor ahnte, dass dies daran liegen musste, dass sein Körper ausgetrocknet war wie ein Stück Fleisch, welches man im Sand gart.
    Connor sehnte die Nacht herbei.
    Je mehr er sie herbeisehnte, desto länger zogen sich die Stunden. Die Hitze wurde so unerträglich, dass er mehrmals kurz davor war, schreiend aufzuspringen. Er sehnte sich nach Wasser. Kühles blaues kristallines Wasser. Er würde lieber kämpfen müssen, als zu verdursten. So hatte er wenigstens noch eine Chance.
    Am Nachmittag begann er zu halluzinieren.
    Er war erstarrt, doch sein Körper brüllte nach Bewegung.
    Lichter und Bilder flossen durch seinen Verstand, nichts davon konnte er festhalten. Ein geliertes Denken, welches sich zu immer neuen Formen fügte. In diesen Momenten erkannte er, dass der Tod seinen Schrecken verlor. Er war wie ein Freund, der ihn mit offenen Armen empfing. Der auf ihn wartete und ihn begrüßte. Das Ende allen Leidens, unendlicher Frieden. Was er sah, hatte nicht mit Visionen zu tun, sondern es waren vertrocknende Phantasien, verdörrende Erinnerungen, harzige Gefühle, wie in Bernstein gebrannt, winzige Tropfen, für die Ewigkeit konserviert.
    Er war Connor von Nordbarken.
    Von seinem Clan verstoßen.
    Als Sklave verkauft.
    Und er schloss mit seinem Leben ab.
    Wieder zogen Illusionen durch seinen Schädel, wollten ihn von innen sprengen, während eine brutale unbarmherzige Sonne die Sandkristalle zum glühen brachte. Connor verlor das Bewusstsein, Sekunden, bevor er sich dazu entschloss, aus seinem unfreiwilligen Hitzegrab zu steigen.
    Als er erwachte, war es kalt und feucht um ihn herum. Zwei Herzschläge lang wusste er nicht, wo er sich befand. Sand rieselte in seine Mundhöhle und er hustete, prustete und richtete sich auf. Er riss die Augen auf und starrte in einen mit Sternen übersäten Himmel.
    Er sah sich um.
    Niemand, der wartete. Niemand, der nach ihm suchte. Vorsichtig kroch er unter der Sanddecke hervor und lugte über den Felsen. Der Halbmond beleuchtete die Wüste mit einem milden Licht. In ihm sah Connor die Fußabdrücke vieler Männer. Sie waren ihm sehr nahe gewesen.
    Ein Kichern brach aus ihm heraus, quälte sich durch seine brennende Kehle. Er hatte überlebt. Sie hatten die Jagd aufgegeben. Vermutlich hatten sie ihn ausgelacht und sich darüber amüsiert, dass er, anstatt in Richtung Wasser ins Hinterland geflohen war. Dorthin, wo er den sicheren Tod finden würde.
     
     
    Connors Gesicht zuckte und seine Gefährten sahen, dass er mit seinen neugewonnenen Erinnerungen kämpfte. Bama legte ihm die Hand auf den Unterarm. »Willst du es erst mal dabei belassen?«
    Connor schüttelte den Kopf. »Sehr viel gibt es nicht mehr zu berichten.«
    »Bei den Götter, du hättest verbrennen können«, murmelte Frethmar. »Du bist ein ganz schön harter Brocken, mein Freund.« Der Zwerg lächelte anerkennend.
    »Ich möchte meine Erinnerungen jetzt zu einem Ende bringen«, sagte Connor.
    Alle lauschten gespannt.
    »Es gelang mir, mich noch einige Tage zu verstecken, danach heuerte ich auf einem sehr früh ablegenden Handelsschiff an. Es war ein Zweimaster, die Amalia. Ich versprach harte Arbeit gegen eine Überfahrt nach Dandoria. Der Kapitän war ein anständiger Mann, was gut war für mich. Er ahnte zweifellos, was mit

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