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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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seinen knurrenden Magen. Immer wieder glitt sein Blick zu Connor hin, der leise vor sich hin schnarchte. Es dauerte lange, bis Frethmar einschlief.
     
     
    Katraana spitzte die Ohren.
    Sie meinte einen Ruf zu hören, der ihr bis ins Mark drang. Ihr Name. Jemand rief ihren Namen. Ja, es gab keinen Zweifel.
    »KATRAANA!«
    Sie zuckte zusammen und instinktiv versuchte sie, Schutz zu suchen. War das Magie, ein Zauber, der sie gleich umhüllen und vernichten würde? Nein, so schien es nicht. Sie stützte sich auf ihr Schwert und blickte sich um. Ein Blinder hätte ihren Weg verfolgen können, denn er bestand aus weißem Schleim, abgeschlagenen Gliedern und zuckenden Dämonen, die ihr mit schreckgeweiteten Augen hinterher starrte.
    Was geschah mit ihr? Sie stellte sich diese Frage, doch im selben Moment schien diese Frage nicht mehr wichtig zu sein. Noch nie in ihrem Leben hatte sie eine solche Düsternis in ihrer Seele verspürt. Das musste mit diesem Ort zusammenhängen. Sie war gezwungen, ständig zu kämpfen – oder provozierte sie die Herausforderungen?
    Beides schien möglich.
    Zudem spürte sie seit kurzer Zeit eine Leere, die sie nicht begriff. So, als wäre ein Teil von ihr genommen worden, als wäre ein guter Freund gestorben oder ein schlimmer Traum in den Sonnenschein entschwebt. Es war nur eine Schwingung und auch sie mochte mit diesem Ort zusammenhängen.
    Und nun der Ruf. Eindeutig ihr Name. Die Festung ragte vor ihr auf wie ein graues Ungetüm. Sie musste den Kopf in den Nacken legen, um den Stein ganz abzuschätzen. Über ihr pulsierten graue Wolken, und sie vermutete, dass es gleich Regen geben würde.
    Sie war den schweren Weg gegangen, hatte sich Magus Claudel anvertraut und war gestorben – für eine Weile. Oder für immer? War sie tot und nun mehr als nur ein Besucher im Land der Dämonen, in dieser dunklen Welt? War sie selbst ein Dämon? Fürchteten sich deshalb die meisten Kreaturen vor ihr, die weghuschten und mit panischem Blick über die verwachsenen Schultern schauten? Oder sie angriffen, um einen schnellen Tod nach dem Tod zu finden? Würde auch sie weißen Schleim bluten, wenn sie sich verletzte?
    Sie blieb stehen, zog ihr Messer und ritzte sich in den Handballen. Es blutete. Rotes Blut! Soviel stand fest, sie war eine Elfe.
    »KATRAANA!«
    Ihr Herz stolperte und sie suchte das Gemäuer ab, um zu sehen, woher der Ruf gekommen war. Nichts! Abgesehen von... Licht schnellte hoch, der Fels schien von innen heraus zu glühen, so grell, dass Katraana sich die Handfläche vor die Augen hielt und durch einen Fingerschlitz blickte. Die Festung glühte, waberte und sah aus, als wolle sie jeden Augenblick explodieren.
    Wo konnte sie sich verstecken?
    Und musste sie das überhaupt?
    Und erneut ein Schrei. »GWENAEL!«
    Schlagartig verlosch das Licht und die Festung war wieder was sie war. Katraana erkannte, dass hinter den Mauern eine unvorstellbare magische Kraft gelodert hatte. Und sie wusste, zu wem diese Kraft gehörte.
    Zu Feiniel!
    Zu Murgon, dem Lord der Unterwelt.
    Sie bleckte die Zähne und Wind, der von irgendwoher zu kommen schien, wehte durch ihr Haar.
     
     
    Balger blickte sich um. Er war zufrieden. Alle waren da.
    Zehn Fuß hohe Regale führten um die Bibliothek. Hier wurden Schriften und Bücher aufbewahrt, eine kleinere Ausgabe der Sammlung, die sich im Kellergeschoss der Burg befand. Der mit grauen Steinen geflieste Boden war mit wertvollen Teppichen ausgelegt, Kunstwerke der Fartak, die dem Raum Wärme verliehen. Mit Kristall geschützte Kerzen sorgten für Atmosphäre, offenes Feuer war in diesem Raum verboten. In der Mitte stand ein massiver Holztisch mit acht Stühlen. Der belehnte Stuhl am Kopf war der des Königs.
    Hier hatte Balger zuletzt gesessen, als König Rondrick ihm den Befehl gegeben hatte, nach Unterwelt zu gehen, um Lord Murgon zu befragen. Ein lächerlicher und höchst gefährlicher Befehl.
    General Moren Syndar, der dabei gewesen war, war tot.
    Schatzmeister Redus Dorr ebenfalls.
    Der Halbling S’on D’uur hingegen blickte Balger aus missmutig wirkenden Augen an. Nordon Driúel, der Elf hatte eine regungslose Miene. Gorr Hardis, der Troll, schwieg und stank. Xol Dipper, ein menschgewordener Bücherwurm, hager, bleich, mit großen handgeschliffenen Augengläsern, stützte das Kinn auf die Hand. Magus Claudel blickte von einem zum anderen, der Blinde Magister Agaldir wirkte abwesend.
    Der Stuhl des Königs war verwaist.
    »Störmer ist tot!«, sagte Balger hart.

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