Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Junge plapperte wie ein Wasserfall. Bob hatte nach der Erklärung das Gefühl, Dandoria sei derart riesig, dass sie den Kerker nie finden würde. Diese Strasse rechts, den Weg links, die Gasse geradeaus, da und dort vorbei und auf dieses und jenes Haus achten und später dann abwärts und wieder rechts und links und so weiter!
»Bringe uns hin«, unterbrach Bob den Redefluss des Jungen. Er war baff, als sie nur wenige Minuten später etwas entfernt einen grob gemauerten Bau sahen – ihr Ziel. Gardisten patrouillierten davor.
»Das isser«, sagte Steve und glühte vor Begeisterung. »Wollt ihr wen besuchen? Oder …« Seine Stimme sank zu einem verstohlenen Flüstern. »Oder jemanden befreien? So, wie in den Liedern, die unser Barde gesungen hat, bevor er mit dem König zusammen den Riesen verjagte?«
»So ähnlich«, blinzelte Bama, hob die Hand, um dem Jungen die Wange zu streicheln, aber verharrte in ihrer Bewegung. Bob spürte ihre Zuneigung zu Steve und Trauer um ihren Sohn, den sie beim Drachenüberfall auf Fuure verloren hatten, stieg brennend in ihm auf.
Als hätte der Junge gemerkt, dass sich etwas in der Seelenlage seiner Eroberung geändert hatte, schwieg er und schaute ihnen in die Augen.
»Du weißt viel, nicht wahr?« fragte Bama.
»Na klar …« Steves Stimme war nunmehr ein Flüstern und Bob bewunderte das Menschenkind für dessen Sensibilität und Empathie.
Bama rang mit sich, dann fragte sie: »Sagt dir der Name Agaldir etwas?«
Steve machte einen Schritt zurück, wobei er unentwegt den Kopf schüttelte.
»Doch, du weißt, um wen es sich handelt«, setzte Bob nach und versuchte, seine bebende Stimme zu beruhigen.
»Nee, nee – weiß ich nich. Und sonst - sonst weiß ich auch nix. Nix von einem Barb nich und auch nix von dem Kerker und von Abenteuern und davon, jemanden von dort zu befreien!« Er wandte sich um und lief so schnell davon, wie ihn seine Füße trugen. Innerhalb weniger Atemzüge war er im Gewimmel der Stadt untergetaucht.
Bama zupfte Bob am Ärmel, doch es war zu spät.
Drei Gardisten lösten sich aus der Patrouille und kamen mit zackigen und schnellen Schritten auf sie zu.
Bluma ging es ähnlich wie ihrer Momma und ihrem Bobba. Allerdings nur eine kleine Weile, dann begann sie den Odem der Stadt aufzusaugen. Das alles war ihr heute Morgen nicht so aufgefallen wie jetzt – nun ja, sie waren umgehend in die Schenke gegangen, die nahe bei dem Hafen lag. Sie genoss jede Sekunde. Hierauf hatte sie unzählige Monde lang gewartet. Und nun hatte sich ihr Wunsch erfüllt.
Mit Wehmut dachte sie an ihren damaligen Freund Binko, der in der Nacht vor ihrer geplanten Flucht von Fuure gestorben war. Was würde er sagen, könnte er sie nun hier sehen? Eine Träne stahl sich in ihren Augenwinkel.
Darius beugte sich zu ihr herunter. Er musterte sie besorgt, doch sie zog den Schnodder hoch und spuckte aus. Liebe Güte – so war das stets. Dieser schöne Mann war ein Dämon und andererseits so verdammt sensibel … Sie schaute ihm in die braunen Augen und er grinste. »Ist ganz schön viel für jemanden, der auf einer Insel lebte, stimmt’s?«
»Ja«, nickte sie. »Und doch habe ich es mir stets gewünscht.« Und sie erzählte ihm mit knappen Worten von ihrer Sehnsucht. Darius legte ihr eine Hand auf die Schulter und es überlief sie warm. Bei Boos und Broom, war sie dabei, sich in diesen Mann zu verlieben? Sie, ein kleines fettes Barbmädchen mit strubbeligen Haaren und Knollennase? Das konnte nie gut gehen und würde sie unglücklich machen, versuchte sie sich in Rationalität zu flüchten, was eigentlich sonst ziemlich gut funktionierte.
»Und ihr wäret tatsächlich mit dem nächsten Schiff nach Fuure zurückgekehrt?«, wollte Darius wissen. Er wich einem Karren, der mit Kürbissen beladen war, aus, doch der Kutscher schimpfte hinter ihm her.
»Ja, so war es geplant. Wir hatten Briefe geschrieben, in denen alles geklärt war.«
»Die niemand fand oder las, nehme ich an?«
»So ist es.« Auch hierzu hatte sie eine traurige Erinnerung, doch die wollte sie sich jetzt sparen. Für einen Moment war sie versucht, Darius Hand zu nehmen. Als er ihre Finger ergriff, wäre sie fast ohnmächtig geworden. Genauso, wie es beim ersten Mal geschehen war, als sie ihn gesehen hatte – in Dämonengestalt.
Jetzt latsche ich wie eine missgebildete Tochter neben ihm her!
Sie entwand ihre Finger seinem Griff und war froh, mit der Hand auf etwas zeigen zu können. Eine intuitive Geste,
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