Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Licht warf geheimnisvolle Schatten. Der Gang war steil und Frethmar rutschte auf dem Hosenboden, sich mit den Haken abstützend hinunter. Er achte darauf, dass sich Axt und Hammer nicht verkanteten, schließlich wollte er sich nicht selbst verletzen. Unten angekommen, patschte er sich Staub und Dreck von der Hose, rückte seinen Gürtel zurecht, schob seinen Haarring gerade, achtete darauf, dass seine Fingerringe fest saßen und starrte nach vorne. Der Schein der Fackel trug nicht weiter als drei, vielleicht vier Schritte. Was dahinter war, lauerte in totaler Schwärze. Er zog die Axt. In der Linken hielt er die Fackel, rechts die Axt.
Er kam sich einigermaßen dämlich vor. Hier gab es nichts, vor dem er sich fürchten oder schützen musste. So wie er es sah, handelte es sich um einen zwar alten, aber dennoch haltbaren Stollen. Er tapste Schritt für Schritt vorwärts. Der Boden war plan und trocken. Er schnupperte. Es war kühl und es roch nach Metall, ein schwerer harter Geruch. So roch Stein. Doch wie roch Gold?
Das hatte Frethmar nie gelernt und er fragte sich, wieso die Ältesten der Meinung waren, ausgerechnet er würde den Schatz finden? Man konnte nur dann ein Held werden, wenn man eine schier unglaubliche Aufgabe löste, etwas fast Unmögliches leistete.
Diese Sichtweise beruhigte ihn und er fasste neuen Mut. Er ging weiter, inzwischen hielt er die Axt gesenkt. Das Maguslicht zischte und bretzelte. Er hielt inne und lauschte. Hatte er ein Geräusch vernommen? Das wäre nicht verwunderlich gewesen. Immer wieder lösten sich Steine aus dem hangenden und fielen zu Boden. Frethmar tastete an seinen Kopf. Warum hatte man ihm keinen Grubenhelm gegeben? Würde ein solcher Stein ihn treffen, konnte es sein, von ihm erschlagen zu werden. Vorsichtig linste er nach oben. Dort schien alles stabil zu sein.
Knack! Glugger!
Er stutzte. Dasselbe Geräusch. Es klang, als würde ein Knochen zermalmt. Jedenfalls stellte sich Frethmar das so vor. Allerdings passte das Gluggern nicht dazu. Dieses erinnerte ihn eher an seinen eigenen Magen – wenn er hungrig war.
Ein hungriger Dämon!
Unfug!, rief er sich zur Ordnung. Dämonen hatten kein Bauchknurren. Er biss die Zähne zusammen und setzte seinen Weg fort. Der Stollen schien unendlich lang zu sein und der Zwerg verlor das Zeitgefühl. Er setzte die Axt ab, tastete nach seinem Wasserschlauch und stärkte sich. Einige Tropfen liefen durch seinen Bart.
Öööööch!
Frethmar fuhr herum. Das Licht folgte ihm. Dieser Laut war hinter ihm entstanden. Er hallte sanft nach und schlug sich an den Wänden des Stollens tot. Frethmars Nackenhaare stellten sich auf und er bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut. Wie hatte er annehmen können, das, was diese Geräusche machte, sei vor ihm. Ebenso gut konnte es hinter ihm sein und darauf warten, seine Zähne in Frethmars breiten Zwergenrücken zu schlagen.
Er ging eine Weile rückwärts, dann seitlich, während sein Blick von links nach rechts und wieder zurück schnellte. Hier das Licht, dort die Dunkelheit, schwer wie Sirup.
Wann endete dieser Stollen endlich?
Und was kam dann?
Vorsichtig tastete Frethmar sich weiter. Ihm entfuhr ein kiekender Laut, als er hinter sich ein Pochen vernahm. Hinter seinem Rücken, an der Stollenwand. Er fuhr herum und starrte den Stein an. Bei den Göttern, er hatte es gespürt. Als schlage jemand gegen eine Kerkerwand, jemand, der die Aufmerksamkeit seiner Retter erringen wollte.
Das konnte nicht sein. Laut Chator gab es keine Schwesterstollen. Dennoch war dort etwas, oder hatte er sich das eingebildet? Waren seine Nerven überreizt? Er schob die Axt in den Gürtel und untersuchte mit dem Maguslicht die Wand. Er strich mit spitzen Fingern darüber. Sie war kühl und feucht. Nichts wies auf etwas hin, dass anders war als eine Stollenwand.
Wumm!
Frethmar stolperte zurück und prallte an den gegenüber liegenden Fels. Das war keine Einbildung. Jemand machte auf sich aufmerksam. Hinter diesem Fels gab es etwas. Und dieses Etwas wollte, dass Frethmar sich darum kümmerte.
Er zückte den Hammer und schwang ihn. Als der schwere Hammerkopf gegen den Fels schlug, rumorte es ohrenbetäubend. Jetzt nicht aufhören, weitermachen, bevor der Mut sich in hemmungslose Furcht auflöst. Ein dritter Schlag. Gestein bröckelte und Risse zogen durch den Fels. Frethmar verharrte, untersuchte die Wand aufs neue, dann traf er eine Entscheidung.
Mit weiteren vier Schlägen legte er einen Hohlraum frei. Er verkantete
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