Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
hätte?
»Wir müssen dich sprechen, Frethmar«, sagte Ortax.
»Dachte ich mir«, grummelte Frethmar missmutig.
Chator setzte sich unaufgefordert auf einen Schemel und streckte die Beine aus. »Du bist ein mutiger Zwerg, Frethmar Stonebrock. Das wissen wir nun.«
»Da seid ihr die Einzigen ... Ansonsten hält mich jeder in der Stadt für einen Lügner.«
Chator grinste breit. »Das hast du dir selbst zuzuschreiben, junger Frethmar. Wir haben lange überlegt, ob wir dich rehabilitieren sollen, doch wir glauben, dass dies ein Fehler gewesen wäre.«
»Warum?« Frethmars Kopf schnellte hoch.
»Wie willst du lernen ohne Lehre?«, sagte Ortax und zog sich auch einen Schemel heran.
»Was wollt ihr von mir?« Frethmar war sich im Klaren darüber, dass er es am nötigen Respekt vermissen ließ. Es war ihm egal und die Ältesten schienen es nicht zu fordern.
»Ich will es kurz machen«, setzte Ortax an. »Es gibt Gerüchte, in der Mitte des Berges befinde sich Gold, sehr viel Gold. Ein unermesslicher Schatz.«
Frethmar spuckte ein Knöchelchen aus. »Solche Gerüchte gibt es immer wieder.«
»Diesmal scheint etwas daran zu sein«, fügte Ortax hinzu. »Unser Seher ist davon überzeugt. Außerdem kamen Arbeitsmannschaften zurück, die von einer zitternden Schwingung berichteten, die sie vernommen hatten.«
Die zitternde Schwingung bedeutete, dass der feine Zwergeninstinkt anschlug, wenn Gold in der Nähe war, entweder ein Schatz oder eine Ader. Die Grubenzwerge leisteten durch ihre Fähigkeit wichtige Arbeit für die Insel. Sie wurden sehr gut bezahlt und erhielten einen Anteil am Gewinn. Sie wurden von klein auf beobachtet und ihren Fähigkeiten gemäß eingesetzt.
»Dann sollen die Fachleute den Schatz suchen«, sagte Frethmar und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. »Was habe ich damit zu tun?«
»Zwei der Grubenmannschaft sind ins Schüttelfieber gefallen. Sie nahmen mehr auf als die zitternde Schwingung. Sie wurden von einem Gefühl überfallen, mit dem sie nicht umgehen konnten. Beide berichten von einer schwarzen Schwingung, etwas, das den Schatz überdeckt, vermutlich beschützt.«
Frethmar konzentrierte sich. Er verschränkte die Arme vor seinem Bart und wartete. Irgendwie ahnte er, was auf ihn zu kam.
»Wir wollen«, sagte Ortax, »dass du den Schatz suchst. Du bist erfahren im Kampf gegen Dämonen. Wir wissen, was du in der Höhle der Ahnen durchgemacht haben musst, auch wenn du uns weismachen willst, es wäre nichts geschehen. Du bist gesund aus der Höhle zurück gekehrt, und – um ehrlich zu sein – wir haben auch nichts anderes von dir erwartet. Deine Kampfeskünste sind uns schon seit geraumer Zeit aufgefallen und deine zwar sprunghafte und jugendliche, dennoch überragende Intelligenz kommt dazu.«
Frethmar schüttelte langsam den Kopf. »Also ... also war das eigentlich nur ein ... ein Test? Ihr wolltet wissen, was ich vermag, um mich ... um mich ...« Ihm fehlten die Worte. Bei den Göttern, er war nicht mehr als ein Werkzeug, er wurde manipuliert. »Es hätte, verdammt noch mal, auch schief gehen können. So wie bei Gorrik!«
Chator winkte ab. »In ein paar Tagen hat er sich erholt und kann auf eine große Erfahrung zurückblicken, die ihn reifer und besser macht.«
»Oder ihm für den Rest seines Lebens Alpträume bringt«, zischte Frethmar. Er hatte das Gefühl, seine Barthaare sträubten sich.
»Deine Sorge um Gorrik ist unbegründet«, erklärte Chator.
Frethmar starrte die beiden Zwerge an. In seinem Hirn arbeitete es. »Was habe ich davon?«, schnellte die Frage heraus.
Chator und Ortax blickten sich kurz an. Chator antwortete: »Du wirst der Held sein, der du gerne sein möchtest und finanziell bis an das Ende deiner Tage ausgesorgt haben. Zwerginnen werden sich um dich reißen, du wirst leben können wir ein kleiner König und deine Söhne werden deine Oden singen.«
Frethmar kniff die Augen zusammen. Sie sprachen fast wörtlich das aus, was er sich wünschte.
»Oder schätzen wir dich falsch ein?«, säuselte Chator und lächelte milde.
Frethmar versuchte, Ruhe zu bewahren. »Also begebe ich mich in Lebensgefahr, um der Stadt einen Schatz zu schenken und mir das ewige Glück?«
Die Ältesten schwiegen.
»Wir haben schon mehr Gold als wir benötigen. Die Schatzkammer ist prall gefüllt. Das weiß hier jedes Kind. Warum noch mehr Gold anhäufen?«, sagte Frethmar seelenruhig.
»Weil Zwerge so sind«, gab Chator knapp zurück.
Dem gab es nichts entgegen zu
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