Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
sah ihnen nach. In einer Hafenstadt war jedermann an fremde Rassen gewöhnt.
Bob fühlte sich unsicher. Es gab so unendlich viel zu sehen. Überall wurde gehandelt, Kinder sprangen durch die Gassen, Esel blökten, Karrenräder ratterten, Marktweiber lobten ihre Angebote aus, Halblinge und Trolle quetschten sich durch die Menschenmassen, für einen Moment meinte Bob, einen Elf erblickt zu haben. Die Häuser waren weiß, grau, holzfarbig, manche wirkten wie aus einem Guß, andere windschief und alt. Das alles hier überforderte den Häuptling der Barbs. Seine an Ruhe und Behaglichkeit gewöhnte Psyche sprang auf den Trubel an wie ein Schmetterling auf Hagel.
Bama nahm seine Hand, die er dankbar ergriff.
Im Gegensatz zu ihm wirkte sie gefasster und ruhiger.
»So viel Leben«, stöhnte Bob. »Alles läuft durcheinander.«
»Und wir laufen jetzt nach rechts«, zischte Bama und zog ihn mit sich. Er stolperte, noch immer an ihrer Hand, hinter ihr her. Sie drückte sich in einen Torweg und zog Bob an sich. »Gardisten«, flüsterte sie
»Hab ich nicht gesehen«, murmelte Bob. Er schüttelte sich wie ein nasser Hund. »Warum glaubst du, haben wir vor denen was zu befürchten? Sie haben uns laufen gelassen. Außerdem werden sie nicht auf zwei kleine Wesen achten. Hier findet man ja kaum sich selbst.«
»Und wenn wir uns täuschen?«
»Mmpf!« In diesem Moment war Bob so stolz auf sein Weib, dass ihm fast das Herz zersprang. Sie handelte überlegt und war fast so klug wie Bluma.
Atemlos quetschten sie sich in den Schatten. Die Gardisten stiefelten vorüber. Bob fuhr herum, als jemand ihn ansprach.
»Seid ihr Barbs?«
Bob traute seinen Augen nicht. Vor ihm stand ein Kind, welches sie beide neugierig ansah. Es war nicht größer als ein Barb – noch nicht. »Ich habe viel von euch gehört. Und nun sehe ich euch leibhaftig. Man sagt, ihr verlasst eure Insel nie.«
Bama strich dem Jungen über das Haar. »Ja, wir sind Barbs.«
»Warum seid ihr in Dandoria?«, wollte der Junge wissen. »Und warum habt ihr Angst vor der Garde?«
»Na, du bis aber ein neugieriges Menschenkind«, sagte Bama lächelnd.
»Habt ihr schon was zum schlafen?«, fragte der Junge. Seine blauen Augen funkelten und als er grinste, erkannten Bob und Bam sehr genau, wo einst die Milchzähne gewesen waren.
»Ja, mein Junge …«
»Ich bin der Steve.«
»Der Steve oder einfach Steve?«, fragte Bama nach.
»Einfach Steve«, kicherte der Junge.
» Einfach Steve oder Steve?«, fügte Bob hinzu. Der Junge machte ihm Spaß.
»Steve.«
»In Ordnung, Steve. Ja, wir haben eine Schlafstätte, aber vielleicht kannst du uns anderweitig helfen?«, fragte Bob. Bama kniff ihn in den Arm und ihr Blick sagte: Vorsichtig! Sei nicht zu vertrauensvoll!
»Hab sowieso Langeweile und für so legendäre Barbs tue ich gerne was« gab der Junge zurück. »Mann, das glaubt mir keiner. Echte Barbs. Wir haben ein Bett zuhause von eurem Holz. Das stimmt doch, die Sache mit dem Holz, oder?« Nun sah er drein, als würde ihn eine Enttäuschung völlig aus der Bahn werfen, deshalb beeilte sich Bob zu bestätigen, ja, es handele sich um Wareikenholz und das er, Steve, zuhause ein Bett daraus habe, sei ziemlich wahrscheinlich. Der Junge nickte stolz. »Barbholz.«
»Ich wusste nicht, dass wir so berühmt sind«, flüsterte Bama. Der Junge hatte gute Ohren, denn er sagte: »Wahrscheinlich, weil wir hier noch nie einen gesehen haben, obwohl man sagt, es gäbe einen Barb hier. Aber das mag Unsinn sein.«
Bob erstarrte. »Es gibt einen Barb in Dandoria?«
»Yepp – das sagt man.« Nun platzte Steve bald vor Stolz. Man nahm ihn ernst – und wenn es sich dabei um Barbs handelte, war alles bestens. »Aber ich hab’n noch nicht gesehen und vielleicht stimmt das ja auch gar nicht.«
»Wo will man ihn gesehen haben?« hakte Bama nach.
»Hier und dort.« Steve zog eine Schnute und machte deutlich, dass die Fragerei ihm nun nicht mehr gefiel.
»Nun gut – dürfen wir dir noch eine letzte Frage stellen?« fragte Bama mit sanfter Stimme.
»Ja, aber nix mehr von wegen einem Barb, den ich nicht gesehen habe.«
»Wohin bringen die Gardisten ihre Gefangenen?«
Der Junge zog die Augenbrauen zusammen und biss die Lippen zusammen. Er tippte sich gegen die Stirn, dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck. »Ist mir eingefallen. Soll ich euch hinbringen?«
Damit ihn alle mit uns sehen! Am besten alle seine Freunde!
»Zuerst erkläre es uns, dann führe uns hin«, sagte Bama.
Der
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