Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
sich die Haare. »Ich wollte nur sagen, dass die Drachen sie nicht ...«
»Nicht getötet haben? Aber sie haben sie entführt. Ist das nicht schlimm genug? Kannst du garantieren, dass sie noch lebt? Kannst du das?«
»Hätte die Drachen Bluma töten wollen, wäre das sofort geschehen – sie wird noch leben, Liebste. Oh ja, sie lebt noch!«
Bob und sein Weib waren nicht die einzigen, deren Herz brach.
Bamba tot! Bluma entführt!
Bamba tot! Bluma entführt!
Bamba tot! Bluma entführt!
Ein immerwährender Singsang des Grauens erfüllte Bob, und er wusste, dass es Bama nicht anders erging.
Börre stand abseits und starrte verloren ins Nichts. Sie hatte ihren Mann verloren, diesen wunderbaren Barb, der Bobs bester Freund gewesen war. Sie würde ihm nie wieder gebratene Truthähne an den Amboss bringen, ihn nie wieder mit ihrem köstlichen Bier beglücken.
Bama ließ Bob alleine, ging mit unsicherem Schritt zu Börre und nahm sie in den Arm. Sie streichelte den Rücken ihrer Freundin.
Bob versuchte, einen klaren Kopf zu behalten.
Wie tapfer meine Bama ist.
Bei den Göttern – ich habe ein wunderbares Weib!
Er sah sich um. Lachen, Tränen, alles ging durcheinander. Ein paar überlebende Trolle kamen hinzu. Sie hopsten auf und nieder und schnatterten etwas in ihrer eigenen Sprache. Die Hohe Sprache, die alle Wesen in Mittland benutzten, was jetzt nicht wichtig. Diese Gefühle musste man nicht deuten. Sie waren klar.
Die Trolle litten und weinten. Einige von ihnen wälzten sich verzweifelt auf dem Boden, andere lagen still ausgestreckt und starrten mit weit geöffneten Augen in die Sonne, als wollten sie sich blenden.
Bakloo, ein freundlicher Barb, der sehr gut kochte, tröstete die spirreligen Kerle, und als ihm unversehens zwei Trolle an der Brust hingen und heulten, als er den beiden sanft über die warzigen Rücken strich, als jede Distanz, jedes Vorurteil aufgehoben war und die Trauer sie gleichmachte, kroch ein Laut Bobs Kehle hoch, wie er ihn noch nie von sich gegeben hatte.
Ein endloser Schluchzer, geboren aus Hass und Liebe.
So viele waren gestorben.
So viele – und wofür?
Der Mörder Bamig fehlte. Man hatte in der allgemeinen Aufregung vergessen, ihn von seinen Fesseln zu befreien. Er war in der Hütte, in die man ihn gesperrt hatte, jämmerlich verbrannt.
Eine schwere Hand legte sich auf Bobs Schulter.
»Es tut mir Leid, mein alter Freund«, brummte Bulraz. »Es tut mir so unsagbar leid.«
Bob nickte. Gerne hätte er etwas dazu gesagt, aber welches Recht hatte er, seine persönliche Trauer hervorzuheben, wenn es so vielen ähnlich oder gleich ging? Sie alle hatten, wenn auch manche kein Familienmitglied, so doch Freunde und gute Bekannte verloren. Sie waren eine verschworene Gemeinschaft gewesen. Es würde lange dauern, bis geklärt war, wer noch lebte. Einige Barbs wurden vermisst.
Bama trat zu ihm, Börre in ihrem Arm. Beide Weiber weinten. Der raue und knurrige Bulraz stellte sich zwischen sie und umfasste beide Frauen an den Schultern. Bob tat es ihm von vorne nach und so umarmten sie sich, drückten sich aneinander und gemeinsam ließen sie ihren Tränen freien Lauf.
Rordril und Cybilene kreisten über der Stelle im Südmeer, die den Übergang nach Unterwelt markierte. Das ‚besondere‘ Wesen hing in Rordrils Klauen. Es war ohnmächtig.
»Bruder, warum hast du ausgerechnet diese Barb ausgesucht?«, fragte Cybilene mit der Kraft ihrer Gedanken.
»Sie strahlt«, antwortete Rodril knapp und auf dieselbe Weise.
»Bist du sicher, da du Lord Murgons Willen erfüllt hast?«, hakte Cybilene nach.
»Ja. Obwohl er sich vage hielt. Er vertraute unseren Sinnen. Also muss es richtig sein.«
»Dieses Wesen ist so ... unscheinbar«, meinte Cybilene.
»Nur ihr Körper ist es. Ihr Geist jedoch ist wie eine magische Welt. Sie weiß Dinge, sie ist klug«, erklärte Rordril.
Die Roten Drachen schwiegen und kreisten weiter, bis Cybilene fragte: »Warum haben wir so viele getötet, Bruder? Warum waren wir so grausam, obwohl es unserem Ziel nicht dienlich war?«
»Um uns zu stärken. Damit wir deren Kraft aufnehmen und an Lord Murgon weitergeben können«, sagte Rordril.
»Kraft aufnehmen von diesen harmlosen Wesen?«
»Ja, von diesen harmlosen Wesen! Außerdem liegt es in der Natur des Drachenkampfes, einen Gegner zu zerstören.«
»Sie waren nicht unsere Gegner, Bruder. Sie waren verängstigt. Wir sind keine Mörder ...«
»... und haben gehandelt wie Mörder!«
»Was ist mit
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