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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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ist Gidweg nicht mehr als ein Haufen Stein, umgeben von einem Grüngürtel, der in die kleine Stadt Trughstedt und ihren Hafen mündet.
    Dieser Hafen ist Dreh- und Angelpunkt der Insel, denn hier werden alle jene Güter verschifft, die in den Meisterschmieden von Gidweg geschaffen werden.
    In Dandoria wusste man die Waffen und die Arbeitsgeräte von der Insel der Zwerge, wie man Gidweg dort nannte, zu schätzen. Zwar ließen sich die ausgefuchsten Kaufleute der Zwerge, die man Heimdaller nannte, nicht lumpen, aber was man beim Einkauf von Wareikenholz bei den Barbs sparte, durfte für andere Gegenstände gerne mehr ausgegeben werden.
    Die fünfzigfach gefalteten Schwerter und die wunderbaren Kampfäxte, welche die Essen der Gidweger verließ, galten als unzerstörbar. Die Pferdegeschirre klangen rein wie Glöckchen und das Essbesteck war so fein ausgewogen, dass sogar König Rondrick von Dandoria mehrere davon besaß. Ziemlich viele sogar, denn stets wurden bei einem seiner zahllosen Bankette Messer und Gabeln gestohlen.
    Die Zwerge von Gidweg hielten viel auf sich.
    Sie waren hervorragende Handwerker, einerlei, ob sie mit Metall oder Holz umgingen. Sie konnten filigrane Uhrwerke genauso bauen wie Axt und Hammer. So, wie ihre Güter, waren sie geschaffen worden. Aus den Knochen des Gottes Starklin und dem Fleisch des Gottes Sviufir.
    Sie waren stolz darauf, niemals Maden im Fleisch des Urriesen Ymir gewesen zu sein, sondern ein eigenständiges Volk, welches sich nicht mit Trollen oder Gnomen vermischt hatte. Das hatte dazu geführt, dass ein Gidweger ein schöner Zwerg war.
    Etwas mehr als vier Fuß hoch, mit dunkelbrauner Haut, flinken Augen, kräftigen Zähnen und fülligem Bart. Die Frauen waren wohlgerundet, nicht allzu klug, und selten gab es Probleme mit ihrer Willigkeit.
    Alte Gerüchte besagten, die Zwerge von Gidweg würden bei Sonnenschein zu Stein erstarren, aber das war bodenloser Unsinn. Im Gegenteil liebten sie die Sonne, denn Hitze machte durstig und nichts ging über einen guten Schoppen Bier.
    Noribur, dessen Vater der Bewahrer des Goldes gewesen war, den man in der Güldenen Halle aufbewahrte, fuhr sich mit dem Handrücken durch den Bart. Er rülpste herzhaft und fing an zu weinen. »Warum haben die Drachen das getan?«
    Frethmar Stonebrock nickte düster. »So viele sind tot.«
    Walberan, der Wirt, trat hinzu. Sein runder Bauch spannte die Schürze. »Was haben sie gesucht?«
    Frethmar zuckte mit den Achseln. »Sie haben nichts gesagt. Sie haben Feuer gespien, sind in unsere Höhlen eingedrungen und wieder verschwunden.«
    Noribur wischte sich die Augen trocken. »Man zählte mehr als siebzig Tote. Siebzig unseres Volkes, deren Verwandte und Angehörige nicht wissen, warum dies geschehen musste.«
    Walberan grunzte und füllte aus einem Krug die Becher seiner Gäste. »Ich habe nie zuvor einen Drachen gesehen. Und diesmal waren es gleich drei. In den Sagen sind Drachen keine mordlustigen Wesen.«
    »Das macht es ja so schlimm«, stieß Frethmar hervor. »Entweder unsere Sagen lügen oder ...«
    »Fret! Unsere Sagen lügen nicht! Lass das niemanden hören, sonst werfen sie dich in die Hitzehöhle. Lass also den Unsinn!«, dröhnte Kili von der anderen Seite der Schenke und hob seinen Becher. »Heb dir deine schöngeistigen Überlegungen für deine Gedichte auf. Wen interessiert’s, was du dir wieder einfallen lässt?! Viel wichtiger ist, dass wir in den nächsten Tagen trauern werden. Die Schwester meines Weibes, unsere gute Litra, wurde verbrannt.«
    »Und dann bist du nicht bei deinem Weib, du Tölpel?«, schnauzte Frethmar zurück. »Du besäufst dich und lässt Dainna alleine in ihrem Kummer?«
    Kili schwieg, unter seinen buschigen Augenbrauen blitzten dunkle Augen. Er hieb den Becher auf den Tisch und es gab eine Bierlache.
    »Besser, man hat kein Weib, keine Familie – so wie du, Fret«, murmelte Noribur, der nicht mal aufblickte. »Das erspart dir eine Menge Kummer.«
    »Glaubst du das?«, grunzte Frethmar. »Denkst du wirklich, ich fühle nicht mit dir?« Er sah sich gefällig um. »Unser Nori will also wissen, wie es mir geht? Nur weil ich alleine lebe, habe ich keine Gefühle?«
    Er war etwas betrunken und seine Zunge war zu locker – mal wieder. Und wenn er nicht aufpasste, würde er sich damit Ärger einhandeln. Heute waren die Bürger von Gidweg nicht zu Späßen aufgelegt. In den Höhlen und Gruben, in den Hütten und Grotten flossen Tränen. Ein grauer Dunst lag über der Insel und

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