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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Er schnaufte und legte, wie es seine Art war, die fleischigen Finger auf die Tischplatte und betrachtete seine Ringe. Er hatte sein bestes Gewand angezogen. »König Rondrick ist verschollen, seine Gattin ist ebenfalls tot. Über Syndar und Dorr muss ich keine Worte verlieren. Dandoria hat keine Führung.«
    Nordon Driúel sah auf. Mit seiner eleganten Stimme sagte er: »Wir brauchen einen neuen König und ich wette, Ihr stellt Euch zur Wahl?«
    Balger reckte sich, soweit das seine Leibesfülle zuließ. »Ja, so ist es!«
    Gorr Hardis grinste. »Bei allem Respekt, Inquister, aber das kann doch nicht Euer Ernst sein? Vor ein paar Tagen seid ihr mit verwirrtem Geist durch die Strassen gekrochen und nun...«
    Balger versuchte, gelassen zu bleiben, aber er notierte sich Hardis’ Namen im Geist. »Nur Fehler machen uns menschlich, mein lieber Hardis. Soll das Volk doch wissen, dass ich nicht perfekt bin. Letztendlich war ich derjenige, der Dandoria vom aufkeimenden Diktat eines kleinen Wahnsinnigen befreit habe.«
    »Nun ...«, meinte S’on D’uur »Wie man sagt, ward nicht Ihr das, sondern zwei Amazonen.«
    »Spielt das eine Rolle?«, hakte Balger nach.
    »Ich bitte um das Wort«, fiel Claudel ein. »Ich hatte das Vergnügen, an Inquister Balgers Seite zu sein. Ich durfte seinen Mut genießen, mit dem er nicht nur Störmer, sondern auch sechs weiteren Gardisten entgegen trat. Er stellte sich gegen die Diktatur. Er bewies sich als ein Mann der Gerechtigkeit. Er verhinderte, dass Unschuldige exekutiert wurden?«
    »Unschuldige?«, ließ sich Xol Dipper verlauten und stierte über seine Augengläser. »Sie haben unsere Burg für ein Schlachtfest missbraucht ...«
    »... weil sie angegriffen wurden«, fuhr Balger dazwischen. »Sie wollten sich aus Störmers Händen befreien. Wer von uns, liebe Freunde, hätte sich anders verhalten?«
    »Ich«, sagte Nordon Driúel kühl. »Ich bin kein Kämpfer.«
    »Eben«, sagte Balger. »Doch diese Vier nahmen es mit einer kleinen Armee auf und ihnen gelang die Flucht.«
    »Das sollte jetzt aber nicht das Thema sein«, unterbrach Claudel. »Wichtig scheint mir, dass Inquister Balger sich als tapferer Mann bewies.«
    »Was meint Ihr dazu, Magister?«, fragte Driúel.
    Agaldir hob den Kopf. Hinter ihm ging die Sonne unter und tauchte die Bibliothek in ein warmes Licht. »Meine Gedanken mögen vielfältig sein, doch diese klare Frage darf ich nur mit der Wahrheit beantworten. Ja, Inquister Balger verhielt sich tapfer.«
    Ein feines Raunen huschte durch die Bibliothek.
    »Seht Ihr«, fiel Claudel ein. »Es geht nicht um Magie, sondern um Integrität und Courage. Beides bewies der Inquister. Was also sollte uns daran hindern, ihn auf den Thron zu setzen?«
    Agaldir hob den Finger, eine fast schüchterne Geste. »Solange manche Hähne glaube, nur wegen ihnen gehe die Sonne auf und solange der leere Schlauch vom Wind aufgeblasen wird, jedoch der leere Kopf vom Dünkel, ist selbst Mut nur die Irrigkeit des Wahnsinns.«
    Alle starrten den Blinden Magister atemlos an und dachten über seine verschnörkelten Worte nach. Balger begriff und formte seine Finger zur Faust. Diese landete verhalten pochend auf dem Tisch. »Verzeiht, Magister, aber ihr scheint zu vergessen, dass Ihr nur als Gast an diesem Tisch sitzt.«
    Agaldir blickte Balger mit trüben Augen an und die Tätowierungen auf seine Haut bewegten sich wie Schlangen. »Nein, Inquister. Ihr habt mich geladen, damit ich Euren Mut bezeuge und das habe ich getan.«
    »Und was sollte das danach?« Balger gab sich Mühe, seine Stimme im Zaum zu halten.
    »Nur wer denkt, vergleicht, Inquister. Dieses und jenes, heute und morgen, dunkel und hell.«
    »Ihr sprecht in Rätseln, Magister.« Man sah Balger den Ärger an.
    »Nein, lieber Inquister. Ich spreche sehr klar und habe alles gesagt. Ich danke Euch für die Freundlichkeit, einer so wichtigen Versammlung folgen zu dürfen.«
    Claudel verschluckte sich fast. Agaldir nahm ihnen den Wind aus den Segeln. Der Magus hangelte nach Worten und setzte sich aufrecht. »So soll es sein. Ich bin derjenige Magus, der jeden, der es will, nach Unterwelt bringen kann. Ich werde an Inquister Balgers Seite sitzen und Ihr werdet ihn unterstützen.«
    Seine Sätze waren wie Paukenschläge. Balger riss die Augen auf. Von seiner Lippe tropfte Schweiß. Claudel hatte die Fassung verloren, was nicht zuletzt an seiner krankhaften Eifersucht auf den Magister liegen mochte. Claudel hatte alles zerstört. Er hatte sich

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